Knoblauch

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 27.09.2023

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Synonym(e)

Allium sativum; Gartenknoblauch; Gruserich; Knofel; Knoflok; Look, Garlic (englisch), Ail (spanisch)

Definition

Gewürz- und Heilpflanze aus der Familie der Lauchgewächse (Alliaceae). Die Knoblauchzwiebel ist eine rundliche bis eiförmige weiße Zwiebel mit einem Durchmesser von etwa 3,0cm und einem scharf-stechenden Geruch. Der Hauptzwiebel sitzen meist mehrere Nebenzwiebeln auf. Allium sativum ist Stammpflanze von Allii sativi bulbus einer Droge die von der Kommission E  und der WHO positiv monographiert ist.  

Die EMA definiert Knoblauch als traditionelles pflanzliches Arzneimittel zur Vorbeugung von Arteriosklerose, auch  zur Linderung der Symptome einer Erkältung.

Die Qualität von Knoblauchpulver ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.

ESCOP - Monographie: vorbeugend gegen Atherosklerose, bei erhöhten Blutfettwerten, die durch diätetische Maßnahmen nur unzureichend kontrollierbar sind, unterstützend bei erhöhtem Blutdruck; außerdem bei Infektionen und Katarrhe der oberen Atemwege.

Kommission E: Positive Monographie: Unterstützung diätetischer Maßnahmen bei erhöhten Blutfettwerten und zur Vorbeugung altersbedingter Gefäßveränderungen

 

Erfahrungsheilkunde: adjuvant zur Blutdrucksenkung, Verdauungsbeschwerden, Verbesserung der Vigilanz, Anthelmintikum bei Madenwürmern

Inhaltsstoffe

Inhaltsstoffe der frischen Knoblauchzwiebel: schwefelhaltige gamma-Glutamylpeptide, geruchsloses, wasserlösliches Alliin (S-Allylcysteinsulfoxid). Weiterhin mehrere Enzyme wie: Oxidasen, Katalasen, Dehydrogenasen, Lyasen sowie versch. Vitamine. Nach der anschließenden Zerkleinerung entsteht aus dem Alliin die Abbauprodukte Allicin (instabil) und Ajoen. 

Aus den unterschiedlichen Aufbereitungen ergeben sich unterschiedliche Zusammensetzungen der Präparate.  

Knoblauchöl (Oleum Allii sativi), ein ätherisches Öl, wird durch Wasserdampfdestillation der Knoblauchzwiebel gewonnen. Knoblauchöl enthält v.a. Diallyldisulfid (60%), das für den charakteristischen Geruch verantwortlich ist,  sowie Tri-, Polysulfide; weiterhin Alliiin und Ajoen in variabler Zusammensetzung.

Vorkommen

Der Knoblauch stammt ursprünglich aus Ostasien. Sehr früh schon erfolgte der Anbau in Kleinasien und im Vorderen Orient. Heute weltweit angewandt und kultiviert.

Anwendungsgebiet/Verwendung

Eine der ältesten Heil- und Gewürzpflanzen der Erde. In Indien, China, Afrika und den Balkanländern ist ihre Heilkraft seit Jahrhunderten wohl bekannt und begründet damit den hohen Verbrauch. Auch die Volksmedizin in unseren Breiten bedient sich des Knoblauchs seit altersher wegen seiner antibakteriellen, fungiziden (der biologisch wirksame Inhaltsstoff des Knoblauchs "Ajoen" besitzt nachgewiesenermaßen fungizide Eigenschaften), antiseptischen, spasmolytischen, karminativen, anthelminthischen und anderen Wirkungen in den verschiedensten Mitteln zur Behandlung von gastrointestinalen Beschwerden, bei verschiedenen Hautkrankheiten, Entzündungen, Rheuma, Geschwüren, Krämpfen, Schmerzen etc.

Dosierung

Mittlere Tagesdosis 4 g frische Knoblauchzehen

EMA:  zur Vorbeugung von Arteriosklerose. Einzeldosis: in Pulverform: 300 mg to 750 mg , Tagesdosis:  900-1380 mg auf 3-5 Einzeldosen verteilt, in Flüssigform: Einzeldosis: 110-220 mg 4 mal / Tag, Tagesdosis: 440-880 mg .

bei Erkältungskrankheiten: Einzeldosis: 100-200 mg 1-2 mal / Tag, Tagesdosis: 100-400 mg

Unerwünschte Wirkungen

Magen-Darm-Beschwerden oder allergische Reaktionen. Veränderung der Blutungszeit, keine Kombination mit  Warfarin-Natrium.

