Immundefekte primäre (kombinierte ID mit assoziierten oder syndromalen Eigenschaften)

Zuletzt aktualisiert am: 06.07.2022

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Definition

Unter dem Begriff „Primäre Immundefekterkrankungen“ (Synonym: Immundefizienz-Syndrome) werden verschiedene Erkrankungen des Immunsystems zusdammengefasst, die durch eine passagere oder auch irreversible Störung der Abwehrfunktion gekennzeichnet sind. Als angeborene oder primäre Immundefekte (PID) werden Erkrankungen bezeichnet, bei denen die Immundefizienz angeboren ist, familiär gehäuft auftritt und/oder vererbt werden kann. Der PID-Gruppe werden Erkrankungen gegenübergestellt und mit dem Oberbegriff „sekundäre Immundefekte“ bezeichnet, bei denen eine die Immundefizienz erworben wurde. Das bekanntestes Beispiel hierfür ist AIDS (acquired immune deficiency syndrome).

In der Gruppe der PIDs mit assoziierten Syndromen oder gut definierte Immundefekte finden sich alle gut definierten PIDs mit nahezu pathognomischen, klinischem Phänotyp, z.B. Ataxia teleangiectatica (Ataxie + Teleangiektasien) oder Wiskott-Aldrich-Syndrom (Thrombozytopenie mit Mikrothrombozyten und Petechien).

Einteilung

PID mit angeborener Thrombozytopenie

  • Wiskott-Aldrich-Syndrom (WAS): LOF Mutationen im WAS-Gen (zytoskeletaler Defekt, der Hämatopoese betrifft/ progressiver Verlust der anti-CD3 induzierten Proliferation/Mangel an IgM und Polysaccharidantikörpern bei erhöhtem IgA und IgE.     
  • XL Thrombozytopenie (milde Variante des WAS): kleine funktionell defekte Plättchen; ekzematöse Hautveränderungen; Lymphome; Autoimmunerkrankungen/ IgA-Nephropathie/ bakterielle und virale Infektionen. Hinweis: Die XL Thrombozytopenie ist eine milde Variante des Wiskott-Aldrich-Syndroms (WAS), die sich später als WAS manifestiert.
  • WIP (WAS interagierendes Protein) Defekt: AR/ LOF-Mutationen im WIPF1-Gen/ Störung beim Zytoskelett und der immunologischen Synapse/ Thrombozytopenie und WAS-ähnliche Symptome/fehlendes WAS-Protein.
  • Defekt der Arp2/3-vermittelten Filament Verzweigung: AR/Mutation im  ARPC1B-Gen/ leichte Thrombozytopenie mit normal großen Plättchen, rezidivierende invasive Infektionen, Colitis, Vaskulitis, Autoantikörper -ANA, ANCA-, Eosinophilie/hohes IgA und IgE.

Weitere kombinierte Immundefekte (CID) weniger gravierend als SCID/ DNA-Reparatur-Defekte

