Lichtschutzmittel

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 12.02.2020

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Synonym(e)

Sonnenschutzmittel

Definition

Substanzen, die bestimmte oder alle Anteile des Sonnenspektrums auf der Haut abblocken.

Einteilung

Lichtschutzmittel können unterteilt werden nach ihrem wirksamem Absorptionsspektrum (UVB/UVA), nach ihrem Lichtschutzfaktor (LSF) und/oder nach den verwendeten Inhaltsstoffen.

Bei den Inhaltsstoffen unterscheidet man:

  • Physikalische Filter (Deckstoffe mit kleiner Partikelgröße, wie Titandioxid, Zinkoxid)
  • Chemische UV-Filter (i.A. aromatische Filtersubstanzen, deren Absorptionsmaximum meist im UVB-Bereich zwischen 280 und 320nm liegt).
  • Interne Lichtfilter (z.B. Karotinoide meist beta-Karotin)
  • DNA-Reparaturenzyme (Photolyase)
  • Externe Bräunungssubstanzen (z.B. Dihydroxyaceton in einer Konzentration von 2,5-10%, meist 5%)

Liste der häufigsten chemischen Lichtschutzmittel:

Allgemeine Information

Zahlreiche neue Anwendungsformen mit unterschiedlicher Qualität kommen immer wieder auf den Markt, deren Hersteller versuchen, den steigenden Anforderungen an Wasserfestigkeit, Photostabilität, kosmetischer Akzeptanz, breitem Strahlenschutz gerecht zu werden. Eingesetzt werden Cremes, Hydrodispersionsgele, Liposomenpräparate, Lipoproteinmilche, Lipogele, Sprays, Stifte u.a.  Es ist technologisch möglich  Lichtschutzpräparate mit einem LSF von 100 zu entwicklen.  

Die im Handel erhältlichen Lichtschutzmittel zur endogenen Anwendung enthalten meist beta-Carotin. Hier können nach 10-12 wöchiger Einnahme von 15-30 mg p.o. geringe Schutzeffekte (max. LF von 4)  erreicht werden.

UVB: Der auf handelsüblichen Präparaten angegebene Lichtschutzfaktor (DIN) bezieht sich auf UVB-Strahlen. Ein Lichtschutzfaktor 6 bedeutet, dass das Auftreten eines Erythems erst nach 6 x längerer Sonneneinstrahlung zu erwarten ist, als auf unbehandelter Haut des gleichen Hauttyps (Lichtschutz = Erythemschwellenzeit mit Sonnenschutzmittel/Erythemschwellenzeit ohne Sonnenschutzmittel). Die Wirksamkeitsbeurteilung von Lichtschutzpräparaten erfolgt in Europa beim Menschen in vivo mit der Bestimmung des Lichtschutzfaktors (Sun Protection Factor, SPF) nach Vorgaben der COLIPA (International Sun Protection Factor Test Method). Diese Methode beruht auf der Bestimmung der Erhöhung der minimalen Erythem-Dosis ( MED) nach standardisiertem Auftragen von Lichtschutzmitteln. Der SPF gibt die Schutzwirkung eines Präparates gegen UV-B-Strahlung an. Für die Bestimmung der Schutzwirkung im UV-A-Bereich existiert bisher kein weltweit anerkanntes Prüfverfahren.

Der Faktor ist international nicht standardisiert. Bei amerikanischen Produkten wird der Faktor ca. 1/3 höher angegeben als bei deutschen Produkten. Der Lichtschutzfaktor 12 bei einem deutschen Produkt würde in den USA mit 15 gekennzeichnet.

UVA: Bei gutbräunender Haut ist ein UVA-Schutz i.d.R. nicht erforderlich. Notwendig ist UVA-Schutz bei photoallergischen und phototoxischen Reaktionen, bei Lichtdermatosen,  zur Vermeidung von Hyperpigmentierung, zur Vorbeugung chronischer Lichtschäden. Eine standardisierte Methode zur Messung des UVA-Schutzes existiert nicht, da ein Erythemschwellenwert nur unter extrem hohen UVA-Dosen erreicht werden kann. Seit Februar 2005 gilt in Deutschland die neue Deutsche Industrienorm 67502, die zu einer Kennzeichnung des UVA-Schutzes dient. Hiermit wird der UVA-Schutz angegeben und in Relation zum UVB-Schutz gestellt ("UVA/UVB-Schutzbalance"). Die Methode basiert auf einer in vitro Transmissionsmessung durch eine definierte Schicht eines Lichtschutzmittels.

Infrarot: Neuerdings werden auch Angaben zum Infrarotschutz gemacht. Die Infrarotstrahlen rufen keine direkten Hautschäden hervor. Ihre Wirkweise liegt mehr in einem Feuchtigkeitsverlust und in einer Gefäßweitstellung. Sie können eine Erythembildung (Hitzeerythem) unterstützen, bei übermäßigem Sonnenbaden bis zur Entwicklung eines Sonnenstichs, Hitzekrämpfen und Kreislaufbelastung beitragen und führen zur Inaktivierung von Repairmechanismen der Haut. Als empfehlenswert ist ein Infrarot-Strahlenschutz nach bisherigem Wissensstand nicht anzusehen, zudem sind derzeitige Angaben nicht standardisiert.

Alterungsschutzfaktor: Der Alterungsschutzfaktor für die Haut ist bei ca. 60% der Erythemschwelle anzusetzen.

