Kontrastmittel-Kontraindikationen

Autor: Dr. med. S. Leah Schröder-Bergmann

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Zuletzt aktualisiert am: 23.06.2025

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Erstbeschreiber/Historie

Im Jahre 1929 wurden die ersten wasserlöslichen organischen Jodverbindungen als Kontrastmittel eingesetzt. Sowohl das Anwendungsspektrum als auch die Zusammensetzung der Kontrastmittel haben sich seither stark verändert (Leissner 2010).

Definition

Unter einem Kontrastmittel versteht man Substanzen, die sowohl für Röntgen-, MRT- als auch Ultraschalluntersuchungen Verwendung finden. Kontrastmittel verändern den Bildkontrast der jeweiligen Darstellung (ESUR-Leitlinien 2018).

Einteilung

Man differenziert bei Kontrastmitteln zwischen

  • Jodhaltigen
  • Gadoliniumhaltigen
  • Bariumhaltigen
  • Lufthaltigen
  • Kohlendioxidhaltigen Kontrastmitteln (ESUR-Leitlinien 2018)

 

Unerwünschte Wirkungen nach Kontrastmittelgabe werden unterteilt in:

- Grad 1:

Hierbei finden sich milde Reaktion mit leichtem Juckreiz, Urtikaria und Erythem. Es können Übelkeit, Erbrechen, Kältegefühl, Wärmegefühl, Angst und vasovagale Reaktionen auftreten (ESUR-Leitlinien 2018). Sie treten bei ca. 1% der Patienten auf (Manski 2024).

- Grad 2:

Man findet eine moderate Reaktion mit deutlich sichtbarer Urtikaria, Gesichts- oder Larynxödem sowie einem leichten Bronchospasmus (ESUR-Leitlinien 2018). Derartige Reaktionen treten bei 0,1-1 % auf (Manski 2024).

- Grad 3:

Hierbei kann es zu Arrhythmien und einem hypotensiven Schock kommen (ESUR-Leitlinien 2018)

- Grad 4:

Bei einer schweren Reaktion kommt es zu einem Atem- und Herzstillstand. Eventuell können auch Krampfanfälle bestehen (ESUR-Leitlinien 2018). Lebensbedrohliche Reaktionen finden sich bei 0,1-0,01% der Patienten. Die Mortalität beträgt 1:1.000.000 (Manski 2024).

Patienten sollten nach einer Kontrastmittelgabe immer für 30 min in der Radiologie überwacht werden. Bereithaltung von Notfallmedikamenten und Geräten für den Notfall sind obligat (ESUR-Leitlinien 2018).

Allgemeine Information

I. Jodhaltige Kontrastmittel:

Bei jodhaltigen Kontrastmitteln ist die Gefahr unerwünschter Wirkungen am größten (ESUR-Leitlinien 2018).

Hierbei handelt es sich um die 1. Generation der Kontrastmittel. Sie zählen zu den hochosmolaren Kontrastmitteln und dürfen heutzutage nicht mehr intravenös verabreicht werden. Inzwischen finden auch niedrigmolekulare jodhaltige Kontrastmittel (LOCM) Verwendung (Manski 2024).

Bei jodhaltigen Kontrastmitteln können allergische Reaktionen ohne zuvor stattgehabte Sensibilisierung stattfinden oder Typ-I-Allergien nach vorangegangener Sensibilisierung hervorrufen (Manski 2024).

Eine weitere Form der allergischen Reaktionen stellt die sog. Breakthrough-Reaktion (BTR) dar, bei der es trotz Prämedikation zu einer allergischen Reaktion kommt. Die BRT stellt eine absolute Kontraindikation für Kontrastmittel dar (Böhm 2017).

  •  Kontraindikationen für jodhaltige Kontrastmittel sind:
    • Hyperthyreose
    • Allergie gegen Jod
    • Niereninsuffizienz, da ab einem Kreatininwert von > 3-4 mg/dl die renale Kontrastmittelanreicherung nur noch gering ist
    • Leberinsuffizienz
    • IgM- Paraproteinose, da dann die Gefahr eines Nierenversagens besteht (Herold 2018)
    • Exsikkose (Manski 2024)
    • Breakthrough-Reaktionen, d.h. allergische Reaktionen auf Kontrastmittel nach Prämedikation (Böhm 2017)

 

  • Allergisches Risikoprofil

Patienten mit einem allergischen Risikoprofil sollten eine orale oder intravenöse Prämedikation erhalten.