  • Ataxia teleangiectatica (Louis-Bar-Syndrom): AR/Mutation im AT-Gen (das mutierte Gen wird ATM-Gen genannt)/Störung des Zellzyklus führt zu chromosomaler  Instabilität/ variable Störungen bei IgG-Subklassen, IgA und IgE/spezifische Antikörper. Vermehrung des monomeren IgM/selten Hyper-IgM/niedrige TRECs möglich.
  • Nijmegen-breakage-Syndrom: Defekt in NBS1-Gen (NBS steht für Nibrin) (Störung des Zellzyklus und der DNA Reparatur. Oft IgA, IgE und IgG-Subklassen erniedrigt, IgM evtl. erhöht (AR; Mikrozephalie, Vogel-ähnliches Gesicht, Lymphome; Radiosensitiv; chromosomale Instabilität)
  • Bloom Syndrom: AR/Mutation im BLM-Gen: RecQ-ähnliche Helicase. Ig evtl. erniedrigt/Chromosomale Instabilität, radiosensitiv, Knochenmarksinsuffizienz, Leukämie, Lymphome, Minderwuchs, Vogelkopfgesicht, Lichtempfindlichkeit, Teleangiektasien.
  • ICF1 Syndrom (Immundefekt mit Centromer-Instabilität und facialen Auffälligkeiten): Mutation bei DNA-Methyltransferase DNMT3B führt zu defekter DNA-Methylierung (B/T-Zellen und Funktion normal bis erniedrigt, AR; Faciale Dysmorphie, Makroglossie, bakterielle und opportunistische Infektionen, Malabsorption. Hypogammaglobulinämie, teils niedrige Antikörper, T-Zell-Funktion meist erniedrigt. Multiradiale Konfigurationen der Chromosomen 1, 9 und 16)
  • ICF2 Syndrom (Immundefekt mit Centromer-Instabilität und facialen Auffälligkeiten): Mutation bei ZBTB24. (B/T-Zellen und Funktion normal bis erniedrigt; AR; faciale Dysmorphie, Hypogammaglobulinämie, Makroglossie, bakterielle und opportunistische Infektionen, Malabsorption. Multiradiale Konfigurationen der Chromosomen 1, 9 und 16)
  • ICF3 Syndrom (Immundefekt mit Centromer-Instabilität und facialen Auffälligkeiten) Mutation bei CDCA7. (B/T-Zellen und Funktion normal bis erniedrigt; AR; faciale Dysmorphie, Hypogammaglobulinämie, Makroglossie, bakterielle und opportunistische Infektionen, Malabsorption. Multiradiale Konfigurationen der Chromosomen 1, 9 und 16)
  • ICF4 Syndrom (Immundefekt mit Centromer-Instabilität und facialen Auffälligkeiten): Mutation bei HELLS. B/T-Zellen und Funktion normal bis erniedrigt (AR; Faciale Dysmorphie, Hypogammaglobulinämie, Makroglossie, bakterielle und opportunistische Infektionen, Malabsorption. Multiradiale Konfigurationen der Chromosomen 1, 9 und 16)
  • PMS2 (PMS1 homolog 2) Defekt: Mutation bei PMS2, was zu Defekten bei den Klassenswitch-induzierten DNA-Doppelstrangbruch-Reparaturen führt (IgG, IgA erniedrigt; IgM evtl.erhöht;  AR; Hyper-IgM-Phänotyp möglich. B-Zellen erniedrigt; rezidivierende Infektionen, Café-au-lait-Flecken, Lymphome u.a. maligne Tumoren)
  • RNF168  Defekt (RNF steht für: ring finger protein 168); klinisch auch als RIDDLE-Syndrom = Radiosensitivity, Immune Deficiency, Dysmorphic features, Learning difficulties bezeichnet): AR/ Mutation im RNF168 Gen, was zu gestörter Reparatur von DNA-Strangbrüchen führt/leichte Verminderung von IgG und IgA/ Kleinwuchs, geringe neurologische Störungen, Mikrozephalie, leichte faciale Dysmorphie/Radiosensitivität.
  • MCM4 Defekt (MCM4 steht für: minichromosome maintenance complex component 4):AR/ Mutationen im MCM4  Gen, das an DNA Replikation und Reparatur beteiligt ist/ Infektionen mit verschiedenen Herpesviren, Kleinwuchs, Nebenniereninsuffizienz. Niedrige NK-Zellen, B-, T-Zellen normal, Ig normal.
  • POLE1 Defekt (POLE1 steht für: Polymerase ε subunit 1; = FILS Syndrom) AR/Defekt im POLE1 Gen / rezidivierende Atemwegsinfektionen, Meningitis, faziale Dysmorphie, Livedo, Kleinwuchs/ T-Zell-Proliferation vermindert; Memory B-Zellen erniedrigt, IgG2 und IgM erniedrigt.
  • POLE2 Defekt (POLE2 steht für Polymerase ε subunit 1): Defekt im POLE2 Gen (AR; rezidivierende Infektionen, disseminierte BCG Infektion, Störung der Autoimmunität: Typ 1 Diabetes/ Hypothyreose; faziale Dysmorphie. B- und T-Zellen stark erniedrigt  Tregs erniedrigt, stark verminderte T-Zell Funktion, Ig erniedrigt)
  • Ligase I Defekt: AR/Defekt im LIG1-Gen/rezidivierende Atemwegsinfektionen, Kleinwuchs, Licht- und Strahlenempfindlichkeit, Lymphome. Erythrozyten vergrößert, T-Lymphopenie, Ig erniedrigt.
  • NSMCE3 Defekt: AR/Mutation im NSMCE3-Gen/schwere (virale?) Lungenerkrankung, Thymushypoplasie, Chromosomenbrüchigkeit erhöht; Radiosensitivität erhöht. T-Zellen und – funktion vermindert; Ig weitgehend normal (s. OMIM: 617241/LICS ) .
  • ERCC6L2 (Hebo Defekt): AR/Defekt im ERCC6L2 Gen/ faziale Dysmorphie, Microzephalie/Knochenmarksversagen. B- und T-Zellen vermindert.
  • GINS1 Defekt: AR/Mutation im GINS Gen/Neutropenie, intrauterine Wachstumsverzögerung, B- und T-Zellen N/erniedrigt, NK-Zellen sehr niedrig. IgA erhöht, IgM und IgG erniedrigt.

