Antibiotika (Übersicht)

Autor:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

Alle Autoren dieses Artikels

Zuletzt aktualisiert am: 13.04.2021

This article in english

Synonym(e)

Aminoglykoside; Chinolone; Diaminopyrimidine; Fusidinsäure; Glykopeptide; Lincomycine; Lipopeptide; Makrolide; Monobactame; Nitrofurane; Nitroimidazole; Oxalactame; Oxazolodinone; Peniciliine, Cephalosporine, Peneme; Polypeptide; Rifamycine; Sulfonamide; Tetrazykline

Kostenlose Fachkreis-Registrierung erforderlich

Bitte melden Sie sich an, um auf alle Artikel, Bilder und Funktionen zuzugreifen.

Unsere Inhalte sind ausschließlich Angehörigen medizinischer Fachkreise zugänglich. Falls Sie bereits registriert sind, melden Sie sich bitte an. Andernfalls können Sie sich jetzt kostenlos registrieren.


Kostenlose Fachkreis-Registrierung erforderlich

Bitte vervollständigen Sie Ihre Pflichtangaben:

E-Mail Adresse bestätigen
oder
Fachkreisangehörigkeit nachweisen.

Jetzt abschließen

Einteilung

Übersicht über die gängigen Antibiotika in der Inneren Medizin (variiert n. H. Hof 2019)

Beta-Laktamantibiotika (Antibiotika mit Hemmung der bakteriellen Zellwandsynthese, die alle durch ein gemeinsames Strukturmerkmal - ein Beta-Laktamring - gekennzeichnet sind)

Penicilline

Klassische Penicilline (wirksam gegen grampositive Keime und gramnegative Kokken und sogar Pasteurella multocida; nicht wirksam gegen penicillinaseaktive Staphylokokken; Haemophilus-Arten und alle anderen gramnegativen Stäbchenbakterien)

Penicillinasefeste Penicilline (Mittel der Wahl gegen Staphylokokken; nicht wirksam gegen Hospital-Staphylokokken (MRSA); Kontraindikation: schwere Niereninsuffzienz

Aminopenicilline (wirksam gegen einige grampositive Bakterien und gegen manche Enterobacterales; nicht penicillinasefest, allergisierend)

Acylureidopenicilline (wirksam besonders gegen viele Enterobacterales und Pseudomonaden; gute Penetrationsfähigkeit durch Zellwand; nicht penicillinasefest)

Cephalosporine (alle Cephalosporine haben eine Lücke bei Enterokokken!)

  • Cephalosporine 1. Generation (gut wirksam auf Staphylokokken und Streptokokken, schwach gegen Haemophilus, E. coli, Klebsiella; penicillinasefest, empfindlich gegen Cephalosporinasen; Cefazolin nur i. v.)
  • Cephalosporine 2. Generation (im Vergleich zu 1. Generation verbesserte Wirkung gegen gramnegative Keime; stabil gegen Penicillinase und viele Cephalosporinasen)
  • Cephalosporine 3. Generation (sehr breites Wirkspektrum mit guter Wirkung gegen gramnegative Bakterien, jedoch im Vergleich zu 1. und 2. Generation schwächere Wirkung gegen grampositive Keime)
  • Cephalosporine  3a. Generation (sehr breites Wirkspektrum mit guter Wirkung gegen gramnegative Bakterien, jedoch im Vergleich zu 1. und 2. Generation schwächere Wirkung gegen grampositive Keime; nur i. v. Gabe)
  • Cephalosporine 3b. Generation (auffällig gute Aktivität gegen P. aeruginosa; nur i. v. Gabe)
  • Cephalosporine  4. Generation (sehr breites Wirkspektrum mit guter Wirkung gegen gramnegative Bakterien, jedoch im Vergleich zu 1. und 2. Generation schwächere Wirkung gegen grampositive Keime; besser gegen P. aeruginosa)
    • Cefepime
    • Cefpirom
  • Cephalosporine 5. Generation (gute Wirkung gegen Anaerobier)
    • Cefoxitin
    • Ceftarolin
    • Ceftobiprol
    • Hinweis: Ceftarolin und Ceftobiprol wirken gegen MRSA

