Tetrahydrocannabinol

Zuletzt aktualisiert am: 22.05.2021

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Synonym(e)

CAS-Nummer:1972-08-3; Delta-9-THC; Dronabinol; THC; Δ9-THC(–)-Δ9-trans-Tetrahydrocannabinol

Definition

Der amerikanische Chemiker Roger Adams isolierte Cannabidiol aus der Cannabispflanze und konnte den Zusammenhang zwischen Cannabinol und Tetrahydrocannabinol nachweisen.

Definition

Tetrahydrocannabinol, ist ein farbloses Öl mit der Summenformel: C21H30O2. Tetrahydrocannabinol ist eine psychoaktive Substanz, zählt zu den Cannabinoiden, ist praktisch unlöslich in Wasser, hingegen gut löslich in Diethylether. Tetrahydrocannabinol kommt in Pflanzen der Gattung Hanf (Cannabis) vor. Die Substanz ist ein potenter Agonist des Cannabinoid-Rezeptors1 (CB1), der die psychotropen Effekte und die Aktivierung der Belobigungsbahn vermittelt (Rong C et al. 2017).

THC ist stark lipophil. Es kann per Extraktion aus THC-haltigem Pflanzenmaterial isoliert werden, wozu unpolare und schwach polare Lösungsmittel wie n-Alkane, Aceton, Isopropylalkohol oder Ethanol geeignet sind. Nach dem Abdampfen des Lösungsmittels bleibt ein harziger, ölartiger Extrakt zurück. Die Zusammensetzung des Extrakts ist abhängig von der Wahl des Lösungsmittels. Bei geeigneten Bedingungen können sehr hohe THC-Konzentrationen bis zu 90 % erreicht werden. Dieser Extrakt wird auch als Haschischöl bezeichnet.

Einteilung

Gewonnen wird THC hauptsächlich aus der Hanfpflanze (Cannabis indica). Besonders reich an THC sind die unbefruchteten weiblichen Blüten (etwa 2 bis 30 %); der THC-Gehalt der übrigen Pflanzenteile ist weitaus geringer (knapp 1 %).

In den Samen der Pflanze ist kein THC enthalten. Die Blätter nahe der Blüte enthalten etwa 5 bis 6 % THC. Männliche Pflanzen enthalten im Unterschied zu weiblichen nur sehr wenig THC.

Cannabidiol kann aus dem Terpen Limonen oder mit anderen Verfahren aus THC-armem Nutzhanf extrahiert und anschließend in THC umgewandelt werden. Dieses Verfahren ist kostspielig.

In der Cannabispflanze liegt Tetrahydrocannabinol überwiegend als THC-Säure vor. Durch enzymatische Kondensation aus den beiden Präkursoren Geranylpyrophosphat und Olivetolsäure wird Cannabigerolsäure gebildet, die anschließend enzymatisch in Tetrahydrocannabinolsäure umgelagert wird. Durch Wärme und UV-Strahlung decarboxyliert die Säure zum THC.

Von Delta-9-Tetrahydrocannabinol existieren vier Stereoisomere:

  • (–)-Δ9-trans-Tetrahydrocannabinol (Dronabiol)
  •  (+)-Δ9-trans-Tetrahydrocannabinol (THC)
  • (–)-Δ9-cis-Tetrahydrocannabinol (keine Psychoaktivität)
  • (+)-Δ9-cis-Tetrahydrocannabinol (keine Psychoaktivität)

Das wesentliche psychoaktiv wirksame Isomer ist das (–)-Δ9-trans-THC, auch als Dronabinol bezeichnet, das 6- bis 100-mal stärker wirksam ist als das (+)-Δ9-trans-THC. Die cis-Formen besitzen keine psychoaktive Wirksamkeit, über ihr natürliches Vorkommen gibt es unterschiedliche Angaben.

Pharmakokinetik

THC wird vorwiegend in der Leber metabolisiert Graefe KH et al. 2016Dabei entstehen noch wirksame Metaboliten, wie z.B. 11-Hydroxy-THC. Sie werden langsam über den Stuhl (70%) und Urin 30% ausgeschieden. Deswegen sind sie auch noch sehr lange nach dem Konsum pharmakologisch nachweisbar was forensisch eine große Bedeutung haben kann (Graefe KH et al. 2016)

Indikation

Seit 2017 kann Cannabis zu Lasten der Krankenkassen rezeptiert werden (s. hierzu Cannabis als Arzneiverordnung). Dosierungen, Titration und das Verabreichungssystem sind überwiegend empirisch und bedürfen weiterer Untersuchungen (Temple LM et al. 2020).  

