Livedo reticularis I73.83

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

Alle Autoren dieses Artikels

Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

This article in english

Synonym(e)

Cutis marmorata; Livedo anularis

Definition

Harmlose, funktionelle, temperaturabhängige (Unterkühlung) Störung der dermalen Blutversorgung mit Strömungsverlangsamung und Hypoxygenierung des Blutes der betroffenen Region und livider Netzzeichnung der Haut. Im Gegensatz zur nicht-funktionellen, sondern organisch bedingten Livedo racemosa, besteht die Netzzeichnung aus geschlossenen Ringen, die einen Durchmesser von 2,0-3,0 cm haben. Die roten Randzonen entsprechen nicht hier verlaufenden durchschimmernden Gefäßen, sondern markieren die Zonen mit niedrig oxygeniertem Blut. Das zuführende Gefäß dieses Hautkompartimentes liegt im Zentrum des Ringes (s. Abb.mit schematischer Zeichnung).

Bemerkung: Bei der Livedo racemosa kommt es hingegen zu Gefäßverschlüssen mit unregelmäßgier fokaler Zirkulationsstörung, die zu bizarren "blitzfigurenartigen" Erythemmusterungen auf der Haut  führt (s. Abbildungen).  

Ätiopathogenese

Meist funktionelle, harmlose Fehlregulation meist nach Kälteexposition (Livedo reticularis e frigore; Cutis marmorata) auftretend und nach Erwärmung wieder verschwindend.  

Seltener nach Wärmeexposition ( Erythema e calore).

Weiterhin bei:

  • Störungen der Blutviskosität (Polyglobulie, Kryoglobulinämie; Paraporteinämie)
  • zentralen Innervationsstörungen (Apoplexie, Traumen)
  • bei Infektionen (z.B. Hepatitis C, Tuberkulose)
  • bei Medikamentenexposition (z.B. Heparin, Erythromycin, Amantadin, Interferone)
  •  nach Kohlenstoffdioxid-Arteriographie
  •  bei versch. Neoplasien (z.B. Nierenzellkarzinom).  

Manifestation

Regelmäßig bei Säuglingen in den ersten Lebenswochen bei leichter Abkühlung der Haut auftretend.

Bei Adoleszenten und jungen (meist weiblichen) Erwachsenen als harmlose, funktionelle Störung der Blutzirkulation.

Eine Livedo reticularis die jenseits der Neonatalperiode auftritt kann Zeichen einer Trisomie 18, eines Down-Syndroms, des seltenen Cornelia-de-Lange-Syndroms oder einer Hypothyreose sein.

Eine angeborene Livedo reticularis kann ein kutanes Zeichen des Livedo-reticualris-congenita-Megalenzyphalie-Syndroms sein, das mit Weitere Erscheinungsformen können Gesichtsdysmorphien, Entwicklungsverzögerungen, Krampfanfälle und ein niedriger Muskeltonus sein, das mit Mutaionen im PIK3CA-Gen (PIK3CA  steht für: Phosphatidylinositol-4,5-Bisphosphat-3-Kinase Katalytische Untereinheit Alpha) assoziiert ist.

Lokalisation

Symmetrisch an den Extremitäten, evtl. auch am Stamm.

Klinisches Bild

Großmaschige livide Marmorierung, je nach Form Verschwinden oder Auftreten nach Erwärmung bzw. Abkühlung. Häufig periphere flächige Akrozyanose die sich nach proximal in die lividen Ringstrukturen der Livedo reticularis auflöst. 

Livedo reticularis: Oberschenkel einer 24-Jährigen nach Saunabesuch mit kaltem Abduschen. Nebenbe...
Livedo reticularis: rechte Schulter einer 24-Jährigen nach Saunabesuch mit kaltem Abduschen. Die ...

Histologie

Nur graduelle Veränderungen zu einem Normalbefund. Gfls. Erweiterung der postkapillären Venolen des oberflächlichen und tiefen Gefäßplexus. Keine Gefäßverschlüsse (DD Livedo racemosa).

Differentialdiagnose

Livedo racemosa (s.a. Abbn.): unregelmäßige bizarre Rötungen, keine geschlossenen Erythemkreise

Akrozyanose: flächige, meist blau--rote Verfärbungen. Haut kühl. 

Therapie

Roborierende Maßnahmen wie wechselwarme Bäder, Sauna, Trockenbürsten etc.

Verlauf/Prognose

Besserung mit zunehmendem Alter.

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

  1. Gibbs MB et al. (2005) Livedo reticularis: an update. J Am Acad Dermatol 52: 1009-1019
  2. Endo Y et al. (2011)  Idiopathic livedo reticularis concomitant with polyclonal IgM hypergammopathy. Eur J Dermatol 21:266-267
  3. Fox M et al. (2012) Livedo reticularis: a side effect of interferon therapy in a pediatric patient with melanoma. Pediatr Dermatol 29:333-335
  4. Ruiz-Genao DP (2005) Livedo reticularis associated with interferon alpha therapy in two melanoma patients. J Eur Acad Dermatol Venereol 19: 252-254
  5. Sladden MJ et al. (2003) Livedo reticularis induced by amantadine. Br J Dermatol 149: 656-658
  6. Zelger B et al. (1995) Differentialdiagnose der Livedosyndrome. Hautarzt 46: 369-379

Disclaimer

Bitte fragen Sie Ihren betreuenden Arzt, um eine endgültige und belastbare Diagnose zu erhalten. Diese Webseite kann Ihnen nur einen Anhaltspunkt liefern.

Abschnitt hinzufügen

Autoren

Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024