Peneme (oft wirksam bei Keimen, die gegen Cephalosporine resistent sind; Inaktivierung von Imipenem durch Nierenenzyme (Applikation zusammen mit Cilastatin, einem Enzyminhibitor)

Monobactame (Enterobacterales, nicht wirksam gegen grampositive Bakterien)

Oxalactame (Inhibitor von Betalaktamasen; hat selbst nur sehr geringe antibakterielle Aktivitäten; Kombination mit Amoxicillin und anderen Penicillinderivaten; anfällig gegen spontane Hydrolyse (angesetzte Lösungen nicht lange stehen lassen)

Weitere Antibiotika mit Störung der bakteriellen Zellwandsynthese und der zytoplasmatischen Membran

Glykopeptide (nur grampositive Bakterien; Ototoxizität, Nephrotoxizität)

Lipopeptide (nur grampositive Bakterien; bakterizid; gute Gewebepenetration; wird durch Surfactant gehemmt)

  • Daptomycin
  • Fosfomycin (begrenztes Spektrum; gute Penetrationsfähigkeit)
  • Polypeptide
  • Bacitracin (grampositive Bakterien; zur Systemtherapie nicht geeignet)
  • Polymyxin B (gramnegative Stäbchen; reserviert für spezielle Situationen; Neuro- und Nephrotoxizität; rasche Resistenzentwicklung)
  • Colistin (gramnegative Stäbchen; reserviert für spezielle Situationen; Neuro- und Nephrotoxizität; rasche Resistenzentwicklung)

Ethambutol (Tuberkelbakterien, neurotoxisch)

Antibiotika mit Hemmung der bakteriellen Proteinsynthese

Aminoglykoside

  • Streptomycin (Tuberkelbakterien; häufige Resistenzen; Neurotoxizität; Nephrotoxizität; Ototoxizität)
  • Gentamicin (breite Wirksamkeit, viele grampositive und gramnegative Bakterien; keine Wirkung gegen Anaerobier, Streptokokken und Enterokokken (als Einzelsubstanz); Cave: kontraindiziert bei Schwangerschaft im 1. Trimenon, Neugeborenen und schwerer Niereninsuffizienz)
  • Tobramycin (breite Wirksamkeit, viele grampositive und gramnegative Bakterien; keine Wirkung gegen Anaerobier, Streptokokken und Enterokokken (als Einzelsubstanz); Cave: kontraindiziert bei Schwangerschaft im 1. Trimenon, Neugeborenen und schwerer Niereninsuffizienz)
  • Amikacin (breite Wirksamkeit, viele grampositive und gramnegative Bakterien; keine Wirkung gegen Anaerobier, Streptokokken und Enterokokken (als Einzelsubstanz); Cave: kontraindiziert bei Schwangerschaft im 1. Trimenon, Neugeborenen und schwerer Niereninsuffizienz)
  • Netilmicin (breite Wirksamkeit, viele grampositive und gramnegative Bakterien; keine Wirkung gegen Anaerobier, Streptokokken und Enterokokken (als Einzelsubstanz); Cave: kontraindiziert bei Schwangerschaft im 1. Trimenon, Neugeborenen und schwerer Niereninsuffizienz)
  • Neomycin (breite Wirksamkeit, viele grampositive und gramnegative aerobe Bakterien; topische und orale Anwendung)
  • Paromomycin (breite Wirksamkeit, viele grampositive und gramnegative aerobe Bakterien; topische und orale Anwendung; wird nach oraler Gabe nicht resorbiert, oral zur Reduktion der Darmflora, zur Eradikation von Entamoeba histolyticum)
  • Kanamycin (breite Wirksamkeit, viele grampositive und gramnegative aerobe Bakterien; topische und orale Anwendung)
  • Spectinomycin (penicillinasepositive Gonokokken; zurzeit nicht im Handel)
  • Framycetin (nur als Topikum verfügbar, Salbe oder Puder)

Makrolide

Makrolide (wirksam auch gegen intrazelluläre Bakterien; unwirksam gegen Enterobacterales; Erythromycin steigert die Motilität der oberen Darmabschnitte; die neueren Derivate haben diese Nebenwirkungen nicht mehr).

