Immundefekte primäre Hautveränderungen

Zuletzt aktualisiert am: 01.08.2022

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Definition

Primäre Immundefekte: Unter dem Begriff "Primäre Immundefekte, synonym: PID/Immundefizienz-Syndrome/Immungmangel-Erkrankungen" werden mehr als 400 verschiedene Erkrankungen des Immunsystems zusammengefasst, die durch eine passagere oder auch permanente Störung der Abwehrfunktion gekennzeichnet sind, bei denen der Immunmangel angeboren ist, familiär gehäuft auftritt und/oder vererbt werden kann (s.unter Immundefekte primäre/Übersicht und Einteilung).
Klinisch treten Primäre Immundefekte meist, aber nicht immer (z.B. Fiebersyndrome) durch eine pathologische Infektanfälligkeit in Erscheinung. PIDs können sich in allen Organen manifestieren, wobei die Oberflächenepithelien in Haut, Lunge, Darm und Urogenitaltrakt am häufigsten betroffen sind.

Unter den PIDs ist die "Common Variable Immundeficiency", kurz CVID, am häufigsten. Typische Warnsignale verbergen sich hinter den Akronymen:

  • ELVIS (Erreger: ungewöhnlich; Lokalisation: atypisch; Verlauf: lange; Intensität: schwer; Summe: sehr häufig)

und

  • GARFIELD (Granulome, Autoimmunität, Rezidivierendes Fieber, Ekzem, Lymphoproliferation,  Darmentzündung) ab.

Die folgende Tabelle gibt eine alphabetisch gelistete Übersicht über Hautveränderungen die im Zusammenhang mit primären Immundefekten auftreten können:

Einteilung

Primäre Immundefekte und Hautveränderungen- A-Z - Tabelle variiert n. Schremel S/Berneburg M)
___________________________________

Abszessbildungen der Haut/rezidivierende/schwere  

Alopezie

Anaphylaktische Reaktionen

  • TACI Defekt /Mutationen im TNFRSF13B-Gen/selektiver IgA-Mangel Typ2; bei IgA-Antikörpern Gefahr anaphylaktischer Reaktionen bei Serum- oder Bluttransfusionen
  • Hereditäres Angioödem /Mutationen im C1-Esterase-Inhibitor-Gen (11q11-q13.1). Der Mangel des C1-Esterase-Inhibitors führt zur Aktivierung des Komplementsystems, was wiederum zu niedrigen Plasmakonzentrationen des Komplementfaktors C2 führt (s. a. Angioödeme hereditäre/Übersicht) . 

Atopische Diathese

  • CARD11 Defekt/Mutation im CARD11-Gen/rezidivierende Atemwegs- und kutane Virusinfektionen, atopische Diathese, Eosinophilie, Nahrungsmittgel-Allergien, Lymphom
  • Comel-Netherton Syndrom /Mutation im SPINK5 -Gen; angeborene Ichthyose, Bambushaare, atopische Diathese, bakterielle Infektionen, Gedeihstörung. IgE erhöht.

Candidiasis mukokutane

Dermatofibrosarcoma protuberans

  • SCID/Mutation in ADA

Ekzematöse Hautveränderungen

Eosinophilie (Hämatoeosinophilie)

Dermatomyositis

Erythrodermie

  • IPEX-Syndrom/Mutation in FOXP3
  • Comel-Netherton-Syndrom/Mutation in SPINK5
  • OMENN-Syndrom/Mutation in RAG1/2
  • SCID/ Mutationen in den Genen: ADA/ CD3delta/epsilon/ IL7R/ JAK3/ PNP/ RAG1/2 (Mutationen in diesen Genen verursachen SCID mit Exanthemneigung)

Exantheme

Granulome der Haut

Follikulitiden

Akne-artige Hauterscheinungen (Hidradenitis suppurativa)

Haaranomalien

Hypohidrose

Ichthyosen

Infekte, bakterielle

Infekte, virale (allgemein)

Infekte, virale (Herpes Virus-Infektionen -HSV/EBV/Zytomegalie)

Infekte kombinierte -bakterielle, virale, mykotische

Lichtempfindlichkeit

Lipodystrophie

  • Candle-Syndrom (anuläre Erytheme, Lid- und Lippenödemen, fortschreitende periphere Lipodystrophie) Mutation in PSMB8

Livedo-Syndrome

  • Vaskulitis, Autoinflammation, Immunschwäche und hämatologischen Defekte/Mutation in ADA2-Gen

Lymphome

Lupus erythematodes systemischer (SLE) und SLE-ähnliche HV 

Molluscum contagiosum (schwer und persistierend)

Anfälligkeit für Mykobakteriosen

Onychodystrophie

Pannikulitis

  • OTULIN Defekt/Mutation in OTUlin-Gen: Fieber, Diarrhöe und inflammatorische Exantheme (s.u. Autoinflammation- Pannikulitis- Dermatose-Syndrom.

Petechien/Purpura

Palmo-plantare Hyperkeratosen

Photosensitivität

Pigmentstörungen (Hypo- und Hyperpigmentierungen/Café au lait Flecken)

Psoriasis und psoriasiforme Exantheme

  • IL10 Defekte/Mutation in IL10RA/IL10RB
  • ICF-Syndrom/Mutation in DNMT38/ ZBTB24
  • LIG4-Syndrom/Mutation in LIG4
  • Nijmwegen-Breakage-Syndrom/Mutation in NBS1
  • SCID mit Mutation in NHEJ1
  • Vici-Syndrom (Störung des Autophagieprozesses/ Albinismus) Mutation im EPG5-Gen
  • ADAM17-Defekt (pustulöses Exanthem)Mutation in ADAM17 
  • DITR (generalisierte pustulöse Psoriasis) Mutation in IL36RN 
  • AP1S3 Defekt (AP1S3 steht für „Adaptor Related Protein Complex 1 Subunit Sigma 3“); Mutationen die miLeukozytenadhäsions-Defizienz-Syndromt AP1S3 assoziiert sind, führen zu:  pustulöser Psoriasis sowie zur  Pustulosis palmaris et plantaris.
  • CAMPS (CARD14 mediated psoriasis) (CARD14); Assoziation auch mit Pityriasis rubra pilaris.

Pyoderma gangraenosum

Raynaud-Syndrom

Ulzerationen (muko-kutane)

Urtikaria

Vaskulitiden der Haut

Warzen

Hinweis(e)

Sekundäre oder erworbene Immundefekte: Den Primären Immundefekten werden die erworbenen oder sekundären Immundefekte gegenübergestellt. Das bekanntestes Beispiel hierfür ist AIDS (acquired immune deficiency syndrome). Am häufigsten beschäftigen uns jedoch die Immundefizienzien, die durch immunsuppressive oder immunmodulierende Therapiemaßnahmen induziert werden.

Disclaimer

Bitte fragen Sie Ihren betreuenden Arzt, um eine endgültige und belastbare Diagnose zu erhalten. Diese Webseite kann Ihnen nur einen Anhaltspunkt liefern.

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