Pflanzendermatitis, allergische L23.7

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 24.10.2017

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Synonym(e)

Allergische Pflanzendermatitis; Pflanzenallergie; Pflanzenekzem; Phytodermatitis; Phytoekzem

Definition

Kontaktdermatitis nach Sensibilisierung durch Einwirkung von Pflanzen und deren Produkte auf die Haut.

Ätiopathogenese

  • Die allergische Pflanzendermatitis tritt bei entsprechend disponierten Personen auf (z.B. Floristen). Hier wird die Sensibilisierungsrate auf 5-10% geschätzt. In Mitteleuropa rangieren die Kompositen (= Asteraceae = Korbblütler) vor den Tulpen, Astromerien (= früher Liliaceae), Narzissen, Hyazinthen und Primeln. Eine stärkere Häufung der Primelallergie findet sich bei Hobbyzüchtern und Hausfrauen, da diesen das Allergiepotential dieser Pflanzen weniger bekannt ist.
  • Geographische und lokale Gegebenheiten ändern das Allergenspektrum erheblich. In den Niederlanden ist z.B. die Tulpenallergie, die am weitesten verbreitete Hauterkrankung bei beruflich disponierten Personen (Tulpenfinger). In England und Dänemark steht die Primelallergie an erster Stelle. In den USA sind 60-80% der Bevölkerung allergisch auf Giftefeu (Poison ivy; Rhus toxicodendron). In Ungarn überwiegt die Sonnenblumenallergie, in Frankreich die Allergie auf Artischocken.
  • Nicht zu unterschätzen ist die zunehmende Verwendung von "Naturprodukten" in medizinischen Salben und Körperpflegeprodukten (z.B. Ringelblumen, Kamille, Hamamelis, u.a.); sensibilisierte Personen müssen entsprechend aufgeklärt werden.

Klinisches Bild

  • Meist streifenförmige oder bizarr konfigurierte, juckende, rote Flecken oder Plaques. Bei frischen Läsionen werden auch kleine Bläschen oder auch Blasen gefunden. Bei Floristen, Gärtnern und Pflanzenzüchtern treten die Veränderungen in erster Linie an den Kontaktstellen der Allergenexposition auf. Innerliche Zufuhr der Allergene kann zu einem Exanthem führen.
  • Eine klinisch distinkte Form der allergischen Pflanzendermatitis stellt die Airborn Contact Dermatitis (ABCD) dar. Diese ist von einer polymorphen Lichtdermatose abzugrenzen.

Merke! Der Kinnschatten ist bei der polymorphen Lichtermatose frei, bei ABCD befallen.

Therapie

Jeweils unter den genannten Krankheitsbildern aufgeführt. In der akuten Phase der Hautentzündung Entfernung von evtl. noch vorhandenen Pflanzenresten durch Abwaschen mit klarem Wasser. Die Hautveränderungen klingen innerhalb weniger Tage unter der Verwendung milder Kortikoidexterna ab.

Prophylaxe

  • An erster Stelle steht die Aufklärung der Patienten und die zukünftige Vermeidung der auslösenden Noxe. Unter "Vermeidung" sind alle Maßnahmen zu verstehen, die schädliche Einflüsse von der Haut abhalten. Gebrauch von Schutzhandschuhen aus Leder, Kunststoff oder Gummi, die für die Allergene undurchlässig sein müssen (Problem: Praktische Durchführbarkeit bei der täglichen Arbeit!). Der Arbeit angepasste Kleidung (Schutz der Arme, Beine und des Halses). Regenerierende und konservierende Hautpflegemaßnahmen.
  • Beim Vorliegen einer berufsbedingten Erkrankung ist die Anzeige einer Berufskrankheit (BK-Meldung) zu erstatten. Wichtig: Die Patienten müssen auf die möglicherweise weite Verbreitung des Allergens hingewiesen werden, z.B. werden Kräuterextrakte in Seifen, Shampoos, verschiedenen Kosmetika, "Naturheilsalben", Kräutertees, Kräuterlikören, Zäpfchen, Rheumamitteln und Pillen (Knoblauch) verwendet. Beispiele: Teebaumöl, Arnika Kamille, Ringelblume, Schafgarbe, Eichenmoos, Lavendel, Perubalsam.

Literatur
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  1. Darsow U et al. (2003) Atopic patch test. Atopic eczema and allergy. Hautarzt 54: 930-936
  2. Hausen BM, Vieluf K (1997) Allergiepflanzen, Pflanzenallergene. Ecomed Verlag, Landsberg/München, S. 26–42
  3. Ozdemir C et al. (2003) Allergic contact dermatitis to common ivy (Hedera helix L.). Hautarzt 54: 966-969
  4. Schempp CM et al. (2002) Plant-induced toxic and allergic dermatitis (phytodermatitis). Hautarzt 53: 93-97

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