Synonym(e)
Erstbeschreiber/Historie
Freudenthal, 1924; Nicolau, 1925.
Die Embolia medicamentosa, auch bekannt als Nicolau-Syndrom wurde erstmals nach einer Wismut-Injektion bei Syphilis-Patienten beschrieben.
Definition
Seltene, umschriebene (im Injektionsgebiet), schmerzhafte, dendritische, infarktähnliche, scharf begrenzte zosteriforme Hautnekrosen nach intramuskulären, selten nach intraartikulären oder subkutanen Injektionen.
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Ätiopathogenese
Intraarterielle, evtl. paraarterielle Injektion intramuskulär zu injizierender Medikamente. Pathogenetisch kommt es durch die intraarterielle Injektion zu Gefäßspasmus und zu fibrinoiden Nekrosen von Arteriolen und Kapillaren mit Thrombosierung der Endstrombahn. Potenziell auslösende Medikamente:
- Depotpenicilline
- Phenylbutazon-haltige Antirheumatika
- Interferone
- Impfstoffe
- Glatirameracetat (Immunmodulator bei MS).
Klinik
Minuten bis wenige Stunden nach der i.m. Injektion schmerzhafte, brettharte Infiltration mit Livedo racemosa-artiger Hautzeichnung (bizarre, rankenförmige Figuren). Abheilung mit Hyperpigmentierung. Zentrale Demarkierung mit Ausbildung flacher bis eingesunkener, hämorrhagischer Nekrosen nach 24-72 Stunden möglich. Abstoßung des hämorrhagischen Schorfes. Entwicklung tiefer Ulzerationen, die mit bizarr geformten atrophischen Narben abheilen.
- Stadium I: Über das Injektionsgebiet hinausgehendes Ödem mit entzündlicher Infiltration ohne Nekrose.
- Stadium II: Starke entzündliche Reaktion, makroskopisch noch keine Nekrose.
- Stadium III: Nekrose von Haut und/oder Muskulatur.
- Stadium IV: Zusätzlich Nekrosen von Organen des kleinen Beckens.
Zunehmend häufiger werden über intravaskuläre Injektionen von Filler-Materialien berichtet. Insbesonder bei Injektionen in die dorsale Nasenarterie oder die Arteria angularis kann, wenn sie mit ausreichendem Druck durchgeführt wird, in die supratrochleären oder supraorbitalen Arterien eindringen, die Augenarterien erreichen und zur Erblidung führen (Mancha D et al. 2025).
Differentialdiagnose
Externe Therapie
Interne Therapie
Antiphlogistische Therapie mit Ibuprofen (z.B. Ibuprofen Stada, 2-3mal/Tag 200 mg p.o.). Bei Beginn können gefäßerweiternde Mittel wie Pentoxifyllin (z.B. Trental 2mal/Tag 600 mg p.o.), Nikotinsäure (Merz Spezial Dragees N 3mal/Tag 2-3 Drg. p.o.) oder Papaverin-Derivate wie Moxaverin (z.B. Kollateral forte Drg., 2-3mal/Tag 1 Drg. p.o.) versucht werden.
Schmerztherapie mit Paracetamol (z.B. Ben-u-ron Tbl.) oder ggf. Tramadol (z.B. Tramal Trp.).
Ggf. prophylaktisch systemische Breitbandantibiose z.B. mit Ofloxacin (z.B. Tavanic) 2mal/Tag 100-200 mg p.o., bei Superinfektion Antibiose nach Antibiogramm.
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir
Kopernio

- Beissert et al. (1999) Embolia cutis medicamentosa (Nicolau - Syndrom) nach intraartikulärer Injektion. Hautarzt 50: 214–216
- Burg MR et al.(2025) Occlusive cutaneous vasculopathies: rare differential diagnoses. J Dtsch Dermatol Ges 23:487-506.
- Cherasse A et al. (2003) Nicolau's syndrome after local glucocorticoid injection. Joint Bone Spine 70: 390-392
- Freudenthal W (1924) Lokales embolisches Bismogenol-Exanthem. Arch Dermatol Syph 147: 155-160
- Littmann K, Albrecht KH, Richter HJ, Eigler FW (1984) Embolia cutis. Dtsch med Wschr 109: 800–805
- Mancha D et al. (2025) Nicolau's Syndrome: Treatment with hyperbaric oxygen therapy. J Dtsch Dermatol Ges 23:766-768.
- Müller CSL et al. (2016) Diagnostische und histologische Besonderheiten der kutanen Vaskulitiden/Vaskulopathien. Akt Dermatol 42: 286-301
- Nicolau S (1925) Dermatite livédoide et gangreneuse de la fesse consécutive aux injections intramusculaires dans la syphilis. A propos d'un cas d'embolie artérielle bismuthique. Ann Mal Vén 20: 321–339
Verweisende Artikel (17)
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