Synonym(e)
Definition
Bakteriengattung der Familie der Micrococcaceae: Grampositive, unregelmäßig-traubenförmige Haufen bildende, aerobe, unbewegliche, kugelförmige Kokken.
Die häufigsten Staphylokokken sind Staphylococcus aureus, S. epidermidis und S. saprophyticus.
Grundsätzlich und unter klinischen Gesichtspunkten werden die Staphylokokken unterteilt in:
- Koagulase-positive Staphylokokken (Hauptvertreter: Staphylococcus aureus)
- Koagulase-negative Staphylokokken (Hauptvertreter: Staphylococcus epidermidis, S. sparophyticus sowie etwa 50 weitere Spezies)
Vorkommen/Epidemiologie
Verbreitete Kolonisation der Haut und des vorderen Rachenraumes (bis zu 25 % d. Bevölkerung; bei Krankenhauspersonal noch häufiger!) und der genitalen Schleimhäute (Vagina: bis zu 10 % aller Frauen in der Prämenopause).
Auch interessant
Klinik
Gundsätzlich muss unterschieden werden zwischen Erkrankungen, die durch das invasive Auftreten der Staphylokokken bedingt sind und solchen, die durch Staphylokokken-Toxine induziert werden.
Lokalisierte Infektionen der Haut, Hautanhangsgebilde, Urethra.
- Follikulitis
- Furunkel
- Karbunkel
- Impetigo
- Schweißdrüsenabszess
- Hidradenitis suppurativa
- Mastitis puerperalis
- Wundinfektionen
- "Plastikinfektionen" (Katheter, Fremdkörper wie z. B. Gelenkersatzstoffe)
- Harnwegsinfektionen (Honeymoon-Zystitis durch S. saphrophyticus; dieser kann am Uroepithel haften und vermag eine große Menge an Urease zu bilden.)
Überlagernde Kolonisation bei verschiedenen Erkrankungen (z. B. atopisches Ekzem). Hohe (> 80 %) Besiedlungsdichte in der Nasenschleimhaut und auf nässenden Arealen); Bildung von Antikörpern der Klassen IgG und IgE gegen exfoliative Toxine von Staphylokokkus aureus.
Weiterhin:
- Bakteriämie und Sepsis als Folgen einer lokalen Infektion
- Endokarditis (zweithäufigster Keim bei bakterieller Endokarditis)
- Pneumonie (s. u. Pneumonien)
- Osteomyelitis
- Ostitis
- Staphylokokken-Enteritis
-
Staphylokokken-Enterokolitis (wird durch die Toxine großer Mengen toxinbildender (Enterotoxine A–E) Staphylokokken ausgelöst oder durch eine exzessive Vermehrung der Staphylokokken im Darm - etwa 30 % aller Menschen sind Keimträger!)
Übergangsformen zwischen invasiven und Staphylokokkentoxin-vermittelten Krankheitsbildern:
- Staphylococcal Scalded Skin Syndrome (SSSS): Infektion mit S. aureus, meist Phagentyp 71, dessen Exotoxin (Exfoliatin) die typischen exfoliativen Hautveränderungen auslöst.
- Staphylokokken-Scharlach: Bei älteren Kindern verbleiben die exfoliativen Hautveränderungen des "staphylogenen Lyell" im Stadium des Exanthems. Möglicherweise ist dies auf eine Teilimmunität durch protektive Anti-Epidermolysin-Antikörper zurückzuführen.
- Schock-Syndrom, toxisches: Durch das von bestimmten S. aureus-Stämmen gebildete Exotoxin TSST-1 ausgelöstes Krankheitsbild mit scharlachähnlichen Hauterscheinungen, Schocksymptomatik und multiplen Organsymptomen. Vor allem bei jungen Frauen auftretend, die Tampons benutzen.
- Recalcitrant erythematous desquamating disorder (RED) durch Toxin-bildende Staphylokokken rekurrierendes toxinbedingtes perianales Erythem (durch Staphylokokken- oder Streptokokken-Superantigene ausgelöstes Erythem)
- Rekurrierendes toxinbedingtes perineales Erythem (Toxin-induzierte perineale Dermatitis)
- Lebensmittelvergiftung: Erkrankungen durch Bildung hitzelabiler Enterotoxine (Enterotxoin B, das wie ein Superantigen wirkt) mit kurzer Inkubationszeit (4-6 Std.) mit Fieber, Übelkeit, Erbrechen und Diarrhoe. Zumeist selbstlimitiert.
Therapie
Penicillinasefeste Penicilline, z. B. Flucloxacillin (z. B. Stahylex); Beta-Lactamasehemmer (Ampicillin / Sulbactam); Carbapeneme (Imipenem); Cephalosporine (Cefadroxil; Cefotaxim; Ceftriaxon). Als Reserveantibiotika gelten u. a. Linezolid, Tigecyclin, Quinupristin / Dalfopristin.
Schlechte Wirksamkeit: Penicillin G, Aminopenicilline, Tetracycline, zunehmend auch Erythromycin und Clindamycin.
Hinweis(e)
Nachweis: Der Erregernachweis muss kulturell aus geeignetem Untersuchungsgut (Blut, Wundabstrich, Stuhl, Nahrungsmittelreste) geführt werden. Für epidemiologische Studien (v. a. bei MRSA-Infektion) ist die spa-Typisierung geeignet. Dabei wird das Gen für Protein A sequenziert.
Merke! Zunehmendes Problem: MRSA!
- Staphylokokkus aureus wird u. a. für eine Exazerbation eines atopischen Ekzems verantwortlich gemacht. Nach einer brasilianischen Studie soll eine Schmalband UVB-Therapie die Besiedelung mit S. anreus auf der Haut deutlich reduzieren.
- Ein topisch zu applizierendes Antibiotikum mit Wirksamkeit gegen MRSA ist Retapamulin (Altargo).
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir
Kopernio

- Jokinen E et al. (2018) Spa type distribution in MRSA and MSSA bacteremias and association of spa clonal complexes with the clinical characteristics of bacteremia. Eur J Clin Microbiol Infect Dis 37: 937–943.
- Rittenhouse S et al. (2006) Selection of retapamulin, a novel pleuromutilin for topical use. Antimicrob Agents Chemother 50:3882-3885
- Silva SH et al. (2006) Influence of narrow-band UVB phototherapy on cutaneous microbiota of children with atopic dermatitis. J Eur Acad Dermatol Venereol 20: 1114-1120
Verweisende Artikel (19)
Abszess; Bakterien; Botryomykose; Caspasen; Folliculitis profunda (Übersicht); Furunkel; Hautflora, normale; Impetigo contagiosa, kleinblasige; Kanamycinsulfat; Karbunkel; ... Alle anzeigenWeiterführende Artikel (32)
Aminobenzylpenicilline; Ampicillin; Atopische Dermatitis (Übersicht); Cefadroxil; Cefotaxim; Ceftriaxon; Clindamycin; Erythromycin; Flucloxacillin; Follikulitis (Übersicht); ... Alle anzeigenDisclaimer
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