Synonym(e)
Definition
Auch interessant
Vorkommen/Epidemiologie
Weltweit sind mehr als 10.000 Patienten betroffen. Die Erkrankung tritt hauptsächlich im Mittelmeerraum auf (z.B. armenische, türkische, arabische und jüdische Bevölkerung). Aufgrund der Immigration ist dieses Krankheitsbild jedoch differentialdiagnostisch auch in westlichen Ländern von Bedeutung.
Je nach Studie und Kollektiv beträgt die Häufigkeit der heterozygoten Genträger 1:26 bis 1:52. Die Erkrankung manifestiert sich, wenn ein homozygoter (beide Allele tragen dieselbe Mutation) bzw. compound heterozygoter (beide Allele tragen unterschiedliche Mutationen) Status vorliegt. Dies bedeutet für heterozygote Eltern, dass das Risiko, ein homozygotes bzw. compound heterozygotes (erkranktes) Kind zu zeugen, 25% beträgt.
Ätiopathogenese
Autosomal-rezessiv vererbte Mutationen des MEFV-Gens (Mediterranean fever Gen; Genlokus: 16p13.3). Die hieraus resultierenden Funktionsbeeinträchtigungen der durch dieses Gen kodierten Proteins, dem Pyrin (Kryopyrin) oder auch Marenostrin (lat.: mare nostrum für Mittelmeer) genannt, führt zur Auslösung einer systemischen Entzündungsreaktion.
Bisher wurden 100 krankheitsassoziierte Mutationen, 89 Mutationen mit unbekannter Auswirkung sowie 33 Mutationen ohne einen assoziierten Phänotypen beschrieben. Eine Cluster an Mutationen findet sich in den Exonen 2 und 10. Es wurde anfänglich angenommen, dass das FMF einem klassischen autosomal rezessiven Erbgang folgt. Auf der einen Seite zeigte sich aber rasch, dass bis zu 20% aller Patienten mit einem klinisch eindeutig definierten FMF nur eine oder keine Mutation im MEFV-Gen aufweisen, so dass weitere genetische Veränderung in regulatorischen Elementen oder anderen Genabschnitten postuliert werden müssen.
Auf der anderen Seite konnte schon früh gezeigt werden, dass viele Menschen mit zwei Mutationen im MEFV niemals erkranken (Typ-III-FMF).
Hiervon abzugrenzen sind Menschen, die nie klinische Symptome eines FMF entwickeln, aber aufgrund zweier Mutationen im MEFV-Gen eine Amyloidose entwickeln (Typ II FMF). Die Angaben zur Prävalenz dieses Phänotyps variieren stark.
Manifestation
Klinisches Bild
- Phänotyp 1: Beginn mit Fieberschüben.
- Phänotyp 2: Amyloidose als Erstmanifestation.
Labor
BSG erhöht, selten Leukozytose. Erhöhtes Amyloid A im Serum wird erst bei manifester Amyloidose beobachtet, die eine Komplikation des FMFs darstellt und nicht der primären Diagnose dient. Regelmäßige (Sammel-!) Urinuntersuchungen sollten daher ein fester Bestandteil der Patientenbetreuung sein.
Diagnose
Differentialdiagnose
Komplikation(en)
Folgeschäden wie z.B. Nierenversagen infolge systemischer Amyloidose.
Infertilität bei etwa 30% der erkrankten Frauen. 20-30% auftretender Schwangerschaften bei Patientinnen enden mit vorzeitigen Abort.
Nicht gesichert ist eine Assoziation des familiären Mittelmeerfiebers zu folgenden Erkrankungen, über die gehäuft berichtet wurde (Delplanque M et al. 2022):
neutrophile Pannikulitis
Sweet-Syndrom
Pyoderma gangrenosum
Hidradenitis suppurativa: MEFV-Mutationen kommen bei Hidradnitis suppurativa häufiger als in der Normalbevölkerung. Sie stehen mit dem Schweregrad der Erkrankung in Verbindung sind jedoch auch bei vielen anderen entzündlichen Erkrankungen von prognostischer Bedeutung. So findet sich bei Patienten mit schwerer Hidradenitis suppurativa im Vergleich zur Normalbevölkerung eine erhöhte Rate an familiärem Mittelmeerfieber und heterozygoten Mutationen im Mittelmeerfieber-Gen (MEFV). Bei Patienten mit familiärem Mittelmeerfieber (FMF), kann die Hidradenitis suppurativa einen schweren Phänotyp und überlappende PAPASH-ähnliche Merkmale aufweisen (Vural S et al. 2017). Bemerkenswert ist, dass bei einigen Patienten mit Hidradenitis suppurativa und Pyoderma gangreanosum doppelte pathogene Mutationen in MEFV ohne klinische FMF und Promotorverlängerung in PSTPIP1 koexistierten (Vural S et al. 2018).
Therapie
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir
Kopernio

- Aldea A et al. (2004) A severe autosomal-dominant periodic inflammatory disorder with renal AA amyloidosis and colchicine resistance associated to the MEFV H478Y variant in a Spanish kindred: An unusual familial Mediterranean fever phenotype or another MEFV-associated periodic inflammatory disorder? Am J Med Genet 124A: 67-73
- Delplanque M et al. (2022) Is neutrophilic dermatosis a manifestation of familial Mediterranean fever? Scand J Rheumatol 51:42-49.
- Gershoni-Baruch R et al. (2003) Prevalence and significance of mutations in the familial Mediterranean fever gene in Henoch-Schonlein purpura. J Pediatr 143: 658-661.
- Janeway TC, Mosenthal HO (1908) An unusual paroxysmal syndrome, probably allied to recurrent vomiting, with a study of the nitrogen metabolism. Trans Ass Am Phys 23: 504-518.
- Osler W (1895) On the visceral manifestations of erythema multiforme. Am J Med Sci 110: 629.
- Panossian A et al. (2003) Plasma nitric oxide level in familial Mediterranean fever and its modulations by Immuno-Guard. Nitric Oxide 9: 103-110.
- Sayarlioglu M et al. (2003) Colchicine-induced myopathy in a teenager with familial Mediterranean fever. Ann Pharmacother 37: 1821-1824.
- Timmann C et al. (2003) Familial Mediterranean fever with amyloidosis associated with novel exon 2 mutation (S1791) of the MEFV gene. Blood Cells Mol Dis 31: 320-323.
- Vural S et al. (2017) Familial Mediterranean fever patients with hidradenitis suppurativa. Int J Dermatol 56: 660-663.
Verweisende Artikel (11)
Amyloid-A; Dermatitis-Arthritis-Syndrome; Familial Mediterranean fever; FMF; Hidradenitis suppurativa; Immundefekte primäre (autoinflammatorische Erkrankungen); Kälteinduziertes autoinflammatorisches Syndrom 1, familiäres; Kälteurtikaria familiäre (Einteilung) ; PAMI-Syndrom; PAPA-Syndrom; ... Alle anzeigenWeiterführende Artikel (13)
Amyloidosen systemische (Übersicht); Colchicin; Fiebersyndrome, hereditäre, periodische (Übersicht); Hidradenitis suppurativa; Hyper-IgD-Syndrom; Kälteurtikaria familiäre (Einteilung) ; MEFV-Gen; Muckle-Wells-Syndrom; PFAPA-Syndrom; Pyoderma gangraenosum; ... Alle anzeigenDisclaimer
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