Synonym(e)
Definition
Weltweit auftretende Infektionskrankheit durch das Epstein-Barr-Virus (HHV-4; s.u. Herpesviren, humane, s.u. EBV-Virus-Infektionen), einem Virus mit einem DNA-Genom der Gattung Lymphokryptovirus, aus der Familie der Herpesviridae. Das Virus wird mittels Tröpfcheninfektion oder Speichelkontakt (kissing disease) übertragen. Die Infektion verläuft im Kleinkindesalter meist inapparent.
Im späteren Lebensalter tritt die Infektionskrankheit unter dem typischen Bild des "Pfeiffer`schen Drüsenfiebers" mit nekrotisierender Angina, Lymphadenopathíe, Hepatosplenomegalie, atypischer Monozytose und Exanthem (3-15% der Fälle) auf. Das makulo-papulöse Exanthem tritt bei Gabe von Aminopenicillinen (Ampicillin, Amoxycillin) nahezu obligat auf.
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Vorkommen/Epidemiologie
Wie alle Herpesviren ist HHV 4 ubiquitär verbreitet und infiziert den Menschen persistent. Es wird über den Speichel ausgeschieden und auch übertragen. Der hauptsächliche Übertragungsmodus ist die Tröpfcheninfektion, daher wurde der mit der Primärinfektion auftretenden Mononukleose auch der Name „kissing disease“ gegeben.
In den Industrienationen erreicht die Durchseuchung bis zum 15. Lebensjahr etwa 40 %, um dann mit der Pubertät steil auf 80–90 % im Erwachsenenalter anzusteigen. In den Entwicklungsländern beträgt die Durchseuchung aufgrund der niedrigeren Hygienestandards schon bei den unter 3-Jährigen praktisch 100 %. Iatrogene Übertragungen bei Transplantationen sind berichtet. Insbesondere HHV-4-seronegative Empfänger sind gefährdet (Schnitzler P et al. 2019).
Ätiopathogenese
Übertragung durch Tröpfcheninfektion, Speichel, Sexualkontakte ("kissing-disease") oder Körperkontakt.
Manifestation
Klinisches Bild
Die Inkubationszeit beträgt 4-50 Tage.
Das klinische Bild ist durch die Trias gekennzeichnet:
- fieberhafte (meist >39 °C) Angina tonsillaris.
- generalisierte Lymphadenopathie.
- Blutbild mit Virozyten (Leukozytose: 10.000 - 40.000 Zellen/l; Lymphozytose >50% mit atypischen Lymphozyten).
Der klinische Verlauf lässt sich nach 4 Varianten unterteilen:
- inapparente Verlaufsform (am häufigsten)
- glanduläre Form (50% der Fälle): generalisierte Lymphadenopathie (>50%), Splenomegalie, Tonsillitis
-
exanthematische Form (3-15% der Fälle): Tonsillitis, Exanthem und petechiales Enanthem)
- akute Tonsillitis, Pharyngitis, hohes Fieber mit erheblichem Krankheitsgefühl, zervikale Lymphadenopathie, Blutbildveränderungen.
- Tag 4.-6. der klinisch manifesten Erkrankung: generalisiertes, Rumpf- und Extremitäten-betontes, häufig juckendes, dichtes makulo-papulöses (morbilliformes) oder auch Erythema-multiforme- artiges Exanthem; nicht selten begleitendes Enanthem mit Himbeer-Zunge. Häufig deutlich palpable Leber- und Milzvergrößerung.
- Selten ist das Auftreten eines Erythema nodosum.
- hepatische Form (5% der Fälle): Hepatitis, evtl. mit Auftreten von Ikterus
EBV bei immunsupprimierten Patienten: eine unkontrollierte Proliferation EBV-infizierter , immortalisierter B-Lymphozyten führt zu einer lymphoproliferativen Erkrankung der B-Lymphozyten.
Labor
Leukozytose 10.000-40.000/μl, zahlreiche atypische monozytoide Zellen. Häufig Erhöhung der Transaminasen bis zu 10.000 U/l)
Serologischer AK-Nachweis (s. detaillierte Ausführung bei EBV-Virus-Infektionen):
Frische Infektion:
- Paul-Bunnel-Reaktion (heterophile IgM-AK, die Hammelerythrozyten agglutinieren) ist positiv, bei Kindern nur in 40-50% der Fälle. AK sind aber nicht EBV-spezfisch!
- Anti-VCA (virales Capsid Antigen) IgG- + IgM - Antikörper gegen Epstein-Barr-Virus, vierfacher Titeranstieg im Abstand von 10-14 Tagen.
- Nachweis von Epstein-Barr-Virus DNA via PCR.
Zurückliegende Infektion:
- Nachweis von Anti-VCA vom IgG-Typ
Differentialdiagnose
Cytomegalie-Virusinfektion
Streptokokkenangina
Arzneimittelexantheme
Syphilitische Exantheme
Infektionen mit HHV-6- und HHV-7- Viren
Toxoplasmose
Bei Lymphadenopathie und Leukozytose muss auch an eine myeloproliferative Erkrankung gedacht werden
Komplikation(en)
Granulozytopenie, Thrombozytopenie
Selten ist ein infektassoziiertes hämophagisches Syndrom (IHS) mit Panzytopenie. Evtl. Blutungen infolge der gesteigerten Hämophagozytose
Milzruptur (selten: vermehrte Gefahr bei Hochleistungssportlern, die vorzeitig wieder in belastende Trainingseinheiten einsteigen (Shephard RJ 2017)
Meningoenzephalitis
Myokarditis
Evtl. postinfektiöse Müdigkeit (diese kann mehrere Monate anhalten)
Chronisch aktive EBV-Infektion mit anhaltender Virusreplikation: v.a. bei Kindern, Fieber, Gewichtsverlust, Lymphadenopathie, Hepatosplenomegalie, evtl.hämolytische Anämie.
Orale Haarleukoplakie: bei koinzidenter HIV-Infektion.
Therapie
- Symptomatische Therapie nach Klinik mit Bettruhe, Fiebersenkung durch Wadenwickel und/oder Paracetamol (z.B. Ben-u-ron) 3mal/Tag 500 mg p.o.
- Bei Juckreiz extern Tannolact Lotio, Lotio alba, auch mit Zusatz von 3-5% Polidocanol R200 oder ggf. Behandlung mit Antihistaminika wie Desloratadin (z.B. Aerius) 1-2 Tbl./Tag oder Levocetirizin (z.B. Xusal) 1-2 Tbl./Tag.
- Bei Befall der Mundschleimhaut antiphlogistische und adstringierende Mundspülung (z.B. Kamillosan, R255 ).
- Bei schwerem Verlauf sonographische Kontrollen von Leber und Milz
Merke! Keine Applikation von Aminopenicillinen (z.B. Ampicillin, Amoxycillin, Bacampicillin) bei Mononukleose! Bei Einnahme von Aminopenicillinen in der akuten Phase (der nicht exanthematischen Verlaufsformen) kommt es bei >1/3 der Fälle zum Auftreten eines makulopapulösen Exanthems! S.u. Arzneimittelreaktion, unerwünschte. Ferner kommt es zu einem periorbitalen Gesichtsödem (30%) und Petechien am Gaumen.
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir
Kopernio

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Verweisende Artikel (28)
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