Wermut

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 03.03.2023

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Synonym(e)

Allsei; Alsem; Artemisia absinthium; Bitterer Beifuß; gemeiner Wermut; Wermutkraut, Wiegenkraut, Wurmkraut

Definition

Der gemeine Wermut, auch Wermutkraut ist eine Pflanzenart in der Gattung Artemisia aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Der Gattung Artemisiengewächse (Artemisia) gehören etwa 500 Arten an, darunter auch weitere Gewürzkräuter wie die Eberraute (Artemisia abrotanum), oder der gemeine oder gewöhliche Beifuß (Artemisia vulgaris).

Der gemeine Wermut ist eine mehrjährige, krautige, aromatisch riechende  Pflanze, die im Allgemeinen Wuchshöhen von 50 bis 100 cm erreicht. Ursprünglich beheimatet in Sibirien ist das Wermutkraut heute in Kulturform relativ weit in Süd- und Osteuropa verbreitet. Wilde Vorkommen finden sich in West- ,Mittel- und Nordeuropa und in Südamerika. Der gemeine Wermut ist meist in Ebenen aber auch in höheren Höhenlagen anzutreffen. Die nahezu federartig angeordneten, lanzettartigen Blätter weisen einen grünlich-grauen Farbton auf. Die Blütezeit reicht von Juli bis September. Wermutkraut bildet gelbe zu Rispen geordnete Blüten aus.

Wermut gehört neben Enzian zu den Kräutern mit der stärksten Bitterkraft (Bitterwert des Wermuts beträgt im Mittelwert 30.500, mindestens 10 000, der des Enzians 30.000). Der Bitterstoffgehalt steigt mit der Vollblüte, Maximum ist Ende Juli erreicht.

Phytotherapeutisch verwendet werden die blühenden oberen Zweigspitzen,  = Wermutkraut –s.  Absinthii herba

Allgemeine Information

Wirkmechanismus: Karminativ, choleretisch, spasmolytisch, antiphlogistisch, tonisierend auf Magen und Gallenwege, bakteriostatisch, in größeren Mengen anregend auf das ZNS.

Indikationen:

  • HMPC, TU : Appetitlosigkeit, leichte dyspeptische gastrointestinale Beschwerden
  • Kommission E: Appetitlosigkeit, dyspeptische Beschwerden bei verminderter Gallensekretion, Dyskinesien der Gallenwege
  • Erfahrungsheilkunde: leichte krampfartige Magen-Darm-Beschwerden, Achylie, Atonie von Magen und Gallenblase, verminderte Magensaftsekretion
  • Überliefert auch bei Menstruationsbeschwerden, Kopfschmerz, Gelbsucht
  • Extern nach Hildegard von Bingen zur Behandlung von Wunden und Hautkrankheiten
  • Nach Hippokrates auch bei nachlassender Gedächtnisleistung

Inhaltsstoffe: Ätherische Öle (alpha und beta- Thujon, Thujylalkohol, Mono- und Sesquiterpene, alpha-Bisabolol und beta Caryophyllen), Sesquisterpenlacton-Bitterstoffe (Absinthin, ANabsinthin) und Flavonoide (Kämpferöl- Quercetingglykoside), Kaffeesäure und Ascobrinsäure, Gerbstoffe, Phenolcarbonsäure.

Nebenwirkungen: bei regulärer Dosierung keine, bei Überdosierung Erbrechen, Magen-Darm-Krämpfe, ggf. Benommenheit, Harnverhalt

Kontraindikationen: Magen-Darmulzera

Dosierung: 2-3 g / Tag, Tee: 2 x 1 Tasse / Tag ½ Stunde zur Appetitanregung vor den Mahlzeiten, bei Magen-Darm-Beschwerden nach der Mahlzeit

 

Hinweis(e)

Wermut wird als Zutat in Kräuterweinen (Noilly Prat, Absinth) genutzt. Absinth besteht neben Wermut aus einer Reihe weiterer Kräuter, darunter Anis, Fenchel, Koriander, Muskat, Ehrenpreis, Zitronenmelisse, Angelika und Ysop.

Artemisia absinthium ist Stammpflanze von Absinthii herbae dem offizinellen Wermutkraut, für das Monographien im DAB9, ÖAB9, Ph.Helv.7 vorliegen. 

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

  1. Friedberger H. (2021) Bitter im Mund, rundum gesund. Naturheilverfahren 1 : 26-28
  2. Wenigmann M. (2017) Phytotherapie Arzneidrogen, Phytopharmaka, Anwendung. Urban & Fischer, S. 215-216
  3. https://arzneipflanzenlexikon.info/wermut.php

 

Verweisende Artikel (3)

Artemisia absinthium; Bitterstoffe; Thujon;
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