Kontraindikation

Patienten unter Saquinavir/Ritonavir-Therapie: Risikos der Abnahme der Plasmakonzentration mit Verlusts der virologischen Reaktion und möglicher Resistenz gegen eine oder mehrere Komponenten des antiretroviralen Präparates.

Als Medikament: Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.

In Ermangelung ausreichender Daten wird die Anwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit nicht empfohlen.

Wechselwirkungen

Orale Antikoagulationstherapie und/oder eine Thrombozytenaggregationshemmer: Blutungszeiten könnten verlängert werden

Patienten unter Saquinavir/Ritonavir-Therapie: Risikos der Abnahme der Plasmakonzentration mit Verlusts der virologischen Reaktion und möglicher Resistenz gegen eine oder mehrere Komponenten des antiretroviralen Präparates.

Handelsnamen

  • Beni-cur N® überzogene Filmtablette
  • Kwai forte® 300 mg überzogene Tabletten  (300mg Koblauchzwiebelpulver). Dosierung je nach Verträglichkeit bis zu 3x1 Drg./Tag 
  • Kwai N Dragees® (100mg Koblauchzwiebelpulver). Dosierung je nach Verträglichkeit bis zu 3x3 Drg./Tag 
  • Sapec® überzogene Tabletten (300mg Knoblauchpulver). Dosierung: 3x1 täglich 1 Drg.

Hinweis(e)

Auf den Verzehr von Knoblauch sollte 7 Tage vor der Operation wegen des postoperativen Blutungsrisikos verzichtet werden.

Hinweis(e)

In einer nichtkontrollierten Studie mit 34 Tinea-pedis-Patienten konnte mit einer 0,4% Ajoene-Creme nach einer Therapiedauer von 7 Tagen in rund 80% der Fälle eine Abheilung erzielt werden (Ledezema E et al. 1996).

Allergologische Information: Bekannte Allergene: Diallyldisulfid, Allicin und Allylpropyldisulfid. Sensibilisierungspotenz: Mittelstark. Sensibilisierungshäufigkeit: Selten. Klinische Manifestation: Knoblauch und Knoblauchpulver können, neben einer allergischen bzw. irritativen Dermatitis, auch ein allergisches Asthma verursachen.

Risikogruppen sind Köche, Hausfrauen, Küchenpersonal (berufsbedingt). Bei Ekzem, Handekzem sollte daher auch immer an eine mögliche Sensibilisierung durch Knoblauch oder Küchenzwiebeln gedacht werden (Zwiebelfinger).

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

  1. Ammon H et al (2014).  Hunnius Pharmazeutisches Wörterbuch. Walter de Gruyter GmbH Berlin/Boston S 62-64
  2. Hausen BM, Vieluf K (1997) Allergiepflanzen, Pflanzenallergene. Ecomed Verlag Landsberg/München 65-67
  3. Ledezema E et al. (1996) Efficacy of ajoene, an organsulphur derived from garlic, in the short-term therapy of tinea pedis. Mycoses 39: 393-395
  4. Loew D (2012) In: Beer A M et al. [Hrsg.] Leitfaden Naturheilverfahren für die ärztliche Praxis, Urban und Fischer Verlag S 166f.
  5. https://www.ema.europa.eu/en/documents/herbal-monograph/final-european-union-herbal-monograph-allium-sativum-l-bulbus_en.pdf
  6. https://arzneipflanzenlexikon.info/knoblauch.php
  7. Wenigmann M. (2017) Phytotherapie Arzneidrogen, Phytopharmaka, Anwendung. Urban & Fischer, S. 139-140
  8. https://pflanzen.fnr.de/industriepflanzen/arzneipflanzen/pflanzen-datenbank
  9. Miller LG (1998) Herbal medicinals: selected clinical considerations focusing on known or potential drug-herb interactions. Arch Intern Med.  9;158(20):2200-2211. doi: 10.1001/archinte.158.20.2200. PMID: 9818800
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