Weitere kombinierte Immundefekte (CID) weniger gravierend als SCID/ Thymusdefekte mit zusätzlichen Anomalien

  • DiGeorge-Syndrom (velokardiofaciales Syndrom, Chromosom 22q11.2 Mikrodeletions-Syndrom): AD/Defekt, der zu 90% die Thymus- Entwicklung betrifft, ausgelöst durch 3 Mb Mikrodeletion 22q11.2. Evtl. TRECs erniedrigt/Hypoparathyroidismus, conotrunkale Fehlbildungen, velopalatale Störungen,  auffällige Facies, Entwicklungsdefizite/ schwerer T-Zell Defekt nur bei < 5% der Pat (Hinweis: Das DiGeorge-Syndrom wird heute mit anderen phänoytpisch differenten aber genotypisch identischen Krankheitsbildern (CATCH 22; Cayler kardiofaziales Syndrom; DiGeorge-Sequenz; Sedlackova-Syndrom; Sphrintzen-Syndrom; Takao-Syndrom; Velokardiofaziales Syndrom u.a.) unter der  nicht präjudizierenden neutralen Bezeichnung "Mikrodeletions-Syndrom 22q11(DS)" zusammengefasst.
  • DiGeorge-Syndrom (velokardiofaciales Syndrom; Gendefekt ist unbekannt): sporadisch/ Hypoparathyroidismus, conotrunkale Fehlbildungen, velopalatale Störungen,  auffällige Facies, Entwicklungsdefizite. T-Zellen normal bis erniedrigt.
  • TBX1 Defekt:AD/ heterozygote Mutation beim Transkriptionsfaktor TBX1, lokalisiert innerhalb der o.g. Deletionsregion. Evtl. TRECs erniedrigt/ Hypoparathyroidismus, conotrunkale Fehlbildungen, velopalatale Störungen, auffällige Facies, Entwicklungsdefizite. T-Zellen normal/erniedrigt.
  • CHARGE Assoziation (Syndrom) bei CHD7 Defekt: AD/Mutationen im Transkriptionsregulator CHD7/ Kolobom, Herzfehler, Choanalatresie, Retardierung, genitale und Ohr-Anomalien/einzelne Patienten mit T-Lymphopenie/ SCID-ähnlichem Bild und niedrigen Tregs.
  • CHARGE Assoziation (Syndrom) bei SEMA3E Defekt: AD/Mutationen im Transkriptionsregulator SEMA3E/Kolobom, Herzfehler, Choanalatresie, Retardierung, genitale und Ohr-Anomalien/einzelne Patienten mit T-Lymphopenie/SCID-ähnlichem Bild und niedrigen Tregs.
  • CHARGE Assoziation (Syndrom):  AD/Gendefekt unbekannt/ Kolobom, Herzfehler, Choanalatresie, Retardierung, genitale und Ohr-Anomalien. Einzelne Patienten mit T-Lymphopenie, SCID-ähnlichem Bild und niedrigen Tregs)
  • FOXN1-Defekt (syn: Winged Helix (nude) Defekt = syndromaler SCID): AD/Defekt beim Transkriptionsfaktor FOXN1/ rezidivierende bakterielle und virale Infektionen, Alopezie, Nageldystrophie . T-Zellen erniedrigt, abnormes Thymusepithel mit unreifen T-Zellen.
  • Chromosom 10p13-p14-Deletions-Syndrom: AD/Mutation in: 10p13-p14DS/Hypoparathyroidismus, renale Erkrankung, Taubheit, Wachstumsverzögerung, faziale Dysmorphie, seltener sind: Herzfehler und rezidivierende Infektionen. B/T-Zellen meist normal, T-Lymphopenie mit verminderter Funktion.
  • Chromosom 11q Deletion (Jacobsen-Syndrom): AD/Mutation in 11q23del /Immundefizienz/rezidivierende Atemwegsinfektionen/ Warzen, faziale Dysmorphie, Wachstumsretardierung.

