Proteus mirabilis

Zuletzt aktualisiert am: 05.04.2021

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Erstbeschreiber

Proteus spp. wurden erstmals 1885 von Gustav Hauser beschrieben, der ihr Merkmal des intensiven Schwarmwachstums bemerkte.

Definition

Bei Proteus mirabilis, einem gramnegativen Bakterium der Gattung Proteus, handelt es sich um einen fakultativ pathogenen (opportunistischen) Krankheitserreger, der auch bei Gesunden häufig im Dickdarm vorkommt und nicht notwendigerweise Krankheiten verursacht. Typischerweise kommt es nicht zu einer Übertragung des Erregers von Mensch zu Mensch. Infektionsquelle ist die körpereigene Bakteriengesellschaft des Darms.

Pathophysiologie

Proteus mirabilis ist verantwortlich für eine breite Palette von Infektionen so Katheter-assoziierte Harnwegsinfektionen (etwa 5-10% der Fälle), Wundinfektionen (v.a. bei Personen mit Diabetes), Gastroenteritis und in einigen Fällen Bakteriämie, seltener Pneumonie und Sepsis (etwa 2% der Fälle) (Gomaa S et al. 2019). Bei chronischen Harnwegsinfektionen durch Proteus mirabilis kann durch die Erhöhung des Urin-pH-Wertes die Entstehung von Harnsteinen begünstigt werden

Diagnostik

Die Diagnosestellung erfolgt durch Kultivierung des Erregers aus Blut- und Urinkulturen, Bronchialsekret oder Bronchoalveolärer Lavage. Zu den phänotypischen Merkmalen dieses Bakteriums gehören schwärmende Motilität (s. Abb.), Urease- und Hämolysinproduktion sowie die Synthese zahlreicher Adhärenzfimbrien (Mobley HLT 2019). Die Spezies wird am einfachsten mit biochemischen Methoden („Bunte Reihe“) bestimmt. Weiterhin kann mittels MALDI-TOF-Massenspektrometrie eine Zuordnung erfolgen.

Therapie

Die Behandlung einer Infektion durch Proteus mirabilis sollte, wann immer möglich, nach Resistenzprüfung (Antibiogramm) durchgeführt werden. Die anfängliche „kalkulierte“ Therapie kann z. B. mit Cotrimoxazol, mit einem Cephalosporin der 2./3. Generation oder mit einem Fluorchinolon erfolgen. Natürliche Resistenzen bestehen gegenüber Tetracyclinen, Tigecyclin, Colistin und Nitrofurantoin.

Ein zunehmendes Therapieproblem stellen Bakterienstämme dar, die extended-spectrum-β-Lactamasen (ESBL) produzieren (Yazdi M et aal. 2018). Solche Bakterienstämme sind gegen Antibiotika vom β-Lactam-Typ (z. B. Penicilline, Cephalosporine aller Generationen) resistent. Inwieweit die Verwendung von Bakteriophagen (z.B. Phagen aus der Familie der Siphoviridae)  für die Behandlung biofilmbasierter, multiresistenter (MDR) Proteus mirabilis Infektionen eine Optionen darstellen bleibt abzuwarten (Gomaa S et al. 2019).

Literatur
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  1. Armbruster CE et al. (2017) Pathogenesis of Proteus mirabilis Infection. EcoSal Plus 8:10.1128/ecosalplus.ESP-0009-2017.
  2. Gomaa S et al. (2019) Elimination of multidrug-resistant Proteus mirabilis biofilms using bacteriophages. Arch Virol 164:2265-2275.
  3. Hamilton AL et al. (2018) Proteus spp. as Putative Gastrointestinal Pathogens. Clin Microbiol Rev. 31:e00085-17.
  4. Mobley HLT (2019) Proteus mirabilis Overview. Methods Mol Biol 2021:1-4.
  5. Wright EK et al. (2017) Microbial Factors Associated with Postoperative Crohn's Disease Recurrence. J Crohns Colitis 11:191-203
  6. Yazdi M et aal. (2018) Isolation and Characterization of a Lytic Bacteriophage (vB_PmiS-TH) and Its Application in Combination with Ampicillin against Planktonic and Biofilm Forms of Proteus mirabilis Isolated from Urinary Tract Infection. J Mol Microbiol Biotechnol 28:37-46.

Verweisende Artikel (3)

Ekthyma gangraenosum; Panaritium; Serratia;
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