Synonym(e)
Definition
Häufige, vollkommen harmlose Verhornungsstörung der Haarfollikel, wahrscheinlich autosomal-dominanter Erbgang. Gelegentlich kombiniert mit milder oder ausgeprägter Ichthyosis vulgaris und bei atopischer Diathese.
Vorkommen/Epidemiologie
Die Prävalenz der Keratosis follicularis wird mit nahezu 50% der Bevölkerung angegeben.
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Manifestation
Vor allem bei jungen Mädchen aber auch bei Jungen im Pubertätsalter erstauftretend. Die "Erkrankung" erstreckt sich meist über die gesamte Lebensspanne. Im Bereich der Wangen können sich persistierende Erytheme (Erythema perstans faciei - Typus rusticanus) manifestieren. Weitgehend unbemerkt kann es im Verlaufe von Jahren an den streckseitigen Extremitäten, auch im Gesichtsbereich zu einem kompletten Verlust der Vellushaare kommen. Dies wird von Frauen eher als attraktivitätssteigernd, denn als "Krankheit" empfunden. Anders verhält es sich mit dem Verlust der Augenbrauen oder der frontalen Stirnhaare. Auch diese Manifestation ist möglich. Hier verläuft der Follikel-zerstörende Prozess chronisch schleichend über Jahre hinweg und ist therapeutisch unbeeinflussbar.
Lokalisation
Vor allem Streckseiten der Oberarme, Außenseite der Ober- und Unterschenkel, Glutaealregion sind betroffen.
Klinisches Bild
Unzählige, an die Follikel gebundene, meist hautfarbene, spitzkegelige, das Hautniveau überragende Hornpfröpfchen. Die Keratosis follikularis (synonym = Keratosis pilaris) kann sowohl Körperegionen die mit Vellushaaren bedeckt sind betreffen, als auch solche mit Borstenhaaren (z.B. Augenbrauen) und Langhaaren (Capillitium).
Die Follikelumgebung kann reaktionslos hautfarben sein, aber auch durch ein ringförmiges Erythem gekennzeichnet sein (Keratosis follicularis rubra).
Es besteht ein Reibeisengefühl beim Darüberstreichen.
Regelmäßig Akrozyanose, auch Perniosis follicularis in den betroffenen Gebieten (Typus rusticanus).
Beim Herauskratzen der Keratosen tritt häufig ein aufgerolltes Haar hervor.
S.a. die Ausführungen unter der Bezeichnung "Keratosis pilaris-Syndrom".
Histologie
Hyperkeratose des Follikelostiums und des supraseboglandulären Follikelepithels meist ohne perifollikuläre Entzündungsreaktion. Ab und zu findet sich ein von Hornmassen eingeschlossenes aufgedrehtes Vellushaar.
Differentialdiagnose
Therapie
- Pflegende und keratolytische externe Maßnahmen. Fettende Lotionen (Basislotion (DAC)) oder Cremes; evtl. Zusatz von Harnstoff in einer 5-20% Konzentration (z.B. Nubral Creme oder 5% Harnstoff in Excipial Hydro- oder Lipolotio, s. Rezepturen), Salicylsäure (2-3%) oder Kochsalz (5-10%), ggf. deren Kombinationen. Auch stark verdünnte (0,005%) Tretinoin-Cremes können eine Verbesserung des Hautzustandes bewirken.
- Wichtig ist das sparsame Verwenden von Reinigungsmitteln wie Syndets oder Seifen bei der Körperpflege. Statt Detergenzien Verwendungen von hydrophilen Körperölen als Waschersatz (z.B. hydrophiles Körperöl oder Fertigölbäder, die i.A. als Ölbäder Verwendung finden). Zum Baden Öl- oder Kochsalzbäder anwenden.
- Interne Behandlungsmaßnahmen sind nicht angezeigt.
Verlauf/Prognose
Merke! Dieser schleichende Follikelverlust wird jedoch nicht als "Krankheitssymptom" wahrgenommen!
S.a. Keratosis follicularis spinulosa decalvans.Hinweis(e)
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir
Kopernio

- Gruber R et al. (2015) Sebaceous gland, hair shaft, and epidermal barrier abnormalities in keratosis pilaris with and without filaggrin deficiency. Am J Pathol 185:1012-1021
- Ibrahim O et al. (2014) Treatment of keratosis pilaris with 810-nm diode laser: a randomized clinical trial. JAMA Dermatol 151:187-19
- Ma H et al. (2015) Unilateral keratosis pilaris occurring on linear hypopigmentation patches: a new variant of keratosis pilaris in an Asian? J Dermatol 42:437-438
- Shimizu A et al. (2016) Generalized keratosispilaris-like eruptions in a chronic myelogenous leukemia patient treated with nilotinib. J Dermatol doi: 10.1111/1346-8138.13336.
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