 

  • Orale Medikation:

Diese sollte 12 h vor einer Kontrastmittelgabe erfolgen und besteht aus:

- Prednisolon 30 mg, jeweils 12h, 6h und 1h vor der Röntgenaufnahme

- Fenistil 1 mg jeweils 12h und 1h vor der geplanten Aufnahme

- Cimetidin 200 mg jeweils 12h und 1h vor der Kontrastmittelgabe (Manski 2024)

 

  • Intravenöse Prämedikation:

Diese besteht aus:

- Prednisolon 100 mg i. v.

- Fenistil 0,1 mg/kg/KG langsam i.v.

- Cimetidin 200 mg langsam i.v. jeweils vor der Gabe des Kontrastmittels (Manski 2024)

 

  • Prophylaxe zur Vermeidung von Schädigungen bei Gabe jodhaltiger Kontrastmittel:
    • Der Patient sollte vor Gabe eines Röntgenkontrastmittels ausreichend hydriert sein, um renale Komplikationen zu vermeiden
    • Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion sollten vor der Kontrastmittelgabe Acetylcystein oral erhalten (Herold 2018)

 

II. Gadoliniumhaltige Kontrastmittel:

Bei Gadolinium handelt es sich um eine paramagnetische Substanz, die auf T1-gewichteten Aufnahmen i. d. R. hell erscheint. Gadolinium reichert sich in Milz, Leber und Knochen an, es absorbiert Röntgenstrahlen. Eine bestehende Niereninsuffizienz oder auch Hyperthyreose werden durch Gadolinium nicht beeinflusst, allerdings scheiden niereninsuffiziente Patienten Gadolinium verlangsamt aus (Kauffmann 2013).

Gadoliniumhaltige Kontrastmittel werden bei MRT- und Röntgenuntersuchungen verwendet.

 

 

III. Ultraschall Kontrastmittel:

Diese sind für gewöhnlich sehr sicher (ESUR-Leitlinien 2018).

  • Kontraindikationen für Ultraschall- Kontrastmittel:
    • Patienten sollten 24 h vor einer extrakorporalen Stoßwellen-Therapie kein Kontrastmittel erhalten ((ESUR-Leitlinien 2018)

 

IV. Bariumhaltige Kontrastmittel:

  • Kontraindikationen:
    • Darmwandintegrität ist eingeschränkt
    • Bekannte allergische Reaktion auf bariumhaltige Kontrastmittel (ESUR-Leitlinien 2018)

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

  1. Böhm I, Nairz K, Endrich O, Hasembank S, Keller P, Heverhagen J (2017) Sind sog. „breakthrough“-Reaktionen (BRT) nach Prämedikation bei Kontrastmittelallergie eine Kontraindikation für Kontrastmittel? Rofo (189) 1- 124
  2. ESUR-Leitlinien (2018) ESUR- Leitlinien für Kontrastmittel (European Society of Urogenital Radiology) Version 10.0
  3. Herold G et al. (2018) Innere Medizin. Herold Verlag 605
  4. Kasper D L, Fauci A S, Hauser S L, Longo D L, Jameson J L, Loscalzo J et al. (2015) Harrison‘s Principles of Internal Medicine. Mc Graw Hill Education
  5. Kauffmann G W, Rau W S, Roeren T, Sartor K (2013) Röntgenfibel: Praktische Anleitung für Eingriffe in der Röntgendiagnostik und interventionellen Radiologie. Springer Verlag Berlin / Heidelberg / New York 549
  6. Leissner G, Lewentat G. (2010) Röntgen- und MRT-Kontrastmittel: Nebenwirkungen und Kontraindikationen. Radiopraxis (3) 123-136
  7. Manski D (2024) Urologielehrbuch.de Jodhaltige Kontrastmittel: Nebenwirkungen, Kontraindikationen und Dosierung. Doi: https://www.urologielehrbuch.de/jodhaltige_kontrastmittel.html
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Zuletzt aktualisiert am: 23.06.2025