Synonym(e)
Definition
Seltene, autosomal rezessive Genodermatose, die sich durch Ablagerung von hyalinen und lipidhaltigen Substanzen in Haut und Schleimhäute kennzeichnet. Im Laufe der Erkrankung kann es zum Befall innerer Organe einschließlich des Gehrins kommen.
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Vorkommen/Epidemiologie
Gehäuftes Vorkommen in Südafrika (hier überwiegend bei deutschstämmigen Einwandern). Mitteleuropa mit Schwerpunkt Deutschland und Österreich, Asiaten
Ätiopathogenese
Autosomal-rezessiv vererbter Defekt des ECM1-Gens (Genlokus: 1q21) mit konsekutiver Störung des extrazellulären Proteins 1 (Extracellular matrix protein-1). Pathogenetisch scheint das hyaline Material durch Eiweißaustritt aus den Gefäßen und durch Sekretionsleistung der Fibroblasten sowie sekundäre Lipideinlagerungen zu entstehen. Die Ablagerungen enthalten Basalmembrankomponenten und die Kollagentypen III, IV und V.
Manifestation
Alter bei Diagnosestellung: Säuglingsalter oder in der frühen Kindheit (1.-3. Lebensjahr). Erstsymptome = Heiserkeit.
Lokalisation
Klinisches Bild
Erstsymptome:
- Erstes Symptom ist häufig (eine unerklärliche) Heiserkeit (Einlagerungen von hyalinem Material in den Larynx)!
- Als erste Hauterscheinungen werden kleine Krusten und Vesikeln im Gesicht und an den Extremitäten wahrgenommen. Diese führen zu kleinen, akneiformen "ice-pick" -Narben.
Spätere Hauterscheinungen:
- Ersteindrücklich ist der starre Gesichtsausdruck mit ausgeprägter perioraler und frontaler Furchenbildung. Gelb-weißliche, stecknadelkopfgroße Knötchen; an den Streckseiten der Extremitäten: Konfluenz zu plattenartigen, derben Plaques, teilweise mit bräunlicher verruköser oder krustiger Oberfläche.
- Blasenbildung und Ulzerationen sind schon nach geringfügigen Traumen möglich. Abheilung unter pockenähnlicher Narbenbildung.
- Verzögertes Haar- und Nagelwachstum, ggf. bleibender Haarverlust ( vernarbende Alopezie) infolge der hyalinen Einlagerungen.
- Differenzialdiagnostisch wichtig ist eine ausgeprägte Vulnerabilität und Blasenbildung der Haut bereits im Säuglings- und Kleinkindesalter.
Extrakutane Manifestationen:
- Noch vor den Hauterscheinungen werden blass-weiße bis weiß-gelbliche, meist prominente Einlagerungen sichtbar, vor allem an Wangenschleimhaut, an der Lippenschleimhaut, am Pharynx, Tonsillen und Kehlkopf.
- Zunehmende Makroglossie, Verlust der Zungenbeweglichkeit durch ein verdicktes Zungenbändchen.
- Schmerzhafte rezidivierende Parotisschwellungen (Einengung des Ductus paroticus) sowie Dysphagien.
- Persistierendes Milchgebiss mit Aplasie oder Hypoplasie der seitlichen oberen Schneidezähne.
- Mitbeteiligung von Trachea und Bronchien bis zur Atemwegsobstruktion ist möglich.
- Befall von Ösophagus, Magen, Rektum und Vagina; verminderte Wundheilungstendenz.
- Assoziierte Symptome: U.a. Krampfanfälle, geistige Retardierung, symmetrische Verkalkungen im Gehirn.
Histologie
- Eher flaches Oberflächenepithel mit deutlicher orthokeratotischer Hyperkeratose. Die papilläre Dermis ist hyalinisiert, verquollen und zellarm. Extrazelluläre PAS-positive, Diastase-resistente Hyalinablagerungen im Stratum papillare und Stratum reticulare um Gefäße und Adnexe. In älteren Herden sind diese Ablagerungen zwiebelschalenartig verdickt und können die gesamte papilläre Dermis ausfüllen. Kräftige hyaline Ablagerungen finden sich ebenfalls um die ekkrinen Schweißdrüsen.
- Elektronenmikroskopie: Subepidermale Zone, die aus Basallaminae der dermo-epidermalen Junktionszone besteht, zwischen die hyalines Material eingelagert ist. Die Gefäße sind mantelförmig von Basallaminae und hyalinem Material umgeben. In der oberen Dermis sind die elastischen Fasern fast vollständig verdrängt.
Differentialdiagnose
Therapie
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir
Kopernio

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