Enterococcus faecalis

Autor: Dr. med. S. Leah Schröder-Bergmann

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Zuletzt aktualisiert am: 12.09.2022

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Erstbeschreiber

Das erste Mal erwähnt wurden Enterokokken in der französischen Literatur 1899 als Keime, die im Gastrointestinaltrakt gefunden wurden und das Potential haben, signifikante Erkrankungen hervorzurufen (Kasper 2015).

Die erste pathologische Beschreibung findet sich im selben Jahr bei einem Patienten, der an einer Endokarditis verstarb. Die auslösenden Keime wurden als „Micrococcus zymogenes“ bezeichnet und später umbenannt in „Streptococcus faecalis“ (Kasper 2015).

„Streptococcus faecalis“ wurde im Jahre 1906 von Andrewes und Hoder als erste Spezies der Enterokokken beschrieben (Darai 2009).

1984 wurde von Schleifer und Kilpper- Bälz für E. faecalis und E. faecium der Gattungsname „Enterococcus“ vorgeschlagen (Darai 2009).

Definition

E. faecalis zählt zu den Enterokokken und hat normalerweise keine nachteiligen Auswirkungen auf gesunde Personen (Lossouarn 2019). Der Keim findet sich bei Säuglingen bei ca. 60 – 80 % in der menschlichen Darmmikrobiota und bei Erwachsenen zu 80 %. Außerdem ist er Teil der normalen Flora in der Mundhöhle (Kao 2019).

E. faecalis ist andererseits ein opportunistischer Krankheitserreger (Lossouarn 2019) und kann schwere Infektionen, insbesondere bei Immunsupprimierten (Chilambi 2021), Transplantierten, Patienten der Intensivstationen und der hämatologisch- onkologischen Stationen (Mischnik 2019) hervorrufen (Gök 2020).

 

Einteilung

Enterokokken zählen zu den typischen Symbionten im menschlichen Darm (Kasper 2015). Zu ihnen zählen verschiedene Spezies. Medizinische Relevanz besitzen insbesondere:

- E. faecalis

- E. faecium (Mischnik 2019)

E. faecium- Gruppe ist wahrscheinlich erstmals vor 75 Jahren, zum Zeitpunkt der Einführung antimikrobieller Medikamente, entstanden (Kasper 2015).

Das Verhältnis zwischen E. faecalis : E. faecium wird mit 90 : 10 angegeben, wobei aber deutliche lokale Unterschiede bestehen (Schulz- Stübner 2017).

Allgemeine Information

Enterokokken sind normalerweise Bewohner des Kolons beim Erwachsenen und machen < 1% der kultivierbaren Darmmikroflora aus (Kasper 2015). E. faecalis zählt zu den grampositiven Kokken (Kasper 2015) und ist fakultativ anaerob (Lossouarn 2019).

E. faecalis können folgende Erkrankungen bewirken:

- Nativklappen- Endokarditis (Herold 2022):

Diese wird zu 97 % durch E. faecalis verursacht (Beganovic 2018).

- späte Endokarditis nach Klappensprengung (Herold 2022)

- Peritonitis

- Harnwegsinfektionen

- Bakteriämie (Lossouarn 2019)

- Endophthalmitis (Chilambi (2021)

- Wundinfektionen (Chong 2017)

- chronische Prostatitis:

Bei einer chronischen Prostatitis ist die Therapie erschwert, da wirksame Medikamente die Prostata nur schlecht durchdringen können. Eine chronische Prostatitis wiederum kann Ursache für rezidivierende Enterokokken- Bakteriämien sein (Kasper 2015).

Enterococcus faecalis regiert sensibel auf:

- Aminopenicilline wie z. B. Ampicillin, Amoxicillin (Herold 2022)

- Linezolid (Neumeister 2009)

- Piperacillin

- Carbapeneme

- Mezlocillin (Schulz- Stübner 2017)

- Vancomycin zu 89 % sensibel

- Daptomycin zu 99,9 %

- Nitrofurantoin zu 99 % (Kasper 2015)

Vorkommen

Seit 1970 sind Enterokokken zu einem erheblichen Problem im Öffentlichen Gesundheitswesen geworden, da sie häufig opportunistische Infektionen verursachen und zudem mit Antibiotikaresistenzen verbunden sind. Heutzutage sind Enterokokken für 7 % aller Infektionen auf Intensivstationen verantwortlich (Kao 2019).

