Staphylokokken-Scharlach B06.8

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

Co-Autor: Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 03.03.2020

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Synonym(e)

Dukes Disease; Dukes-Filatow Krankheit; Forth Disease; Fourth Disease; Nicht-menstruelles staphylogenes Toxinschock-Syndrom; Nonmenstrual staphylococcal toxic shock syndrome; Parascarlatina; Rubeola scarlatiniformia; SSF; Staphylococcal scarlet fever; Staphylogener Scharlach; Vierte Krankheit

Erstbeschreiber

Filatov, 1883; Dukes, 1900

Definition

Seltene, exanthematische Infektionskrankheit v.a. bei Kindern, die durch die Staphylokokken-Toxine SEB, SEA, SEG, SEI, TSST-1 ausgelöst wird.

 

Erreger

Staph. aureus, meist Phagentyp 71.

Ätiopathogenese

Infektion mit Staph. aureus, meist Phagentyp 71, dessen Enterotoxine (SEB, SEA, SEG, SEI, TSST-1) die typischen exfoliativen Hautveränderungen auslösen.  Die Erkrankung wurde in Verbindung mit einer Otitis media bzw. einer eitrigen Pharyngitis beschrieben (Mun SJ et al. 2019; Andrey DO et al. 2015; Lu YC et al. 2011). Weiterhin können staphylogene Infektionen nach Insektenstichen, nach intraartikulären Injektionen oder Bursitiden auslösend sein.

Bemerkung: Bei den Staphylokokken-Enterotoxinen handelt es sich um Proteine mit unerschiedlichen biochemischen Wirkungen. Neben den 5 klassischen, hauptserologischen Enterotoxinen, sind über 20 SE-Typen bekannt. Diese sind gegenüber Hitze relativ stabil und in ihrer molekularen Struktur ähnlich (s.u. Exfoliatine).

Beim Staphylokokken-Scharlach verbleiben bei älteren Kindern die exfoliativen Hautveränderungen des "staphylogenen Lyell" im Stadium des Exanthems. Möglicherweise ist dies auf eine Teilimmunität durch protektive Anti-Epidermolysin-Antikörper zurückzuführen.

Manifestation

Betroffen sind vorwiegend Kinder mit einem Altersgipfel um das 3. Lebensjahr. Nur selten sind Erwachsene betroffen (Mun SJ et al. 2019)

Lokalisation

V.a. Intertrigines und Nackenregion sind befallen.

Klinisches Bild

Inkubationszeit: 9-20 Tage. Uncharakteristisches Prodromalstadium. Rubeoliformes oder kleinfleckiges, scarlatiniformes Exanthem. Kleieförmige Schuppung am 4. oder 5. Tag. Schwellung der zervikalen und nuchalen Lymphknoten. Pharyngitis.

Differentialdiagnose

Der Staphylogene Scharlach (SSF), auch als Nicht-menstruelles staphylogenes Toxinschock-Syndrom bezeichnet, unterscheidet sich von dem Staphylogenen Toxinschock-Syndrom (STSS) dadurch, dass es durch eine Vielzahl sehr unterschiedlicher Faktoren ausgelöst wird. TSST-1 ist nur in 50% der Fälle das auslösende erythrogene Toxin.

Weiterhin müssen abgegrenzt werden:

Therapie

Symptomatische Therapie, z.B. mit Lotio alba und zusätzlich hautpflegenden Maßnahmen (z.B. Excipial U Lipolotio), ist indiziert. In der Regel komplikationsloser Verlauf.

Hinweis(e)

.Die Erkrankung gilt als (nicht-menstruelle) Minusvariante des STSS (Godoy Gijón E et al. 2010).

Literatur
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  1. Andrey DO et al. (2015) Unusual staphylococcal toxic shock syndrome presenting as a scarlet-like fever. New Microbes New Infect 8:10-13.
  2. Feldman CA (1962) Staphylococcal scarlet fever. N Engl J Med 267:877-878.
  3. Godoy Gijón E et al. (2010) Scarlet fever variant of staphylococcal scalded skin syndrome.An Pediatr (Barc) 72:434-435.
  4. Filatov NF (1883) Vorlesungen über akute Infektionskrankheiten im Kindesalter. Lektsii ob ostrykh infektsionnykh bolezniiakh detei. Moscow, S. 113
  5. Dukes C (1900) On the confusion of two different diseases under the name of rubella (rose-rash). Lancet 2: 89-94
  6. Lu YC et al. (2011) Scarlet fever caused by community-associated methicillin-resistant Staphylococcus aureus. Indian Pediatr 48:563-565.
  7. Mun SJ et al. (2019) Staphylococcal scarlet fever associated with staphylococcal enterotoxin M in an elderly patient.Int J Infect Dis 85:7-9.
  8. Schulz H (1989) Praxisrelevante pädiatrische Hautkrankheiten. Hautnah derm: 86-95
  9. Weisse ME (2001) The fourth disease, 1900-2000. Lancet 357: 299-301

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