Staphylokokken-Infekte

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

Co-Autor: Christoph Rose

Alle Autoren dieses Artikels

Zuletzt aktualisiert am: 25.05.2025

This article in english

Synonym(e)

Infektionen durch Staphylokokken; Staphylokokkeninfekte; Staphylokokkeninfektionen

Definition

Bakteriengattung der Familie der Micrococcaceae: Grampositive, unregelmäßig-traubenförmige Haufen bildende, aerobe, unbewegliche, kugelförmige Kokken.
Die häufigsten Staphylokokken sind Staphylococcus aureus, S. epidermidis und S. saprophyticus.

Grundsätzlich und unter klinischen Gesichtspunkten werden die Staphylokokken unterteilt in:

  • Koagulase-positive Staphylokokken (Hauptvertreter: Staphylococcus aureus)
  • Koagulase-negative Staphylokokken (Hauptvertreter: Staphylococcus epidermidis, S. sparophyticus sowie etwa 50 weitere Spezies)

Vorkommen/Epidemiologie

Verbreitete Kolonisation der Haut und des vorderen Rachenraumes (bis zu 25 % d. Bevölkerung; bei Krankenhauspersonal noch häufiger!) und der genitalen Schleimhäute (Vagina: bis zu 10 % aller Frauen in der Prämenopause).

Klinik

Gundsätzlich muss unterschieden werden zwischen Erkrankungen, die durch das invasive Auftreten der Staphylokokken bedingt sind und solchen, die durch Staphylokokken-Toxine induziert werden. 

Lokalisierte Infektionen der Haut, Hautanhangsgebilde, Urethra.

  • Follikulitis
  • Furunkel
  • Karbunkel
  • Impetigo
  • Schweißdrüsenabszess
  • Hidradenitis suppurativa
  • Mastitis puerperalis
  • Wundinfektionen
  • "Plastikinfektionen" (Katheter, Fremdkörper wie z. B. Gelenkersatzstoffe)
  • Harnwegsinfektionen (Honeymoon-Zystitis durch S. saphrophyticus; dieser kann am Uroepithel haften und vermag eine große Menge an Urease zu bilden.)

Überlagernde Kolonisation bei verschiedenen Erkrankungen (z. B. atopisches Ekzem). Hohe (> 80 %) Besiedlungsdichte in der Nasenschleimhaut und auf nässenden Arealen); Bildung von Antikörpern der Klassen IgG und IgE gegen exfoliative Toxine von Staphylokokkus aureus.

Weiterhin:

  • Bakteriämie und Sepsis als Folgen einer lokalen Infektion
  • Endokarditis (zweithäufigster Keim bei bakterieller Endokarditis)
  • Pneumonie (s. u. Pneumonien
  • Osteomyelitis
  • Ostitis
  • Staphylokokken-Enteritis
  • Staphylokokken-Enterokolitis (wird durch die Toxine großer Mengen toxinbildender (Enterotoxine A–E) Staphylokokken ausgelöst oder durch eine exzessive Vermehrung der Staphylokokken im Darm - etwa 30 % aller Menschen sind Keimträger!)

Übergangsformen zwischen invasiven und Staphylokokkentoxin-vermittelten Krankheitsbildern:

  • Staphylococcal Scalded Skin Syndrome (SSSS): Infektion mit S.  aureus, meist Phagentyp 71, dessen Exotoxin (Exfoliatin) die typischen exfoliativen Hautveränderungen auslöst.
  • Staphylokokken-Scharlach: Bei älteren Kindern verbleiben die exfoliativen Hautveränderungen des "staphylogenen Lyell" im Stadium des Exanthems. Möglicherweise ist dies auf eine Teilimmunität durch protektive Anti-Epidermolysin-Antikörper zurückzuführen.
  • Schock-Syndrom, toxisches: Durch das von bestimmten S. aureus-Stämmen gebildete Exotoxin TSST-1 ausgelöstes Krankheitsbild mit scharlachähnlichen Hauterscheinungen, Schocksymptomatik und multiplen Organsymptomen. Vor allem bei jungen Frauen auftretend, die Tampons benutzen.
  • Recalcitrant erythematous desquamating disorder (RED) durch Toxin-bildende Staphylokokken rekurrierendes toxinbedingtes perianales Erythem (durch Staphylokokken- oder Streptokokken-Superantigene ausgelöstes Erythem)
  • Rekurrierendes toxinbedingtes perineales Erythem (Toxin-induzierte perineale Dermatitis)
  • Lebensmittelvergiftung: Erkrankungen durch Bildung hitzelabiler Enterotoxine (Enterotxoin B, das wie ein Superantigen wirkt) mit kurzer Inkubationszeit (4-6 Std.) mit Fieber, Übelkeit, Erbrechen und Diarrhoe. Zumeist selbstlimitiert.

Therapie

Penicillinasefeste Penicilline, z. B. Flucloxacillin (z. B. Stahylex); Beta-Lactamasehemmer (Ampicillin / Sulbactam); Carbapeneme (Imipenem); Cephalosporine (Cefadroxil; Cefotaxim; Ceftriaxon). Als Reserveantibiotika gelten u. a. LinezolidTigecyclinQuinupristin / Dalfopristin.

Schlechte Wirksamkeit: Penicillin G, Aminopenicilline, Tetracycline, zunehmend auch Erythromycin und Clindamycin.

Hinweis(e)

Nachweis: Der Erregernachweis muss kulturell aus geeignetem Untersuchungsgut (Blut, Wundabstrich, Stuhl, Nahrungsmittelreste) geführt werden. Für epidemiologische Studien (v. a. bei MRSA-Infektion) ist die spa-Typisierung geeignet. Dabei wird das Gen für Protein A sequenziert. 

Merke! Zunehmendes Problem: MRSA!

  • Staphylokokkus aureus wird u. a. für eine Exazerbation eines atopischen Ekzems verantwortlich gemacht. Nach einer brasilianischen Studie soll eine Schmalband UVB-Therapie die Besiedelung mit S. anreus auf der Haut deutlich reduzieren.
  • Ein topisch zu applizierendes Antibiotikum mit Wirksamkeit gegen MRSA ist Retapamulin (Altargo).

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

  1. Jokinen E et al. (2018) Spa type distribution in MRSA and MSSA bacteremias and association of spa clonal complexes with the clinical characteristics of bacteremia. Eur J Clin Microbiol Infect Dis 37: 937–943.
  2. Rittenhouse S et al. (2006) Selection of retapamulin, a novel pleuromutilin for topical use. Antimicrob Agents Chemother 50:3882-3885
  3. Silva SH et al. (2006) Influence of narrow-band UVB phototherapy on cutaneous microbiota of children with atopic dermatitis. J Eur Acad Dermatol Venereol 20: 1114-1120

Disclaimer

Bitte fragen Sie Ihren betreuenden Arzt, um eine endgültige und belastbare Diagnose zu erhalten. Diese Webseite kann Ihnen nur einen Anhaltspunkt liefern.

Abschnitt hinzufügen

Autoren

Zuletzt aktualisiert am: 25.05.2025