Weitere kombinierte Immundefekte (CID) weniger gravierend als SCID/ Immunoossäre Dysplasien

  • Knorpel-Haar-Hypoplasie: AR/Mutation im RMRP -Gen (RMRP steht für: component of mitochondrial RNA processing endoribonuclease), das an der Prozessierung ribosomaler RNA und mitochondrialer DNA beteiligt ist/variabel ausgeprägter T-Zelldefekt von weitgehend normal bis zu SCID-ähnlichen Befunden/rezidivierende Infektionen, kurzgliedriger Zwergwuchs, metaphysäre Dysostosen, Hypotrichose; Anämie, Neutropenie. Autoimmunität, erhöhte Anfälligkeit für maligne Erkrankungen, reduzierte Spermatogenese, intestinale neuronale Dysplasie.
  • Schimke-immunoossäre Dysplasie: Mutation im SMARCAL 1 -Gen, das am Chromatin-Remodelling beteiligt ist (SMARCAL1 steht für: SWI/SNF related, matrix associated, actin dependent regulator of chromatin, subfamily a-like 1)/Genprodukt ist Bestandteil eines Multiprotein-Komplexes  der eng mit Funktion und Struktur des Chromatins verbunden ist/ewa 30 Mutationen im SMARCAL1-Gen (2q34-q35; 18 Exons) sind bekannt/ AR/ Kleinwuchs, spondyloepiphysäre Knochendysplasien, Nephropathie/ rezidivierende Infektionen/möglich sind Symptome wie bei SCID mit entsprechenden Infektionen, T-Lymphopenie, Knochenmarksversagen.
  • MYSM1 Defekt: Mutation im MYSM1-Gen: AR/Kleinwuchs, rezidivierende Infektionen, angeborenes Knochenmarksversagen, Myelodysplasie, Skelettanomalien, Katarakt, Entwicklungsverzögerung/Immundefekt bei B-Zellen und Granulozyten, B-, T-, NK-Lymphopenie.
  • MOPD1 Defekt: AR/Mutation im RNU4ATAC-Gen (RNU4ATAC steht für: RNA, U4atac Small Nuclear /U12-Dependent Splicing)/rezidivierende bakterielle Infektionen, Lymphadenopathei, spondyloepiphysäre Knochendysplasien, extreme intrauterine Wachstumsretardierung, retinale Dystrophie, faciale Dysmorphie, Microcephalie möglich/ Immunglobuline und Antikörperproduktion vermindert/NK-Funktion vermindert.
  • EXTL3 Defekt: AR/ Mutation im EXTL3-Gen/variable Skelettanomalien, zervikale spinale Stenose, Entwicklungsverzögerung. T-Zellen vermindert.

Weitere kombinierte Immundefekte (CID) weniger gravierend als SCID/ Hyper-IgE-Syndrome

