Staphylokokken-Infekte

Autor:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 14.03.2020

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Synonym(e)

Infektionen durch Staphylokokken; Staphylokokkeninfekte; Staphylokokkeninfektionen

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Definition

Bakteriengattung der Familie Micrococcaceae: Grampositive, unregelmäßig-traubenförmige Haufen bildende, aerobe, unbewegliche, kugelförmige Kokken.
Die häufigsten Staphylokokken sind Staphylococcus aureus, S. epidermidis und S. saprophyticus.

Grundsätzlich und aus klinischen Gesichtspunnkten werden die Staphylokokken unterteilt in:

  • Koagulase-positive Staphylokokken (Hauptvertreter = Staphlyococcus aureus)
  • Koagulase-negative Staphylokokken (Hauptvertreter = Staphlyococcus epidermidis, S. sparophyticus u. etwa 50 weitere Spezies)

Vorkommen/Epidemiologie

Verbreitete Kolonisation der Haut und des vorderen Rachenraumes (bis zu 25%; bei Krankenhauspersonal noch häufiger!) und der genitalen Schleimhäute (Vagina bis zu 10% aller Frauen in der Prämenopause).

Klinisches Bild

Gundsätzlich muss unterschieden werden zwischen Erkrnakungen die durch das invasive Auftreten der Staphylokokken bedingt sind und solchen die durch Staphylokokken-Toxine induziert werden. 

Lokalisierte Infektionen der Haut, Hautanhangsgebilde, Urethra.

Überlagernde Kolonisation bei verschiedenen Erkrankungen (z.B. atopisches Ekzem). Hohe (> 80%) Besiedlungsdichte in der Nasenschleimhaut und auf nässenden Arealen). Bildung von Antikörpern der Klasse IgG und IgE gegen exfoliative Toxine von Staphylokokkus aureus.

Weiterhin:

  • Bakteriämie und Sepsis als Folge einer lokalen Infektion
  • Endokarditis (zweithäufigster Keim bei bakterieller Endokarditis)
  • Pneumonie (s.u.Pneumonien
  • Osteomyelitis
  • Ostitis
  • Staphylokokken-Enteritis
  • Staphylokokken-Enterokolitis (wird durch die Toxine großer Mengen an toxinbildenden (Enterotoxin A-E) Staphylokokken ausgelöst oder durch eine exzessive Vermehrung der Staphylokokken im Darm - etwa 30% aller Menschen sind Keimträger!)

Übergangsformen zwischen invasiven und Staphylokokkentoxin-vermittelten Krankheitsbilder:

  • Staphylococcal Scalded Skin Syndrome (SSSS): Infektion mit Staph. aureus, meist Phagentyp 71, dessen Exotoxin (Exfoliatin) die typischen exfoliativen Hautveränderungen auslöst.
  • Staphylokokken-Scharlach: Bei älteren Kindern verbleiben die exfoliativen Hautveränderungen des "staphylogenen Lyell" im Stadium des Exanthems. Möglicherweise ist dies auf eine Teilimmunität durch protektive Anti-Epidermolysin-Antikörper zurückzuführen.
  • Schock-Syndrom, toxisches: Durch das von bestimmten Staph. aureus-Stämmen gebildete Exotoxin TSST-1 ausgelöstes Krankheitsbild mit scharlachähnlichen Hauterscheinungen, Schocksymptomatik und multiplen Organsymptomen. Vor allem bei jungen Frauen auftretend, die Tampons benutzen.
  • Recalcitrant erythematous desquamating disorder (RED) durch Toxin-bildende Staphylokokken rekurrierendes toxinbedingtes perianales Erythem (durch Staphylokokken- oder Streptokokken-Superantigene ausgelöstes Erythem)
  • Rekurrierendes toxinbedingtes perineales Erythem (Toxin-induzierte perineale Dermatitis)
  • Lebensmittelvergiftung: Erkrankungen durch Bildung hitzelabiler Enterotoxine (Enterotxoin B, das wie ein Superantigen wirkt) mit kurzer Inkubationszeit (4-6 Std.) mit Fieber, Übelkeit, Erbrechen und Diarrhoe. Zumeist selbstlimitiert.

Therapie

Penicillinasefeste Penicilline, z.B. Flucloxacillin (z.B. Stahylex); Beta-Lactamasehemmer ( Ampicillin Sulbactam); Carbapeneme ( Imipenem); Cephalosporine ( Cefadroxil; Cefotaxim; Ceftriaxon). Als Reserveantibiotika gelten u.a. Linezolid, Tigecyclin, Quinupristin/Dalfopristin.

Schlechte Wirksamkeit: Penicillin G, Aminopenicilline, Tetracycline, zunehmend auch Erythromycin und Clindamycin.

Hinweis(e)

Nachweis: Der Erregernachweis muss kulturell aus geeigneten Untersuchungsgut (Blut, Wundabstrich, Stuhl, Nahrungsmittelreste) geführt werden. Für epidemiologische Studien (v.a. bei MRSA-Infekten) ist die spa-Typisierung geeignet. Dabei wird das Gen für Protein A sequenziert. 

Merke! Zunehmendes Problem: MRSA!

  • Staphylokokkus aureus wird u.a. für eine Exazerbation eines atopischen Ekzems verantwortlich gemacht. Nach einer brasilianischen Studie soll eine Schmalband UVB-Therapie die Staphylokokkus aureus-Besiedelung auf der Haut deutlich reduzieren.
  • Ein topisch zu applizierendes Antibiotikum mit Wirksamkeit gegen MRSA ist Retapamulin (Altargo).

Literatur

  1. Jokinen E et al. (2018) Spa type distribution in MRSA and MSSA bacteremias and association of spa clonal complexes with the clinical characteristics of bacteremia. Eur J Clin Microbiol Infect Dis 37: 937–943.
  2. Rittenhouse S et al. (2006) Selection of retapamulin, a novel pleuromutilin for topical use. Antimicrob Agents Chemother 50:3882-3885
  3. Silva SH et al. (2006) Influence of narrow-band UVB phototherapy on cutaneous microbiota of children with atopic dermatitis. J Eur Acad Dermatol Venereol 20: 1114-1120

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Zuletzt aktualisiert am: 14.03.2020