Eingesetzt werden z.B.:

  • Dronabinol (Isomer von Tetrahydrocannabinol (THC)
  • Nabilon® (vollsynthetisches Derivat von  Delta-9-Tetrahydrocannabinol)
  • Nabiximols (besteht aus pflanzlichem THC und Cannabidiol und ist als Mundspray für die Behandlung von Spastik bei multipler Sklerose zugelassen).
  • THC befindet sich derzeit (2019) in klinischer Prüfung für die Behandlung von Erkrankungen wie: bei Glaukom, Morbus Crohn (Kafil TS et al. 2018), andere chronisch inflammatorische Darmerkrankungen (Hoffenberg EJ et al. 2019)  u.a. auch bei Colitis ulcerosa (Kafil TS et al. 2018) oder Tic-Störungen. 

Dosierung und Art der Anwendung

Der Konsum kann auf unterschiedliche Art erfolgen. Die üblichste Konsumform ist das Rauchen von Haschisch oder Marihuana pur oder gemischt mit Tabak. Straßennamen für Marihuana sind: Aunt Mary, BC Bud, Chronic, Dope, Gangster, Ganja, Grass, Hash, Herb, Joint, Mary Jane, Mota, Pot, Reefer, Sinsemilla, Skunk, Smoke, Weed, und Yerba.

Häufig wird THC-haltiges Material auch mit Hilfe speziellen Rauchzubehörs wie Bongs und Pfeifen geraucht oder mit dem Vaporizer verdampft und dann inhaliert.

Daneben wird THC auch in Speisen und Getränken verarbeitet. Da THC lipophil ist, wird dieses häufig in fettreichen Nahrungsmitteln wie Milch, Kuchen, Muffins etc. verarbeitet. THC-haltige Nahrungsmittel wirken häufig stärker als die vergleichbare gerauchte Dosis. Sie sind jedoch deutlich schlechter dosierbar und beinhalten damit unkalkulierbare Risiken (Poyatos L et al. 2020).

Wichtig ist, dass bei einer oralen Verabreichung von CBD in einer Maisöl-Formulierung keine Biokonversion zu THC beim Menschen erfolgt (Crippa JAS et al. 2020).

Bemerkung: Der Reinstoff THC ist auf Grund seines durch starke Lipophilie verursachten schlechten Lösungsverhaltens ohne Emulgator nicht intravenös applizierbar.

Hinweis(e)

Tetrahydrocannabinol unterliegt in Deutschland den Bestimmungen des Betäubungsmittelgesetzes.

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

  1. Crippa JAS et al. (2020) Oral Cannabidiol Does Not Convert to Δ8-THC or Δ9-THC in Humans: A Pharmacokinetic Study in Healthy Subjects. Cannabis Cannabinoid Res 27: 89-98.
  2. Graefe KH et al. (2016) Graefe KH et al. Znetrales Nervensystem. In: Graefe KH et al. (Eds) Pharmakologie und Toxikologie. Georg Thieme Verlag Stuttgart SS 352-353
  3. Hoffenberg EJ et al. (2019) Cannabis Oil Use by Adolescents and Young Adults With Inflammatory Bowel Disease. J Pediatr Gastroenterol Nutr 68:348-352
  4. Kafil TS et al. (2018) Cannabis for the treatment of ulcerative colitis. Cochrane Database Syst Rev 11:CD012954
  5. Kafil TS et al. (2018) Cannabis for the treatment of Crohn's disease. Cochrane Database Syst Rev 11:CD012853
  6. Mücke M et al. (2018) Cannabis-based medicines for chronic neuropathic pain in adults. Cochrane Database Syst Rev 3:CD012182.
  7. Poyatos L et al. (2020) Oral Administration of Cannabis and Δ-9-tetrahydrocannabinol (THC) Preparations: A Systematic Review. Medicina (Kaunas) 56:309.
  8. Rong C et al. (2017) Cannabidiol in medical marijuana: Research vistas and potential opportunities. Pharmacol Res 121:213-218
  9. Temple LM et al. (2020) Tetrahydrocannabinol - friend or foe? - Debate Clin Toxicol (Phila) 58:75-81.
  10. Tiwari J et al. (2018) Tetrahydrocannabinol: a drug of interest. Panminerva Med 60:228-230. 
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