Deckstoffe/Physikalische Filter: Schutzeffekte von Pulvern wie Titanoxid, Zinkoxid, Eisenoxid, Kaolin, Talkum beruhen auf Ablenkung der Sonnenstrahlen durch Reflexion und Streuung. Abdeckende Lichtschutzpasten sind hochwirksam, werden aber wegen des Weißeffektes kosmetisch zuweilen wenig akzeptiert. Die neuere Entwicklung von Mikropigmenten mit Vermeidung des Weißeffektes bei hoher Wirksamkeit (im UV-Bereich) ist als großer Fortschritt anzusehen. Mikropigmenthaltige Präparate kommen insbesondere für folgende Indikationen infrage:

  • Vorliegen einer hohen oder krankhaften Sonnenlichtempfindlichkeit
  • Schutz besonders UV-belasteter Hautstellen wie z.B. Lippen
  • Schutz pigmentloser oder pigmentarmer Hautstellen
  • Schutz von stark pigmentierten bzw. leicht nachdunkelnden Stellen wie Altersflecken, Melasmen (Chloasmen) oder Sommersprossen (Epheliden)
  • Schutz der kindlichen Haut.

S.a.u. allgemeine Verhaltensregeln für den Lichtschutz der Haut.

Komplikation(en)

Bekannt sind Irritationen, allergische und photoallergische Reaktionen, teils auf die galenische Grundlage oder auf das Lichtschutzpräparat selbst.

Bei rund 10% der Kinder mit V.a. Photosensibilisierung zeigte sich eine photoallergische Reaktion und/oder eine Kontaktallergie auf UV-Filter. Am häufigsten zeigten sich Reaktionen  auf Benzophenon-3 und Cinnamate insbes. auf auf: Ethylhexylmethoxycinnamat, 4-Methylbenzyliden-Kampfer, Isoamyl-p-Methoxicinnamat.

Einige Lichtschutzpräparate sind in den Verdacht geraten, wie Hormone zu wirken.

Für die UV-Filter 4-Methylbenzylidencampher (4-MBC auch MBC), Ethylhexylmethoxycinnamt (Octylmethoxycinnamat, OMC), 3-Benzylidencampher (3-BC), Benzophenon-1 (BP1), Benzophenon-2 (BP2), Benzophenon-3 (Oxybenzon), wurden hormonelle Wirkungen im Tierversuch gezeigt.

Bei den UV-Filtern Homosalat (Homomenthylsalicylat bzw. HMS) Octyldimethyl-paraaminobenzoesäure (OD-PABA), und Etocrylen liegen Hinweise auf eine hormonelle Aktivität in Zellversuchen vor.

Einige UV-Filter  werden durch die Haut aufgenommen und sind in der Muttermilch nachweisbar.    

Der UV-Filter „3-Benzylidencampher (3-BC)“ ist inzwischen in der EU verboten. Ab Februar 2016 dürfen in der EU keine Kosmetika mit diesem Lichtschutzmittel in den Handel gebracht werden.

Oxybenzon und Octinoxat: Diese UV-Filter  stehen im Verdacht sich schädlich auf Korallenriffe auswirken. Sie sollen zur Korallenbleiche beitragen. Ab 2020 sind auf Palau Sonnencremes, die Oxybenzon und Octinoxat enthalten verboten. Vorbereitet werden derartige  Verbote auch in dem US-Bundesstaat Hawaii und auf der zu den Niederlanden gehörenden karibischen Insel Bonaire.

Benzophenon kann als Zusatzstoff in Parfumstoffen vorhanden sein. 

Hinweis(e)

Die Compliance bei der Anwendung von Lichtschutzpräparaten ist wesentlich von deren kosmetischen Eigenschaften abhängig. Je höher der angestrebte Lichtschutzfaktor ist, desto höher müssen die Konzentrationen der Lichtschutzsubstanzen in einer Formulierung sein. Dies führt zu einer steigenden "Verpastung" der Präparate. Es verbleiben zunehmende Partikelmengen beim Auftragen auf der Haut. Dies beeinträchtigt die kosmetische Akzeptanz. Lichtschutzpräparate bis zu einem Lichtschutzfaktor von 15 können gegenwärtig mit einem etwa 10% Anteil von Lichtschutzsubstanzen hergestellt werden. Um höhere Lichtschutzfaktoren zu erzielen, werden wesentlich höhere Konzentrationen (meist 25% oder mehr; geringere kosmetische Akzeptanz) von Lichtschutzsubstanzen eingesetzt.

Tendenziell sind Bestrebungen einzelner Fachgesellschaften vorhanden, auf Sonnenschutzprodukten keine höheren LSF als 50 auszuweisen.

Lichtschutzmittel und Vitamin D: grundsätzlich gilt, dass ein effizienter UVB-Filter den Vitamin-D-Spiegel senkt. Inwieweit dies in den Sommermonaten eine klinsiche Relevanz hat, ist völlig ungeklärt.  

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

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  3. Hawk JL (2003) Cutaneous photoprotection. Arch Dermatol 139: 527-530
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  7. Livingston PM et al. (2003) Sun exposure and sun protection behaviours among Australian adolescents: trends over time. Prev Med 37: 577-584
  8. Mang R, Krutmann J (2003) Sonnenschutz im Urlaub. Hautarzt 54: 498-505
  9. Stahl W et al.(2006) Systemische Photoprotektion durch Karotinoide. Hautarzt 57: 281-285
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