Ammoniumbituminosulfonat dunkel

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 23.10.2016

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Synonym(e)

Ammonium sulfoichthyolicum; Schieferöle

Definition

Durch trockene Destillation schwefelreicher, bituminöser Schiefer (aus Seefeld und Bächental/Tirol, Meride/Tessin, Oberitalien und Südfrankreich) gewonnenes, in hoher Hitze mit konzentrierter Schwefelsäure sulfoniertes und mit Ammoniak neutralisiertes, zu Sirupdicke eingedampftes Schwefelöl ( Schieferöl, Steinöl).

Pharmakodynamik (Wirkung)

Antiphlogistisch, antiseborrhoisch, antiekzematös, antipruriginös, antibakteriell, antimyzetisch und durchblutungsfördernd. Hemmung der Hyaluronidase, der Talgdrüsensekretion, der Leukozytenmigration und der Freisetzung chemotaktischer Faktoren aus Granulozyten. Verminderung der Schuppenbildung durch Reduktion der Zellproliferation (antimitotische Wirkung). In hoher Konzentration milde Hautreizung.

Indikation

Entzündliche und/oder juckende Hauterkrankungen, insbesondere Furunkel, Karbunkel und Abszess-Bildung.

Dosierung und Art der Anwendung

5-10%: Bei oberflächlichen, entzündlichen Erkrankungen der Haut 1mal/Tag auftragen.

20-50%: bei Furunkeln, Schweiß- und Talgdrüsenabszessen 1mal/Tag unter Okklusion über 3-5 Tage anwenden.

50% und mehr: seit Jahrezehnten als "Schwarze Zugsalbe" bekannte und angewendete zähflüssige Applikationsform, die zum "Reifen" von Abszessen genutzt wird. 

Normkonzentration

5-50% in hydrophilen Salben, hydrophilen Cremes (O/W-Emulsionssalben), Carmellosegel, Hydroxyethylcellulosegel.

Merke! In der Rezeptur mit lipophilen Grundlagen ist die Möglichkeit des Wasserzusatzes begrenzt und abhängig von der Ammoniumbituminosulfonat-Konzentration sowie von Art und Menge der Emulgatoren und der übrigen Inhaltsstoffe. Ammoniumbituminosulfonat wird am besten mit wasserfreien Fettgrundlagen verarbeitet!

Unerwünschte Wirkungen

Hautrötung; Irritation; selten Ekzem, Kontaktekzem, allergisches.

Inkompatibilität

W/O-Emulsionssalben und O/W- Emulsionssalben mit nichtionischen Emulgatoren (Verflüssigung und Brechen des Systems). Ab 30% mit Polyethylenglykolsalbengrundlagen starke Verfestigung zu gummösen Produkten. Weiterhin sind Inkompatibilitäten u.a. möglich mit Celluloseestern, Alkaloidsalzen (Kali- oder Natronlauge bewirken Freisetzung von Ammoniak), Ampicillin, Bleisalzen, Hydroxychinolin, Jod, Jodiden, Jodoform, kationenaktiven Stoffen, quartären Ammoniumverbindungen, Erdalkali- und Schwermetallsalzen.

Präparate

Ichtholan, Ichthyol, Thiobitum, Ichthammol

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