Albinismus okulokutaner (Übersicht) E70.3

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 21.06.2022

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Synonym(e)

OCA; OCA3; OCA4; OCA5; OCA6; OCA7; Oculocutaneous albinism; Okulokutaner Albinismus

Definition

Gruppe von genetisch differenten, fast ausschließlich autosomal-rezessiv vererbten Stoffwechselerkrankungen, die durch diffuse Hypopigmentierung in Haut, Haaren und Augen charakterisiert sind; durch teilweises oder komplettes Fehlen von Melanin in den Melanozyten verursacht. Die Anzahl der epidermalen und follikulären Melanozyten ist normal.

Einteilung

7 Typen werden aufgrund molekularer Unterschiede differenziert:

  • OCA 1 (Tyrosinase-negativer OCA): Basiert auf reduzierter oder fehlender Tyrosinase-Aktivität; etwa 80 Mutationen im Tyrosinase Gen (TYR) wurden bisher beschrieben. OCA1A ist der klassische Tyrosinase-negative okulokutane Albinismus;  OCA 1B wird auch als gelber Albinismus bezeichnet. OCA1Ts bezieht sich auf den Temperatur-sensitiven okulokutanen Albinismus (Haare an kühleren Körperpartien werden im Laufe des Lebens dunkel) 
  • OCA 2 (Tyrosinase-positiver OCA): Bedingt durch Mutationen im P-Gen; die Rolle des P-Proteins ist bisher noch unklar; Regulation des pH-Wertes in den Melanosomen? OCA 2 wird auch als brauner Albinismus bzw. als brauner afrikanischer Albinismus bezeichnet.
  • OCA 3 (OMIM 203290)- Roter Albinismus: Verursacht durch Mutationen im "tyrosinase-related protein"-Gen (TYRP1-Gen; das Tyrp1-Protein ist ein Melanozyten-spezifisches Genprodukt, das in die Eumelanin-Synthese involviert ist). OCA3 geht nur mit milden okulären Symptomen einher. Bleibt klinisch häufig unentdeckt. Häufig in afroamerikanischen Ethnien beschrieben.
  • OCA 4 (OMIM 606574): Hervorgerufen durch Mutationen eines "membran associated transporter protein"-Gens (SLC24A5-Gen), das ein Transportprotein für Melaninvorstufen kodiert. Variable klinische Sympotmatik vergleichbar mit OCA Typ2. Häufig in Korea und Japan. 
  • OCA 5: OCA 5 wurde in einer pakistanischen Familie beschrieben (weiße Haut, goldfarbene Haare und Augensymptome). Das Gen ist bisher noch unbekannt; es konnte dem Chromosomenlokus 4q24 zugeordnet werden, einem Genort, der wahrscheinlich für lysosomale Proteine kodiert (Kausar T et al. 2013). 
  • OCA 6: Bei OCA 6 liegt wie bei OCA 4 eine Mutation eines Transporterproteins vor (Chromosom 15q21.1). 
  • Bei OCA7 (OMIM: 614537) wurde eine Mutation im "LRMDA-Gen" das auf dem Chromosom 10q 22.2-22.3 lokalisiert festgestellt. Dies Gen kodiert für ein Protein, das für die Melanozytendifferenzierung bedeutsam ist. Beschrieben wurde diese eher milde Variante in einer konsanguinen färöischen Familie  (Gronskov K et al. (2013). 

Weitere OCA-Genotypen sind  zukünftig zu erwarten.     

Vorkommen/Epidemiologie

Häufigste vererbte Erkrankung mit einer diffusen Hypomelanose der Haut. Die Prävalenz wird auf 1:17.000 - 1:20.000 Einwohner geschätzt; bei einigen afrikanischen Stämmen liegt sie bei 1:1.500 Einwohner.

Für den Tyrosin-negative Subtyp OCA1 (betrifft 40% aller Albnismusformen) liegt in der europäischen Bevölkerung die geschätzte Prävalenz bei 1:40.000.

Der Tyrosin-positive Subtyp OCA2 (betrifft weltweit 50% aller Albnismusformen) tritt vorwiegend in der afrikanischen Bevölkerung auf. In Südafrika und Tansania liegt die Prävalenz bei 1:1.400 bis 1:10.000 Einwohnern (zitiert n. Kubasch A 2017)   

Ätiopathogenese

Allen Typen von okulokutanem Albinismus (OCA) liegt ein autosomal-rezessiver Vererbungsmechanimus zugrunde, abgesehen von wenigen Familien mit einer autosomal-dominanten OCA. Die Erkrankung wird durch Mutationen hervorgerufen, die unmittelbar das Tyrosingen TYR betreffen, doer Gene von Proteinen, die die Prozessierung von des kupferhaltigen Enzyms Tyrosinase und die Biosynthese von Melanin in den Melanosomen und die Ausschleusung von reifen Melanosomen in dei Epidermis regulieren (zitiert n.Kubasch A et al. 2017).  

Therapie

Therapeutisch verbleiben trotz versch. präklinischer Ansätze (z.B. Tyrosinase-Gentransfer u.a.) nur die Möglichkeiten des strikten physikalischen und chemischen Lichtschutzes. Regelmäßige dermatologische Kontrollen sind notwendig (Inzidenzen von Basalzellkarzinomen und Plattenpithelkarzinomen sind deutlich erhöht, nicht jedoch von  malignen Melanomen

Hinweis(e)

Der Okulokutane Albinismus kann mit einigen seltenen Syndromen vergesellschaftet sein:

Literatur
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  1. Baxter LL, Pavan WJ (2002) The oculocutaneous albinism type IV gene Matp is a new marker of pigment cell precursors during mouse embryonic development. Mech Dev 116: 209-212
  2. Gronskov K et al. (2013) Mutations in C10orf11, a melanocyte-differentiation gene, cause autosomal-recessive albinism. Am J Hum Genet 92: 415-421.
  3. Kamaraj B et al.(2014) Mutational analysis of oculocutaneous albinism: a compact review. Biomed Res Int doi: 10.1155/2014/905472.
  4. Kausar T et al. (2013) OCA5, a novel locus for non-syndromic oculocutaneous albinism, maps to chromosome 4q24. Clin Genet 84:91-93.
  5. King RA et al. (2003) Tyrosinase gene mutations in oculocutaneous albinism 1 (OCA1): definition of the phenotype. Hum Genet 113: 502-513
  6. Kubasch A et al. (2017) Okulokutaner und okulärer Albinismus. Hautarzt 68: 867-875
  7. King RA et al. (2003) MC1R mutations modify the classic phenotype of oculocutaneous albinism type 2 (OCA2). Am J Hum Genet 73: 638-645
  8. Nakamura E et al. (2002) A novel mutation of the tyrosinase gene causing oculocutaneous albinism type 1 (OCA1). J Dermatol Sci 28: 102-105
  9. Oetting WS et al. (2003) Oculocutaneous albinism type 1: the last 100 years. Pigment Cell Res 16: 307-311
  10. Okulicz JF et al. (2003) Oculocutaneous albinism. J Eur Acad Dermatol Venereol 17: 251-256
  11. Rundshagen U et al. (2003) Mutations in the MATP gene in five German patients affected by oculocutaneous albinism type 4. Hum Mutat 23: 106-110
  12. Terenziani M et al. (2003) Amelanotic melanoma in a child with oculocutaneous albinism. Med Pediatr Oncol 41: 179-180

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