Lincosamide

Lincomycine (grampositive Aerobier und Anaerobier sowie gramnegative Anaerobier; zunehmende Resistenzen; Cave: Gute Penetration ins Knochengewebe. Achten auf die eventuelle Entwicklung einer pseudomembranösen Enterokolitis!)

Tetrazykline

Tetrazykline (Gelegentlich Resistenzen; Ablagerung in den Milchzähnen und Knochen; Cave: kontraindiziert bei Schwangerschaft im 1. Trimenon, Kindern und schwerer Niereninsuffizienz)

Rifamycine (grampositive Erreger, Mykobakterien; wirksam auch gegen intrazelluläre Bakterien und im Biofilm)

Oxazolidinone (ausnahmslos alle grampositive Bakterien; UAW: Thrombozytopenie)

Fusidinsäure (grampositive Bakterien; rasche Resistenzentwicklung)

Hydrochinolin (Escherichia coli, andere Erreger von Harnwegsinfektionen; unwirksam gegen Pseudomonas; auch wirksam gegen Candida spp.; wirksam gegen Keime im Biofilm)

  • Nitroxolin

Antibiotika mit Störung der Folsäuresynthese und diverser anderer Enzymfunktionen in der Bakterienzelle

Sulfonamide (wirksam gegen Streptokokken, Pneumokokken, Aktinomyzeten, Nokardien; häufige Resistenzen; Cave: kontraindiziert bei Schwangerschaft 1. Trimenon, Neugeborenen und schwerer Niereninsuffizienz; Allergie)

Diaminopyrimidine (sehr breites Spektrum; nicht wirksam gegen Anaerobier, Rickettsien, Chlamydien, Mykoplasmen; wirkt auch gegen den Pilz Pneumocystis

Paraaminosalicylsäure (Tuberkelbakterien)

  • PAS

Nitrofurane  (Harnwegsinfekte; Cave: kontraindiziert bei Schwangerschaft 1. Trimenon, Neugeborenen und schwerer Niereninsuffizienz sowie im hohen Alter; neurotoxisch, allergisierend)

Isonicotinamid (Tuberkelbakterien; neurotoxisch)

Antibiotika mit Wirkung auf die bakterielle DNA

Nitroimidazole (Strikte Wirkung auf Anaerobier und verschiedene Protozoen; Cave: kontraindiziert bei Schwangerschaft 1. Trimenon, Alkoholgenuss)

Chinolone (Gyrasehemmer)

  • Chinolone 1. Generation (gramnegative Stäbchen)
  • Chinolone 2. Generation (systemische Infektionen mit Enterobacterales. Sehr gut wirksam gegen Meningokokken auch zur Prophylaxe; mäßige Wirkung gegen Pseudomonaden)
    • Ciprofloxacin (systemische Infektionen mit Enterobacterales. Sehr gut wirksam gegen Meningokokken auch zur Prophylaxe; mäßige Wirkung gegen Pseudomonaden; Ciprofloxacin wird z. T. über den Darm ausgeschieden. Auch hohe Konzentrationen in Sekreten, z. B. ELF (epithelial lining fluid)
  • Chinolone 3. Generation
    • Levofloxacin (recht gute Wirkung gegen grampositive Kokken; auch gegen Chlamydien und Mycoplasmen; wird vorwiegend renal ausgeschieden; auch hohe Konzentrationen in Sekreten)
  • Chinolone 4. Generation (recht gute Wirkung gegen grampositive Kokken; auch gegen Chlamydien, Mykoplasmen und Anaerobier, wird zu einem großen Teil über den Darm ausgeschieden; wirkt gegen die Anaerobier der Darmflora; auch hohe Konzentrationen in Sekreten)

Literatur

  1. Hof H et al. (2019) In: Hof H, Schlüter D, Dörries R, Hrsg. Duale Reihe Medizinische Mikrobiologie. 7., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Thieme S.305-307

Autoren

Zuletzt aktualisiert am: 13.04.2021