Synonym(e)
Definition
Die Rheumatoide Arthritis ist eine chronische, entzündliche Systemerkrankung unbekannter Ätiologie, die durch Synovialitis zu Arthritis, Bursitis und Tendovaginitis und weiterhin zur Destruktion der befallenen Gelenke führt. Das Charakteristikum der RA ist ihre ausgeprägte klinische Variabilität mit breiter Allgemeinsymptomatik und extraartikulären Manifestationen (z.B. Hauterscheinungen).
Vorkommen/Epidemiologie
Häufigste rheumatische Erkrankung. Familiäre Häufung.
Prävalenz: ca. 0.5-1% der Bevölkerung. In der älteren Bevölkerungsgruppe (> 55J) liegt die Prävalenz bei 2%.
Frauen sind 2-3mal häufiger als Männer betroffen.
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Ätiopathogenese
Die Ätiologie ist unbekannt. Eine genetische Prädisposition ist nachgewiesen (familiäre Häufung; bei etwa 70% der Patienten kann das HLA-Antigen DR4/DRB1 nachgewiesen werden - bei Gesunden nur bei etwa 25%). Durch unbekannte Triggermechanismen (Umweltfaktoren können eine Rolle spielen), z.B. virale oder bakterielle Antigene, wird eine autoimmunologische entzündliche Reaktion induziert, die primär die Synovia betrifft. Beteiligt sind T-Helfer-Lymphoyzten, Makrophagen, B-Lymphozyten, Plasmazellen und dendritische Zellen. Es kommt zur Bildung proinflammatorischer Zytokine (IL-1, Il-6, IL-15, TNF-alpha) sowie zur Bildung von Autoantikörpern (AK gegen das Fc-Fragment des Immunglobulin G = Rheumafaktor; AK gegen das cyclische citrullinierte Peptid = ACPA). Zu den auffälligen Befunden gehören Immunkomplexe, die in der Gelenkflüssigkeit nachweisbar, sowie in der Pathogenese von Vaskulitiden bedeutsam sind.
Klinisches Bild
Symmetrische Arthritis beginnend an Händen und Füßen sowie später an den großen stammnahen Gelenken. Angedeutete zentripetale Ausbreitung. Befallmuster der Hände mit regelhafter und hoher Bevorzugung der Grund- und Mittelgelenke. Ausbreitungstendenz an den Vorfüßen von lateral nach medial.
Hauterscheinungen:
Rheumaknoten in ca. 21-33% der Fälle. Bei Pat. mit positivem Rheumafaktor können Rheumaknoten aber deutlich häufiger auftreten. Plötzliches, schubweises Auftreten schmerzhafter Knoten unter Betonung der Hände v.a. der Metakarpophalangealgelenke- und PIP`s wird als "akzelerierte rheumatische Nodulosis" bezeichnet.
Nagelveränderurungen (27% der Pat.): Brüchige, glanzlose Fingernägel mit Querfurchenbildung und Aufsplitterungen der Nagelmatrix sind häufig. Selten sind Uhrglasnägel.
Sonstige Hautveränderungen (Spezifität unklar - belegt durch Einzelkasuistiken):
- Flüchtig auftretende Erytheme, glatte, gespannte, atrophische Haut über den geschwollenen Handgelenken.
- Sklerodaktylie-ähnliche Veränderungen, ggf. schmutzig-bräunliche Pigmentierung über den proximalen Interphalangealgelenken.
- Rheumatoide, neutrophile Dermatitis (sehr seltene Erkrankung)
- Interstitielle granulomatöse Dermatitis
- Palisadenförmige neutrophile und granulomatöse Dermatitis
- Raynaud-Symptome
- Ischämische Finger- und Zehennekrosen.
Weitere (seltenere) spezifische Organmanifestationen sind:
- Perikarditis und Herzklappenveränderungen
- Gehäuft COPD, Pleuritiden
- Nieren (selten) membranöse Glomerulonephritis
- Augen: Keratokonjunktivitis
- Gefäße: Rheumatoide Vaskulitis (Haut und digitale Gefäße evtl. mit digitalen Nekrosen)
- Neurologische Symptome: Vaskulitis der Vasa nervorum mit Polyneuropathie.
Differentialdiagnose
systemischer Lupus erythematodes
Vaskulitiden (z.B. Polyarteriitis nodosa)
Spondylarthritis
Rheumatisches Fieber
Therapie
Tabellen
Therapiestufen |
Wirkstoffe |
Primärtherapie (primär eingesetzte Wirkstoffe) |
Methotrexat |
Sulfasalazin |
|
Chloroquin/Hydroxychloroquin |
|
Alternativen (bei Therapieversagen, Toxizität oder unerwünschten Arzneimittelreaktionen der Primärtherapie) |
Goldsalze (Aurothioglukose, Auranofin) |
Ciclosporin A |
|
D-Penicillamin |
|
Wirkstoffe für Problemsituationen (Therapieresistenz) |
Azathioprin |
Cyclophosphamid |
Hinweis(e)
Nach der ACR/EULAR wurden als assoziierte dermatologische Erkrankungen beschrieben:
- Pyoderma gangraenosum
- Akute febrile neutrophile Dermatose (Sweet-Syndrom)
- Sjögren Syndrom.
Nach der ACR/EULAR-Klassifikation gelten für die rhematoide Arthritis folgende Kriterien:
Voraussetzung:
- mindestens 1 Gelenk mit einer klinischen Synovitis,
- die nicht mit einer anderen Erkrankung erklärt werden kann.
Anzahl Gelenke | Größe der Gelenke | Lokalisation | Punkte |
1 | (mittel-)großes | Schulter, Ellenbogen, Hüfte, Sprunggelenk | 0 |
2-10 | (mittel-)große | Schulter, Ellenbogen, Hüfte, Sprunggelenk | 1 |
1-3 | kleine | MCP, PIP, MTP2-5, IP, Handgelenk | 2 |
4-10 | kleine | MCP, PIP, MTP2-5, IP,Handgelenk | 3 |
>10 | Gelenke, mindst.1 kleines | MCP, PIP, MTP2-5, IP, Handgelenk | 5
|
RF (Rheumafaktor) ACPA (Anti-Citrullin-Peptid-Ak | Referenzbereich | Punkte |
RF und ACPA negativ | - | 0 |
RF und ACPA niedrig + | >Obergrenze bis <3x Obergrenze | 2 |
RF und ACPA hoch + | >3x Obergrenze | 3 |
CRP/BSG | Befund | Punkte |
CRP/BSG | normal | 0 |
CRP/BSG | erhöht | 1 |
Dauer | Punkte |
< 6 Wochen | 0 |
> 6 Wochen | 1 |
Bewertung: Punktzahlen der Tabellen A-D werden addiert: Punkte von 6 und mehr sind ein Indikator für eine definitive RA.
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir
Kopernio

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- Lehnen M et al. (2004) New therapeutic options for psoriatic arthritis: TNF inhibitors. Dtsch Med Wochenschr 129: 634-638
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