  • STAT3-Gen Defekt (HIES 1/s.u. Hyper-IgE-Syndrom 1) AD/ heterozygote LOF Mutationen im STAT3-Gen/Vermindert sind TH17-Zellen, follikuläre TH-Zellen, MAIT-Zellen und NKT-Zellen. Verminderung von Memory B-Zellen, vermehrte BAFF Expression. Mangelhafte Produktion STAT3-abhängiger Zytokine/ IGE erhöht, rekurriende Eosinophilie; oft de novo Defekt; u.a. Candidiasis der Nägel/ kalte Staphylokokken-Abszesse/Ekzeme, Pneumatozelen und Lungenabszesse /typische Facies, Osteoporose, Skoliose, Dentitionsanomalien (verzögerter Zahnwechsel), Hypermobilität, frühzeitige Aneurysmenbildung (koronar, zerebral).
  • IL6-Rezeptor Defekt: AR/ Mutation in dem Gen das für den IL6R-Rezeptor kodiert/rezidivierende eitrige Infektionen, kalte Abszesse/sehr hohes IgE, geswitchte Memory B-Zellen und spezifische Ak sind  vermindert (s.u. Hyper-IgE-Syndrom 5).
  • IL-6 Signal Transducer Defekt: AR/Mutation im IL6ST-Gen/bakterielle Infektionen, Ekzem, Lungenabszesse mit Pneumatozelenbildung, Skelettanomalien, verzögerte Dentition. Sehr hohes IgE, TH17 Zellen (s.u. Hyper-IgE-Syndrom 4).
  • ZNF431 Defekt: AR/Mutation im ZNF431-Gen (Zinkfinger 431-Gen). Assoziiert mit dem Hyper-IgE-Syndrom 3 (s.u. Hyper-IgE-Syndrom)  
  • DOCK8 Defekt: AR/Mutation im DOCK8-Gen (Dedicator of cytogenesis 8 Proteins). Assoziiert mit dem Hyper-IgE-Syndrom 2 .  
  • ERBIN Defekt: AR/Mutation im ERBIN-Gen/rezidivierende Atemwegsinfektionen, u.a. Staph. aureus/ Ekzem, überstreckbare Gelenke, einige mit arteriellen Aneurysmen/ zirkulierende Tregs erhöht.
  • Loeys-Dietz-Syndrom: AD/Mutationen in den Genen TGFBR1 oder TGFBR2/rezidivierende Atemwegsinfektionen, atopische Dermatitis, NM-Allergien, überstreckbare Gelenke, verzögerte Dentition, einige mit Aortenaneurysmen (s.a. unter Hyper-IgE-Syndrom).
  • Comel-Netherton Syndrom: AR/Mutation im SPINK5 -Gen. Das kodierte Protein, die Serinprotease LEKTI fehlt oder ist funktionell gestört/ angeborene Ichthyose, Bambushaare, atopische Diathese, bakterielle Infektionen, Gedeihstörung. IgE erhöht, Ak-Bildung variabel gestört, B-Zellen vermindert.
  • PGM3 Defekt: AR/Mutation im PGM3-Gen (PGM3 steht für Phosphoglucomutase 3)/Mutation führt zu Störungen bei Glykosylierungen. Die Erkrankung kann daher auch zu der Familie der CDG-Syndrome gerechnet werden/ schwere Atopie, Autoimmunität, bakterielle und virale Infektionen, kognitive Störungen, Hypomyelinisierung, Kleinwuchs, Brachydaktylie, faciale Dysmorphie. IgE erhöht; Eosinophilie, evtl. B- und T-Zellen vermindert (s.a. Hyper-IgE-Syndrom).
  • CARD11 Defekt (heterozygot): Mutation im CARD11-Gen/ AD, rezidivierende Atemwegs- und kutane Virusinfektionen, atopische Diathese, Eosinophilie, Nahrungsmittgel-Allergien, Lymphom. TH2 Dominanz, Störung von T-Zell Aktivierung sowie Aktivierung der Signalwege über NFkB und mTORC1)

Störungen beim Vitamin B12 und Folsäure Stoffwechsel

  • Transcobalamin 2 Defekt: AR/Mutation bei TCN2/Megaloblastäre Anämie, Panzytopenie/ohne Therapie neurologische Schäden. Ig vermindert.
  • SLC46A1/PCFT Defekt: AR/ hereditäre Folatmalabsorption: Mutation bei SLC46A1/megaloblastäre Anämie, Gedeihstörung. Ohne Therapie neurologische Schäden.
  • MTHFD1 -Defekt: AR/MTHFD1 steht für Methylene-Tetrahydrofolat Dehydrogenase 1/Mutation im MTHFD1-Gen führen zu rezidivierenden bakteriellen Infektionen/ PCP, Gedeihstörung, megaloblastäre Anämie, Neutropenie. Intellektuelle Defizite, Krämpfe. Folat-responsiv. RTE und B-Zellen vermindert.

