AESOP-Syndrom Sheinker, 1938

Zuletzt aktualisiert am: 05.11.2022

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Synonym(e)

Adenopathy and Extensive Skin Patch Overlying a Plasmacytoma

Definition

AESOP ist das Akroynm für „Adenopathy and Extensive Skin Patch Overlying a Plasmacytoma“. Das AESOP-Syndrom ist eine sehr seltene Befundkonstellation (in der Literatur gibt es nur 11 Fallberichte) bei Patienten mit einem noch nicht diagnostizierten solitären Plasmozytom.

Vorkommen/Epidemiologie

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Ätiopathogenese

Es wird angenommen, dass die Hautläsionen des AESOP-Syndroms durch einen Prozess entstehen, der als "contiguous cutaneous inflammation" (CIS) bekannt ist (s.a. intralymphatische Histiozytose). Bei der CIS entwickelt sich ein lokalisiertes und unregelmäßig konfiguriertes Erythem über einem anderen Prozess, z. B. einer Infektion oder einem Neoplasma, das in einer tieferen anatomischen Struktur lokalisiert ist (Helmbold P et al. 1999). Im Falle des AESOP-Syndroms kann das Plasmozytom angiogene, wachstumsfördernde Faktoren wie den vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor (VEGF) produzieren, die wiederum eine vaskuläre Proliferation in der darüber liegenden Dermis auslösen würden. 

Manifestation

18-73 Jahre.

Klinisches Bild

Auffällig ist eine langsam wachsende (Wachstum: 5-10cm/Jahr Rongioletti F et al. 2006) rote, braune oder rot-braune , normal temperierte, 8-10cm große, Plaque mit unregelmäßigen, indurierten evtl. elevierten Rändern sowie deutlich sichtbaren Blutgefäßen. Die Temperatur der Hautstelle war entweder normal oder warm.

Die Dauer des Ausschlags zum Zeitpunkt der Diagnose reichte von drei Monaten bis zu mehr als einem Jahr

Weiterhin zeigten die meisten Patienten Polyneuropathien (Gesichts- und Zungenparästhesien), Dysästhesien und Hypotonie der Gliedmaßen, Areflexie, aufsteigende Lähmung der oberen und unteren Gliedmaßen, Hypertrophie und Dyspnoe.

Bei der Mehrheit der Patienten ist eine ein- oder beidseitige Lymphadenopathie im axillären, supraklavikulären, zervikalen und/oder mediastinalen Bereich nachweisabr, die nach dem Auftreten der kutanen Plaque sichtbar wird (Crow RS 1956; Read D et al. 1978). Die tastbaren Lymphknoten sind beweglich und fest mit einer Größe von 1 bis 3 cm.

Bildgebung

Nachweislich in bildgebenden Untersuchungen sind solitäre osteolytische oder osteodense Masse im Knochen unterhalb der Hautläsion. Bei einigen wenigen Patienten war die Knochenmasse unterhalb der Hautläsion tastbar. In den meisten Fällen befand sie sich auf einer Rippe oder dem Brustbein, in anderen Fällen auf dem Schädel, dem Schulterblatt oder dem Schlüsselbein.

Labor

Nachweis eines monoklonalen Spike in der Serumelektrophorese, eine Bence-Jones-Proteinurie sowie eine Hyperzellularität und Hyperproteinämie des Liquors.

Elektromyografische Untersuchungen bestätigten das Vorliegen einer Multiplen Myeloma-myelinischen motorischen und sensorischen Neuropathie.

Histologie

Histo (Knochen): Die histologische Analyse der verdächtigten osteodensen Herde stimmte mit einem Plasmozytom überein, da immunhistochemisch entweder die monotypischen kappa (κ)- oder lambda (λ)-Immunglobulin-Leichtketten nachgewiesen wurden (Lipsker D et al.2003; Rongioletti F et al. 2006).

