Mistelpräparate

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 05.06.2025

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Synonym(e)

Viscum album

Definition

Zu unterscheiden sind Mistelpräparate, die in der Onkologie eingesetzt und immer gespritzt werden, sowie Mistelpräparate in Tropfen- oder Drageeform, s. unter Visci herba.

Bei den onkologisch eingesetzten Präparaten handelt es sich um einen wässrigen Auszug aus Viscum album, Mistel. In der Aufbereitung wird dieser bei dem einen Präparat (Iscador®) mit misteleigenen Milchsäurebakterien versetzt und so fermentiert, danach weiterverarbeitet wird, bei anderen Präparaten (Helixor®, Iscucin®) ohne Fermentierung. Diese wässrigen Extrakte werden intracutan oder subcutan gespritzt.

Wirtsbäumen sind Apfel, Kiefer, Eiche, Ulme, Tanne. 

Mistelextrakte für Krebserkrankungen stammen ursprünglich aus der Anthroposophie, weshalb in Deutschland die Zulassung aufgrund der Ausnahmeregelungen für die Anthroposophie beruht.

Aktuell gibt es nich keine anerkannte wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit von Mistelexktrakten in der Humanmedizin. Eine Verlängerung der Gesamtüberlebenszeit konnte in der Datenlage nicht ausreichend belegt werden.

Die TIM-Studie (Therapeutische Instillation eines Mistelextraktes) zur Behandlung des oberflächlichen Harnblasenkarzinoms mit wenigen Probanden zeigt eine mit Mitomycin vergleichbare Wirkung in der Rezidivprophylaxe (Rexer H 2016).

In präklinischen Studien konnte nachgewiesen werden, dass die enthaltenen Lektine Zellkulturen abtöten und Immunzellen stimulieren können. 

 

Mistelextrakte sind im deutschsprachigen Raum als zugelassene Arzneimittel erhältlich (basierend auf den Monographien von Kommission C und Kommission E. Die Kosten der Misteltherapie werden nur in Ausnahmefällen von den Krankenkassen (gesetzlich und privat) übernommen, in der Regel nur bei palliativer Therapie zur Verbesserung der Lebensqualität.

 

Anwendungsgebiet/Verwendung

Immunstimulans bei malignen Erkrankungen, Anregung der Knochenmarkstätigkeit. Mistelextrakte finden auch heute noch Anwendungen beim "high risk" malignen Melanom. Eine prospektiv-randomisierte Studie der EORTC-Melanomgruppe ergab, dass die Behandlung mit dem Mistellektin Iscador M im Vergleich zu einer nicht behandelten Kontrollgruppe keinen Einfluss auf die Prognose hat.

 

s.a. Visci herba, Anwendung bei degenerativ-entzündlichen Gelenkerkrankungen

Dosierung

Nach entsprechendem Dosierungsschema.

Unerwünschte Wirkungen

Allergische Reaktionen bis zum anaphylaktischen Schock, lokal entzündliche Reaktionen an der Injektionsstelle, Fieber, regionale Lymphknotenschwellung, Aktivierung von Entzündungen.

Kontraindikation

Eiweiß-Überempfindlichkeit, akute und chronisch-progrediente Infektionen, Fieber. Stillzeit, Schwangerschaft und Kindesalter.

Je nach Hersteller werden unterschiedliche Warnungen angegeben, z.B. bei Schilddrüsenproblemen, Hirndruck bei Metastasen oder Tumoren im Gehirn.

Gewarnt wird bei einigen Präparaten bei Patienten mit Leukämie, Lymphom, Nierenzellkarzinom oder Melanom.

Handelsnamen

Helixor®, Iscador®, Iscucin®, abnobaVISCUM® , Isorel® 

 

Literatur
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  1. Kähler KC et al. (2011) Adjuvante systemische Therapie des Melanoms. Hautarzt 62: 414-422
  2. https://www.krebsinformationsdienst.de/mistel#c7463
  3. https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Leitlinien/Komplement%C3%A4r/Version_2/LL_Komplement%C3%A4rmedizin_Langversion_2.0.pdf
  4. https://www.krebsinformationsdienst.de/mistel#c7463
  5. Rexer H (2o16) Studie zur Therapie beim nicht-muskelinvasiven Harnblasenkarzinom : Eine Phase-III-Wirksamkeitsstudie zur intravesikalen Instillation von Mistelextrakt bei oberflächlichem Blasenkarzinom (TIM) - AB 40/11 der AUO [Study for the treatment of nonmuscle invasive bladder cancer : A phase III efficacy trial for intravesical instillation of mistletoe extract in superficial bladder cancer (TIM) - AB 40/11 of the AUO]. Urologe A. 55(7):963-5. German. doi: 10.1007/s00120-016-0135-0. PMID: 27272001.

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