Baerensprung, Friedrich Wilhelm Felix von

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 20.11.2017

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Biographische Angaben

  • (¤ 1822, † 1864) Dermatologe und Venerologe. v. Baerensprung wurde am 30.3.1822 in Berlin als Sohn des damaligen Oberbürgermeisters Friedrich Wilhelm von Baerensprung geboren. Nach dem Besuch des Coellnischen Gymnasiums ab 1840 Studium der Medizin und Naturwissenschaften an den Universitäten Berlin und Halle.  Zu seinen Lehrern gehörten u.a. Johann Lucas Schönlein, J Müller, David Peter Krukenberg und der Chirurg Ernst Blasius. 1843 Promotion in Halle über "Observationes microscopicae de penitore tumorum nonnullorum structura". Danach Weiterbildung in Prag in pathologischer Anatomie. 1845 Assistentenstelle in Krukenbergs "Hallischer Klinik für innere Medizin". 1847 Niederlassung als praktischer Arzt in Halle. 1848 Habilitation an der Universität Halle. Thema: "De transitu medicamentorum praesertim hydrargyri per tegumenta corporis externa".
  • 1848 erschien seine Monographie "Beiträge zur Anatomie und Pathologie der menschlichen Haut". Das Werk weist ihn als einen der Begründer der modernen Dermatohistopathologie aus. 1850 Gründung einer Privatklinik, die sehr rasch von der Bevölkerung angenommen wurde. 1853 wurde er als dirigierender Arzt der Abteilung für venerische Erkrankungen an die Charité in Berlin berufen, ab 1857 war er außerordentlicher Professor der Universität Berlin. Ein Ordinariat wurde ihm nicht zugestanden. 1858 Gründung der Hautklinik an der Charité/ Berlin. Wegweisende klinische Beschreibung des Erythrasmas. Nach 1860 bedeutende Arbeiten zur Pathogenese des Herpes zoster.
  • Als verdienstvoll angesehen werden kann die von Baerensprung gegebene anatomische Begründung der "neuritischen Dermatosen" durch den Nachweis der Spinalganglienerkrankung bei Herpes Zoster. Außerdem erzielte er durch gewissenhafte Pflege in seiner Klinik Erfolge bei der Linderung von Prurigo. Das in Frankreich erstmals, aber erfolglos angewandte Verfahren der Syphilidation (gewissermaßen ein "Impfverfahren" oder "Inokulationsverfahren") versuchte von Baerensprung weiterzuentwickeln. Seine experimentellen Ansätze waren teilweise aus heutiger Sicht ethisch nicht nachvollziehbar und verantwortungslos. So initiierte er an der Charité eine ethisch äußerst verwerfliche Versuchsreihe, in der gesunde (!) Frauen mit Syphilis infiziert wurden. v. Baerensprung gilt als der eigentliche Begründer der Dualitätslehre von Schanker und Syphillis (s.u. John Hunter). Sein wichtigster Lehrsatz lautete: "weder der Tripper noch der Schanker gehören zu Syphilis" (vgl. Proksch).
  • Heftige literarische Auseinandersetzungen verursachte von Baerensprungs vehemente Ablehnung der Quecksilbertherapie bei Syphilis. 1862 wurde er mit einer Dementia paralytica (als Folge einer Syphiliserkrankung) in die Anstalt Hohenheim bei Kiel verlegt. Hier stellte er noch sein Werk "Über hereditäre Syphilis" (1864) fertig, wenige Wochen später ertränkte er sich in der Ostsee.

Literatur
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  1. Jüttner, Christine (1997) Der Berliner Dermatologe Friedrich Wilhelm Felix von Bärensprung (1822-1864) und seine Verdienste in Forschung und Lehre, Diss. med. Würzburg
  2. Proksch JK (1905) Die Geschichte der venerischen Krankheiten. Verlag von Peter Hanstein, Bonn 771-779

Verweisende Artikel (1)

Lewin, Georg Richard;