Synonym(e)
Definition
Umschriebener, unterschiedlich großer, polyätiologischer (exogen oder endogen ausgelöst) solitärer, scharf oder unscharf begrenzter, blass- bis sattroter oder bläulich-livider, normothermer oder hyperthermer bzw. seltener auch hypothermer, roter, stets anämisierbarer Fleck.
Ein Erythem unterscheidet sich nach Farbe, Größe, Anordnung und stellt sich als Kontrast zur nicht geröteten, hellen Umgebung dar. Nur durch diese Kontrastierung ist ein Erythem als solches wahrnehmbar. In einer dunklen oder in schwarzer Haut ist, je nach Pigmentierungstyp, ein Erythem nur schwach, als abgedunkelter Fleck oder gar nicht erkennbar. Dies erschwert die morphologische Diagnostik ungemein.
Eine universelle Rötung des gesamten Integuments wird als Erythrodermie bezeichnet.
Weiterhin sind bei der Beurteilung eines Erythems verschiedene klinische Aspekte zu berücksichtigen und diagnostisch zu bewerten. Dies sind insbes.:
- Größe: im internationalen Schrifttum wird das Erythem größenmäßig mit <1,0cm definiert. Ein Erythem > 1,0cm wird als Patch (Patches) bezeichnet.
- Dynamik (statisch, akut flüchtig, akut persistierend, chronisch persistierend, Crescendoreaktion mit ansteigender Dynamik, Wellendynamik mit ansteigenderPhase, Plateauphase und Decrescendophase)
- Anordnung und Form (gyriert, herpetiform, serpiginös, in Blaschko-Linien (bei vaskulären Hamartomen der Haut), segmental, anulär-netzartig, zufällig durch externe Auslöser, z.B. bei Dermatitis solaris)
- Begrenzung (scharfrandig, unscharf, bogig, zackig, zufällig)
- Farbe (mattrot, hellrot, sattrot, blaurot-v.a. bei vaskulären Hamartomen)
- Temperatur (hypo-, normo-, hypertherm)
- Konsistenz (als Fleck - unverändert zur umgebenden Haut; ein "palpables Erythem" würde den Übergang zur Papel mit beginnender, entzündlicher Infiltration kennzeichnen)
- Symptomatik (milder Juckreiz, starker Juckreiz, brennender Juckreiz, Schmerz)
- Vergesellschaftung mit Stoffwechselerkrankungen, Schwangerschaft, malignen Tumoren, Autoimmunerkrankungen
- Exogene Auslösung: Physikalisch (Kälte, Wärme, Druck, UV-Strahlen), biochemisch (Anstrengung, Wasser, Irritanzien), allergisch (Kontaktallergene), bakterielle oder mykotische Infektionen.
- Endogene Auslösung: bakterielle, virale, mykotische Infekte, UAW (Arzneimittelreaktionen), Nahrungsmittelallergien
- Vergesellschaftung mit Fieber und/oder sonstigen Allgemeinsymptomen (Arthralgien, intestinale Symptome, Abgeschlagenheit) im Rahmen eines makulösen Exanthems.
Zu unterscheiden ist zwischen einem solitären Erythem und Erythemen als Teilsymptom einer generalisierten oder exanthematischen Erkrankung (z.B. makulöses Arzneimittelexanthem oder klassische infektiöse makulöse Exantheme). Im Englischen wird dieses Aufflammen eines Erythems als "flare up" bezeichnet. Diese Unterscheidung ist in den meisten Fällen blickdiagnostisch möglich. Sie ist für den weiteren Untersuchungsgang (ausschließlich regionale Untersuchung oder Ganzkörperuntersuchung) von großer Bedeutung.
Ein weiterer wegweisender, blickdiagnostisch zu erfassender Aspekt ist die Heliotropie eines Erythems, die Dynamik eines Erythems (akut oder persistierend) sowie die Beurteilung des Allgemeinzustandes bei makulösen Exanthemen.
Klinisches Bild
- Erythem (großfleckig, homogen), solitär: Erysipel; Erysipeloid; Tinea corporis; akute Dermatitis, allergische; Dermatitis solaris; aktinische Dermatitis; Dermatomyositis, fixes toxisches Arzneimittelexanthem; Erythema dyschromicum perstans; Erythema chronicum migrans; Acrodermatitis chronica atrophicans; Lichen planus atrophicans; Naevus flammeus; großherdige Parapsoriasis en plaques; Ulerythema ophryogenes; Rosazea; Lupus erythematodes; Erythrasma; Pellagra; Pellagroid; Erythema diffusum hepaticum; Erythromelalgie; Erythrosis interfollicularis colli; Pityriasis rubra pilaris; Erythema e pudore; Flushphänomene Erythema e calore; Erythroplasie; Erysipelas carcinomatosum;
- Erythem (kleinfleckig, makulös), multipel (exanthematisch): Pityriasis versicolor; Erytheme bei (infektiösen) morbilliformen, rubeoliformen, scarlatiniformen Exanthemen; Pityriasis rosea; Erythema infectiosum; Arzneimittelexantheme; Erythema multiforme; Erythema elevatum diutinum; persistierendes cholinergisches Erythem; Erythema anulare rheumaticum; Erythema anulare centrifugum; Erythema gyratum repens; lichenoide aktinische Keratose.
Hinweis(e)
Ein "roter Fleck" ist eine häufige Symptomenkonstellation, seine Diagnose klinisch durch seine Komprimierbarkeit möglich. Und doch bedarf diese scheinbar "einfache Konstellation" einer diagnostisch weiterführenden Überlegung und Untersuchung: Es ist die wichtige klinische Analyse, ob ein roter Fleck anämisierbar (Erythem) ist oder nicht (Hämorrhagie). Diese Analyse ist aus differenzialdiagnostischen Gründen grundsätzlich notwendig, da ein roter, anämisierbarer Fleck, also ein Erythem, von einem roten nicht anämisierbaren Fleck z.B. bei der Purpura abzutrennen ist.
Dem nicht anämisierbaren roten Fleck liegt ein kutane Hämorrhagie zugrunde. Die Diagnose "Purpura" bedingt eine grundsätzlich andere Untersuchungskaskade als die Diagnose "Erythem".
Verweisende Artikel (58)
Abacavir; Amprenavir; Anakinra; Ariboflavinose; Atopische Analdermatitis; Bazex-Dupré-Reilhac-Syndrom; Burning Feet-Syndrom; Candida-Balanitis; Candidose intertriginöse; Coproporphyria congenita erythropoetica; ... Alle anzeigenWeiterführende Artikel (41)
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