Leflunomid

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

Co-Autor: Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 15.05.2014

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Definition

Arzneistoff aus der Gruppe der Immunsuppressiva; wird als Basistherapeutikum (disease modifying antirheumatic drug, DMARD) in der Behandlung der rheumatoiden Arthritis und der Psoriasis arthropathica (Psoriasisarthritis) eingesetzt.

Pharmakodynamik (Wirkung)

Der aktive Metabolit hemmt u.a. die Dihydroorotatdehydrogenase, ein Schlüsselenzym in der Pyrimidinsynthese und damit die Nukleinsäure-Biosynthese. Pyrimidin ist ein Nukleotid, das eine Rolle bei der Zellteilung spielt. Es wird im Körper auf zwei unterschiedliche Weisen produziert:
  • Im so genannten Ausweich-Stoffwechsel ("Salvage-Pathway")
  • Durch die "de-novo-Synthese".
Pyrimidin wird überwiegend auf dem Ausweich-Stoffwechsel synthetisiert. Einige Zellen, u.a. aktivierte Lymphozyten, verwenden aber bevorzugt die de-novo-Synthese. Leflunomid verhindert die de-novo-Synthese von Pyrimidin und blockiert damit die Vermehrung der aktivierten Lymphozyten. Es stehen damit mit der Zeit nicht mehr genug aktivierte Lymphozyten zur Verfügung, um chronische Entzündungsprozesse aufrecht zu erhalten. Dadurch wird der Krankheitsprozess an einer entscheidenden Stelle unterbrochen. Die Ausscheidung von Leflunomid und seinen aktiven Metaboliten erfolgt über Stuhl und Urin.

Indikation

  • Zugelassen für die Behandlung der Rheumatoiden Arthritis (Europa und USA).
  • Zugelassen für die Behandlung der Psoriasis arthropathica (Psoriasisarthritis) (Europa).
  • Ergebnisse klinischer Studien deuten darauf hin, dass Leflunomid unter bestimmten Umständen auch beim M. Wegener und beim systemischen Lupus erythematodes eingesetzt werden kann.
  • Eigene Beobachtungen zeigen eine gute Wirksamkeit von Leflunomid bei Patienten mit seronegativen Spondarthritiden. Dazu liegen allerdings noch keine größeren, systematischen Studien vor, die über die Beobachtung von Einzelfällen hinausgehen.

Eingeschränkte Indikation

Psoriasis vulgaris ( Off-Label-Use); hierzu liegen jedoch nur wenige klinische Daten vor.

Schwangerschaft/Stillzeit

Cave! Leflunomid darf während der Schwangerschaft (teratogene Wirkung auf Feten) und Stillzeit (geht in die Muttermilch über) nicht verordnet werden.

Merke! Frauen im gebärfähigen Alter müssen während einer Behandlung mit Leflunomid und nach dem Absetzen noch für eine Wartezeit von etwa 2 Jahren einen zuverlässigen Empfängnisschutz betreiben!

Merke! Auch Männer sollten während einer Behandlung mit Leflunomid einen zuverlässigen Empfängnisschutz betreiben, um ein Risiko für den Fetus auszuschließen.

Dosierung und Art der Anwendung

Aufsättigung des Spiegels: Initial 100 mg/Tag p.o. für 3 Tage. Ab Tag 4: 1mal/Tag 20 mg p.o. Bei Nebenwirkungen Dosisreduktion auf 10 mg/Tag (allerdings kommt es in diesen Fällen auch zu einer geringeren Wirksamkeit).

Unerwünschte Wirkungen

  • Integument: Erytheme, Stevens-Johnson-Syndrom, toxische epidermale Nekrolyse, selten Allergien. Nicht selten Effluvium zu Beginn der Therapie. Insgesamt werden bei etwa 2% der Patienten dermatologische Nebenwirkungen beschrieben.
  • Extrakutan: Blutdruckanstieg (RR?Kontrollen!). Blutbildveränderungen (Lymphopenien); selten nephrogene und hepatogene NW. Reversible Verringerungen der Spermienzahl und der Spermienbeweglichkeit. Diarrhoe, Obstipation, Übelkeit, auch Brechreiz.

Wechselwirkungen

Die gleichzeitige Behandlung mit anderen Basistherapeutika (z.B. Methotrexat, Chloroquin etc.) sollte unter strengen Gesichtspunkten erfolgen. Die (gut wirksame) Kombination von Leflunomid/Methotrexat kann das Risiko u.a. schwerwiegender Leberschäden (z.B. granulomatöse Hepatitis) erhöhen.

Kontraindikation

  • Patienten < 18 Jahre.
  • Männer, die keinen sicheren Empfängnisschutz praktizieren bzw. bei deren Partnerinnen kein sicherer Empfängnisschutz praktiziert wird. Männer mit Zeugungswunsch.
  • Schwangerschaft, Stillzeit.
  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff Leflunomid oder einen anderen Bestandteil des Arzneimittels, schwere Immundefekte (z.B. HIV-Infektion), deutlich eingeschränkte Knochenmarksfunktion oder schwere Störungen der Blutbildung (z.B. schwere Anämie).
  • Schwere Infekte, eingeschränkte Leberfunktion, mittelgradige bis schwere eingeschränkte Nierenfunktion.

Präparate

Arava Filmtabletten

Hinweis(e)

Merke! Klinischer Effekt tritt im Mittel nach 14 Tagen ein.

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

  1. Cuchacovich M et al. (2002) Leflunomide decreases joint erosions and induces reparative changes in a patient with psoriatic arthritis. Ann Rheum Dis 61: 942-943
  2. Jakob A et al. (2005) Skin ulceration after leflunomide treatment in two patients with rheumatoid arthritis. J Dtsch Dermatol Ges 4: 324-327
  3. Pipitone N et al. (2003) Current concepts and new developments in the treatment of psoriatic arthritis. Rheumatology (Oxford) 42: 1138-1148
  4. Reich K et al. (2002) Treatment of severe psoriasis and psoriatic arthritis with leflunomide. Br J Dermatol 146: 335-336
  5. Wozel G, Pfeiffer C (2002) Leflunomide--a new drug for pharmacological immunomodulation. Hautarzt 53: 309-315
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Zuletzt aktualisiert am: 15.05.2014