E. faecalis ist die vorherrschende Spezies bei nosokomialen Infektionen (Kasper 2015). E. faecalis und E. faecium verursachen fast 75 % aller Enterokokken- Infektionen (Chilambi 2021).

Pathophysiologie

Voraussetzung für eine Infektion mit Enterokokken ist eine stärkere Besiedlung des Darms mit Enterokokken.

Die Mechanismen, wie Enterokokken den Darm erfolgreich kolonisieren und vom Kolon aus Zugang zum Blutkreislauf und den Lymphgefäßen erreichen, konnten bislang jedoch nicht vollständig geklärt werden, (Kasper 2015).

Histologie

E. faecalis kommen als einzelne Zellen, als Diplokokken oder kurze Ketten vor (Kasper 2015).

Therapie

Enterokokken reagieren i. d. R. resistent auf Oxacillin und Cephalosporine. Sie werden durch Penicillin, Ampicillin und Vancomycin zwar inaktiviert, aber nicht abgetötet. Um Enterokokken abzutöten, benötigt man neben Penicillin, Ampicillin und Vancomycin eine zusätzliche Behandlung mit Aminoglykosiden wie z. B. Gentamicin oder Streptomycin (Kasper 2015).

Prognose

Die durch E. faecalis verursachte infektiöse Endokarditis z. B. verursacht eine Sterblichkeitsrate von 20 – 40 % , die in den letzten 30 Jahren unverändert geblieben ist (Beganovic 2018).

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

  1. Beganovic M, Luther M K, Reis L B, Arien C A, Rybak M J, LaPlate K L (2018) A Review of Combination Antimicrobial Therapy for Enterococcus faecalis Bloodstream Infections and Infective Endocarditis. Clinical Infectious Diseases 67 (2) 303 - 309
  2. Chilambi G S, Bordstrom H R, Evans D R, Kowalski R P, Dhaliwal D K, Jhanji V, Shanks R M Q, van Tyne D (2021) Genomic and phenotypic diversity of Enterococcus faecalis isolated from endophthalmitis. PloS One 14 (16) e0250084
  3. Chong K K L, Tay W H, Janela B, Yong A M H, Liew T H, Madden L, Keogh D, Barkham T M S, Ginhoux F, Becker D L, Kline K A (2017) Delineation of the intimate details of the backbone conformation of pyridine nucleotide coenzymes in aqueous solution. Biochem Biophys Res Commun 66 (4) 1173 - 1179
  4. Darai G, Handermann M, Sonntag H G, Tidona C A, Zöller L (2009) Lexikon der Infektionskrankheiten des Menschen: Erreger – Symptome – Diagnose – Therapie – Prophylaxe. Springer Verlag Heidelberg 281
  5. Gök S M, Dagi H T, Kara F, Arslan U, Findik D (2020) Investigation of Antibiotic Resistance and Virulence Factors of Enterococcus faecium and Enterococcus faecalis Strains Isolated from Clinical Samples. Mikrobiyol Bul. 54 (1) 26 - 39
  6. Herold G et al. (2022) Innere Medizin. Herold Verlag 159, 377
  7. Kao P H N, Kline K A (2019) Dr. Jekyll and Mr. Hide: How Enterococcus faecalis Subverts the Host Immune Response to Cause Infection. Journal of Molecular Biology 431 (16) 2932 - 2945
  8. Kasper D L et al. (2015) Harrison‘s Principles of Internal Medicine. Mc Graw Hill Education 486, 940 – 941, 963, 971 – 975
  9. Lossouarn J, Briet A, Moncaut E, Furlan S, Bouteau A, Son O, Leroy M, DuBow M S, Lecointe F, Serror P, Petit M A (2019) Enterococcus faecalis Countermeasures Defeat a Virulent Picovirinae Bacteriophage. Journal List Viruses 11 (1) 48
  10. Mischnik A, Werner G, Bender J, Mutters N T (2019) Enterokokken mit speziellen Resistenzen – Epidemiologie, Hygiene und Therapie. Dtsch Med Wochenschr 144 (08) 553 - 560
  11. Neumeister B, Geiss H K, Braun R W, Kimmig P (2009) Mikribiologische Diagnostik: Bakteriologie – Mykologie – Virologie – Parasitologie. Thieme Verlag Stuttgart 16, 293
  12. Schulz- Stübner S (2017) Repetitorium Krankenhaushygiene, hygienebeauftragter Arzt und ABS- beauftragter Arzt. Springer Verlag GmbH Deutschland 325
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