Anhidrotische Ektodermaldysplasie mit Immundefekt (EDA-ID)

  • NEMO/IKBKG Defekt (NEMO steht für NFkB essential modulator): Mutationen im IKBKG-Gen (NEMO) bewirkt eine Störung der NFkB-Aktivierung in verschiedenen Zellen, so in T-Zellen über den T-Zell-Rezeptor/XL/ reduzierte Schweißproduktion, Ektodermaldysplasie (nicht obligat)/ teilweise konische Zähne/ Fehlen polysaccharidspezifischer Antikörper/gesteigerte Infektneigung mit erhöhter Anfälligkeit gegenüber Bakterien v.a. Mykobakterien, Viren/ Kolitis.
  • IKBA (NFKBIA) Defekt/Anhidrotische ektodermale Dysplasie mit Immundefekt 2 (EDA-ID): Eine IkBa-Gain-of-function (GOF) Mutation im NFKBIA-Gen/Störung der NFkB-Aktivierung, so in T-Zellen/ reduzierte  Schweißproduktion/ Ektodermaldysplasie (teilweise konische Zähnen), Fehlen polysaccharidspezifischer Antikörper/ Hyper-IgM Phänotyp möglich/Gesteigerte Infektneigung, erhöhte Anfälligkeit gegenüber Mykobakterien, Viren und Bakterien, Kolitis.
  • IKBKB GOF Mutation (EDA-ID): Mutation im IKBKB-Gen. Dieser Phämotyp ist gekennzeichnet durch verminderte T-Zellen; verminderte TZR Aktivierung; Hypogammaglobulinämie. Ein autosomal dominanter Genotyp kennzeichnet sich durch rezidivierende bakterielle, virale und Pilzinfektionen. Zusätzlich evtl. ektodermale Defekte.

Kalziumkanal-Defekte

  • ORAI1 (ORAI steht für OTAI calcium release-activated calcium modulator 1) Defekt (s.Immundefizienz 9; OMIM:612782): AR/Mutation im Orai1-Gen, einer Komponente des durch Ca-Freisetzung aktivierten Ca-Kanals führt zu folgender Klinik: normale T-Zell-Zahl, defekte Aktivierung über den TZR/Autoimmunität, nicht-progressive Myopathie
  • STIM-1 (STIM-1 = stromal interaction molecule 1) Defekt: AR/ Mutation bei STIM-1, das an der Orai1-Aktivierung beteiligt ist. Normale T-Zell-Zahl, aber defekte Aktivierung über den TZR /Autoimmunität, anhidrotische Ektodermaldysplasie, nicht-progressive Myopathie. 