Läsionale Hautbiopsien:  dermale vaskuläre Hyperplasie mit erhöhtem Muzin in der Umgebung. In einigen Fällen war auch ein perivaskuläres entzündliches Infiltrat der Haut zu sehen, das hauptsächlich aus Lymphozyten, Neutrophilen und Makrophagen bestand. In einigen Fällen wurde eine immunhistochemische Färbung durchgeführt, die eine Ablagerung von λ-Ketten zeigte, hauptsächlich um die Blutgefäße der Haut herum. In einem Fall wurde eine verstärkte Fibrose in der tiefen Dermis und Subkutis festgestellt. Die Epidermis blieb größtenteils verschont; nur in einem Fall zeigten sich eine leichte epidermale Spongiosis und Exozytose (Lipsker D et al.2003).1

Die histopathologischen Befunde einer dermalen vaskulären Hyperplasie ohne Endothelatypie und eines erhöhten dermalen Muzins sind nicht spezifisch; der Begriff "muzinöse Angiomatose".  Es ist jedoch erwähnenswert, dass andere Krankheiten ein erhöhtes dermales Muzin im Zusammenhang mit einer erhöhten Immunglobulinablagerung aufweisen (d. h. Skleromyxödem und persistierende papulöse Muzinose) (Rongioletti F et al. 2006).

Bestrahlungstherapie

Es ist inzwischen erwiesen, dass eine Strahlentherapie bei Patienten mit Plasmozytomen kurativ sein kann. Die meisten Patienten, die eine Bestrahlung oder eine Kombination aus Operation und Bestrahlung erhielten, hatten einen günstigen Ausgang.

Hinweis(e)

Es besteht bei rund 1/3 derPatienten eine Assoziation zu dem POEMS-Syndrom (Polyneuropathie, Organomegalie, Endokrinopathie, monoklonale Proteine und Hautveränderungen (Leite AC et al. 2007).

Maligne Plasmazellproliferationen, wie das Multiple Myelom, sind allgemein dafür bekannt, neuropathische Symptome zu verursachen. Diese Symptome treten in der Regel im Median 1,5 Jahre vor der Tumordiagnose auf (Sakemi H et al. 1992). Die mit Plasmazelldyskrasien assoziierte Neuropathie ist in der Regel eine Folge der Kompression eines Nervs oder seiner Gefäßversorgung durch die Tumormasse. 

Die histopathologische Untersuchung der entnommenen Lymphknoten ergab entweder unspezifische Befunde (wie Hyperplasie nativer Lymphozyten und sinusoidale Lymphoplasmazytose) oder , histologische Befunde, die mit dem Castleman-Lymphom übereinstimmen, einer Erkrankung, die bekanntermaßen mit dem POEMS-Syndrom in Verbindung gebracht wird (Castleman B et al. 1956; Barrie JR et al. 1981).

Literatur
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  1. Barrie JR et al. (1981) Castleman’s disease of the lung: radiographic, high-resolution CT and pathologic findings. AJR Am J Roentgenol 166:1055–1056.
  2. Bataille R et al. (1981) Solitary myeloma: clinical and prognostic features of a review of 114 cases. Cancer 48:845–851.
  3. Castleman B et al. (1956) Localized mediastinal lymphnode hyperplasia resembling thymoma. Cancer 9:822–830.
  4. Crow RS (1956) Peripheral neuritis in myelomatosis. Br Med J 2:802–804.
  5. Helmbold P et al. (1999) Contiguous inflammation of the skin. Eur J Dermatol 9:48–50.
  6. Kuwabara S (2010) Crow-Fukase (POEMS) syndrome. Brain Nerve. 62:395–400.
  7. Leite AC et al. (2007) POEMS (polyneuropathy, organomegaly, endocrinopathy, M protein, skin lesions) syndrome: a South America’s report. Arq Neuropsiquiatr 65:516–520.
  8. Lipsker D et al.(2003) The AESOP (adenopathy and extensive skin patch overlying a plasmacytoma) syndrome: report of 4 cases of a new syndrome revealing POEMS (polyneuropathy, organomegaly, endocrinopathy, monoclonal protein, and skin changes) syndrome at a curable stage. Medicine (Baltimore) 82:51–59.
  9. Read D et al. (1978) Peripheral neuropathy and solitary plasmacytoma. J Neurol Neurosurg Psychiatry 41:177–184.
  10. Rongioletti F et al. (2006) Cutaneous mucinous angiomatosis as a presenting sign of bone plasmacytoma: a new case of (A)ESOP syndrome. J Am Acad Dermatol 55:909–910.
  11. Sakemi H et al. (1992) An autopsy case of Crow-Fukase syndrome which developed 18 years after the first manifestation of plasmacytoma. Intern Med 31:50–54.
  12. Sheinker I (1938) . Myelom und nervensystem. Dtsch Z Nervenheik. 147:247–273.
  13. Tremblay V et al. (2022) A case of relapsed systemic multiple myeloma mimicking adenopathy and extensive skin patch overlying a plasmacytoma. JAAD Case Reports 25: 97-99

Verweisende Artikel (1)

POEMS-Syndrom;

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