Synonym(e)
Definition
Seltene dermatologische Symptomatik als Teilmanifestation eines Glukagonoms.
Ursprünglich als obligate kutane Paraneoplasie bei glukagonsezernierendem Pankreastumor (Glukagonom: ca. 80% bei Diagnostellung metastasiert) definiert (auch als Glukagonom-Syndrom bezeichnet). Die These der "Tumor-Spezifität" wurde durch neuere Berichte infrage gestellt nachdem Zusammenhänge mit Hepatitis B u. C, Adenokarzinomen, Bronchialkarzinomen und Plattenepithelkarzinomen beschrieben wurden.
Somit wird das Erythema necrolyticum migrans umfassender definiert als "polyätiologisches, monitorisches Zeichen der Haut, gekennzeichnet durch ein chronisches, anuläres oder mehrbogiges, schuppiges, häufig Pustel-besetztes oder krustiges, peripher fortschreitendes Erythem".
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Ätiopathogenese
Postuliert wird durch das erhöhte Glucagon eine katabole Stoffwechsellage mit einem Mangel an Zink und verschiedenen Aminosäuren. Für diese These spricht das rasche Ansprechen der Hautveränderungen auf Aminosäure-Substitutionen. Bemerkenswert ist, dass sich das klinische und histologische Bild nicht von Hautveränderungen bei Zinkmangelsyndrom oder Biotin-Mangel unterscheidet.
Klinisches Bild
Internistisch:
- Gewichtabnahme, Stomatitis, intermittierende Diarrhoe, Thromboseneigung, diabetische Stoffwechsellage, Hyperglukagonämie, Hyperproteinämie, Hypokaliämie, Anämie, Glossitis, Gewichtsverlust.
Dermatologisch:
- Bizarr konfigurierte, zentrifugal wachsende, anuläre oder mehrbogige, schuppende Erytheme mit Pustelbildung (Nachweis von Staphylococcus aureus), Verkrustungen und Pigmentverschiebungen.
- Weiterhin anguläre Cheilitis, Nageldystrophien
-
Weiterhin können Zeichen einer Pellagra durch Nikotinsäuremangel hinzutreten (van Beek AP et al. 2004)
Hinweis:
- Die Hautveränderungen verschwinden nach einer kompletten Resektion des meist malignen A-Zellen-Inselzelltumors. Da jedoch ein Großteil der symptomatisch gewordenen Glukagonome bereits metastasiert ist, ist der Erfolg der operativen Intervention bzgl. der dermatologischen Symptomatik möglicherweise nicht gegeben.
- Bei dem "nicht-Glukagon-induzierten" nekrolytischen Erythem kommt es nach Substitution mit Aminosäuren und Zink zu einer Abheilung des migratorischen nekrolytischen Eryhems (Thomaidou E et al. 2016).
Histologie
Im akuten Stadium Bild einer subkornealen Pustel mit ballonierten, nekrobiotischen und dyskeratotischen Keratinozyten. Typisch ist der Nachweis von straßenförmig das Oberflächenepithel durchziehenden, blassen Nekrobiosezonen (Reifungsdefekt). Konfluierte Parakeratose mit Exoserose und durchsetzenden neutrophilen Leukozyten. Überlagernde Orthokeratose.
Differentialdiagnose
Erythema-anulare-centrifugum-artige Psoriasis; Erkrankungen der Pemphigus-Gruppe; subkorneale Pustulose; Acrodermatitis enteropathica; Candidose; Zieve-Syndrom.
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir
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Verweisende Artikel (13)
Glucagon; Glukagonom; Glukagonomsyndrom; Impetigo circinata; Necrolytic migratory erythema; Nekrolytisches akrales Erythem; Nekrolytisches migratorisches Erythem; Pankreaserkrankungen Hautveränderungen; Paraneoplasie, fünfte, obligate kutane; Psoriasis Erythema anulare centrifugum-artige; ... Alle anzeigenWeiterführende Artikel (11)
Acrodermatitis enteropathica; Biotin; Candidosen; Glucagon; Glukagonom; Pemphiguskrankheiten (Übersicht); Psoriasis Erythema anulare centrifugum-artige; Pustel; Pustulose subkorneale; Zieve-Syndrom; ... Alle anzeigenDisclaimer
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