Kombinierte Immundefekte (CID) weniger gravierend als SCID /Andere Defekte

  • Purinnukleosidphosphorylase (PNP) Mangel: AR/Mutation bei PNP. T-Zelldefekt aufgrund von toxischen Metaboliten (z. B. dGTP) in Folge des Enzymmangels/Harnsäure erniedrigt/ Autoimmunhämolytische Anämie, neurologische Störungen. Z.T. SCID-ähnliches Bild (PNP-SCID).
  • Immundefekt mit multiplen intestinalen Atresien: AR/Mutation im TTC7A-Gen (TTC7A steht für Tetratricopeptide repeat (TPR) domain 7A)/variabler Immundefekt der B- und T-Zellen/bakterielle (Sepsis), mykotische  und virale Infektionen/ multiple intestinale Atresien, oft mit intrauterinem Polyhydramnion. Z.T. SCID Phänotyp. TTC7A Mutation kann sich auch als chronisch-entzündliche Darmerkrankung manifestieren.
  • Tricho-hepato-enterales Syndrom (Trichohepatoenterisches Syndrom): AR/Mutationen in den Genen TTC37 oder SKIV2L/Memory B-Zellen vermindert; Ig und Ak vermindert; AR; Atemwegsinfektionen/inkonstant: Wachstumsretardierung, faziale Dysmorphie, wollige Haare, früh unbehandelbare Durchfälle, Leberzirrhose, Plättchenanomalien.
  • Venookklusive Erkrankung der Leber mit Immundefekt (VODI): AR/Mutation in SP110-Gen/ Hypogammaglobulinämie, funktionelle Störungen bei B- und T-Zellen, venookklusive Erkrankung der Leber, Hepatosplenomegalie, Thrombopenie, PCP, Candida- und CMV-Infektionen, zerebrospinale Leukodystrophie.
  • BCL11B Defekt: AD/Mutation im BCL11B -Gen/neonatale Zähne, Dysmorphie, abnormes Corpus callosum, neurokognitive Defizite. T-Zellen erniedrigt, T-Zellproliferation vermindert. 
  • Vici -Syndrom: Mutation im EPG5-Gen. AR/das EPG5-Gen kodiert das ektopische P-Granula Autophagie Protein 5/ Mutation führt zu einer Störung des Autophagieprozesses/ CD4-Zellen stark vermindert; ihre Proliferation ist deutlich reduziert/Ig niedrig, v.a. IgG2; weiterhin Agenesie des Corpus callosum, Katarakt, Kardiomyopathie, Albinismus, Gaumenspalte, Mikrozephalie, intellektuelle Defizite, Infektionen, CMC.
  • HOIL1 (heme-oxidized IRP2 ubiquitin ligase-1, RBCK1) Defekt: AR/ Mutation in HOIL1/RBCK1, einer Komponente von LUBAC. Störung der NFkappaB-Aktivierung/bakterielle Infektionen, Autoinflammation, Amylopektinose. Erniedrigte Memory B-Zellen, PS-Antikörper erniedrigt. 
  • HOIL1 (heme-oxidized IRP2 ubiquitin ligase-1, RBCK1) Defekt; AR/Mutation in HOIL1/RBCK1, einer Komponente von LUBAC. Störung der NFkB-Aktivierung/bakterielle Infektionen, Autoinflammation, Amylopektinose. Memory B-Zellen erniedrigt, PS-Antikörper erniedrigt. 
  • Hennekam Lymphangiektasie-Lymphödem Syndrom Typ 1: Mutation bei CCBE1 (Faciale und andere Dysmorphien, Hypogammaglobulinämie, variable Verminderung von B- und T-Zellen)
  • Hennekam Lymphangiektasie/Lymphödem Syndrom Typ 2: Mutation bei FAT4 (Faciale und andere Dysmorphien, Hypogammaglobulinämie, variable Verminderung von B- und T-Zellen)
  • NFE2L2 Defekt (nuclear factor, erythroid 2- like): Aktivierende de novo Mutation (Atemwegs- und Hautinfektionen, Wachstumsretardierung, Entwicklungsverzögerung, Zerebrale Läsionen in der weißen Substanz, Homocystein. Geswitche Memory B-Zellen/ faciale und andere Dysmorphien/Hypogammaglobulinämie, variable Verminderung von B- und T-Zellen vermindert; Ig vermindert;  Ak-Bildung vermindert.
  • STAT5b-Mangel: AR/Defekt im STAT5b-Gen/Störung der T- und NK-Zell-Funktion. STAT5b ist für Signalling über IL-2 und IL-15 notwendig/STH-refraktärer Kleinwuchs, Dysmorphie, Ekzem, lymphoide interstitielle Pneumonie, Autoimmunität.
  • STAT5b-Mangel: AD/Defekt im STAT5b-Gen/ Störung der T- und NK-Zell-Funktion/ STH-refraktärer Kleinwuchs, Ekzem, hohes IgE. Kein ID verglichen mit AR-Variante.
  • Kabuki Syndrom Typ 1: AD/Mutation bei KMT2D/MLL2/typische Facies, Spaltbildung/hoher Gaumen, skelettale Anomalien, Kleinwuchs, intellektuelle Defizite, angeborene Vitien, rezidiviende Infektionen (Otitis media, Pneumonie) bei 50% der Patienten. Autoimmunität möglich/IgA meist, IgG gelegentlich vermindert.
  • Kabuki Syndrom Typ 2:  AD/ Mutation bei KDM6A XL (auch wbl. betroffen)/ Syndrom mit multiplen kongenitalen Anomalien/gekennzeichnet durch typische Gesichtsmerkmale, Skelettanomalien, milde bis moderate intellektuelle Behinderung und postnatalen Kleinwuchs/OMIM: 147920  300867).
  • KMT2A Defekt (Wiedemann-Steiner-Syndrom): AD/Mutation im KMT2A-Gen /Atemwegsinfektionen, Kleinwuchs, Hypertelorismus, Hypertrichose der Ellbogen/Entwicklungsverzögerung, intellektuelle Defizite. Geswitchte Memory B-Zellen vermindert/ Ig und Antikörperbildung vermindert.

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Zuletzt aktualisiert am: 06.07.2022