Toll-like-Rezeptor 8

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 19.07.2025

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Synonym(e)

TLR8; Toll-like Receptor 8 Deficiency syndrome; Toll-like-Rezeptor-8-Mangel-Syndrom

Definition

Evolutionär betrachtet sind TLRs alte, konservierte PRRs (Pattern Recognition Receptors).Toll-like Rezeptoren dienen in erster Linie der Erkennung von sog. "Pathogen Associated Molecular Patterns" ( PAMPs).  TLR sind transmembranäre Glykoproteine. Ihre extrazelluläre, N-terminale Domäne besteht aus einem LRR, der unterschiedliche Liganden spezifisch bindet. Es folgt eine transmembranäre Domäne. Die Signaltransduktion erfolgt durch die zytoplasmatische „Toll-interleukin-1 receptor homology“ – Domäne, kurz TIR. Diese rekrutiert Moleküle, die ebenfalls eine TIR-Domäne enthalten, sich von TLR zu TLR aber unterscheiden können.

Inzwischen sind beim Menschen 10 (TLR-1 bis 10) sowie 12 murine (TLR-1 bis 9 + 11 und 13). 6 der humanen TLRs binden PAMPs extrazellulär (TLR-1, 2, 4, 5, 6, 10) während 4 nur intrazellulär lokalisiert sind (TLR-3, 7, 8 und 9).

TLRs werden in  Immunzellen des angeborenen und auch von Zellen des adaptiven Immunsystems (B- und T-Zellen) sowie in verschiedenen Epithelzellen (z.B. Darmepithelien) exprimiert. Diese weite Verbreitung machen TLRs zu einem exzellenten Werkzeug für das angeborene und das erworbene Immunsystem. TLRs sorgen somit übergreifend für die Erkennung von Pathogenen und die Aktivierung  der  "antigen-specific acquired immunity". Durch die Aktivität der TLRs können die angeborenen Abwehrmechanismen (s.u. Immunität, angeborene) zwischen "selbst" und "fremd" unterscheiden.  Bei der Erkennung von Pathogenen werden von den diversen TLRs verschiedene Adaptormoleküle zur Aktivierung intrazellulärer Signalkaskaden benötigt so: MyD88, TICAM-1 (TRIF), TIRAP/MAL, TRAM, and SARM.

Allgemeine Information

Der natürliche Ligand für den dimeren Rezeptor TLR7/TLR8 ist die Einzelstrang-RNA (ssRNA), wie sie in Viren, aber auch in humanen Zellen oder auch in Form sogenannter synthetischer Oligoribonukleotide (ORN) vorkommt. Offenbar ist diese Erkennung Motiv-abhängig (Hornung V et al. 2008). Während lange ssRNA  leicht von TLR7 und TLR8 erkannt wird, scheint die Erkennung bei kurzen RNA Oligonucleotiden nur dann sicher zu funktionieren, wenn gewisse Sequenz-Motife für TLR7 und TLR8, sogenannte „is RNA = immunostimulatorische RNA“ vorhanden sind.

Extrazelluläre ssRNA ist nur dann vorhanden, wenn körpereigene oder fremde Zellen untergegangen sind. In jedem Fall wird dieser Zustand vom Immunsystem als ein Gefahrensignal bewertet. Über TLR7/TLR8 wird extrazelluläre ssRNA erkannt und eine inflammatorische Reaktion ausgelöst.

Keratinozyten exprimieren mehrere TLRs. Diese Tatsache hat das Verständnis für die Pathogenese der Psoriasis. Beispielsweise sezernieren TLR9-aktivierte Keratinozyten Typ-1-Interferone. Antagonisten von TLR7 und TLR8 sowie Anti-IL-12/IL-23-Antikörper zeigen gute klinische Therapieresultate bei dieser Erkrankung (Rahmani F et al. 2016).

Mehrere TLR Agonisten sind für die Indikationen Asthma bronchiale bzw. allergische Rhinosinusitis in klinischer oder präklinischer Erprobung (CRX-675:TLR4-Agonist; AZD8848: TLR7-Agonist; VTX-1463:TLR8-Agonist, 1018 ISS und QbG10:TLR9-Agonisten - Horak F 2011; Aryan Z et al.2015)

Die Rationale für diesen Therapieansatz A ist die Erkenntnis, dass die TLR-Agonisten die Allergen-getriggerte Th2-Immunantwort reduzieren und damit die Überreagibilität der respiratorischen Schleimhaut.   

 

Klinik

  • Eine heterozygote pathogene Variante con c.1715G>A  (pGly572Asp) im Toll-like Rezeptor-8-Gen ist mit einer letalen kongenitalen Immunschwäche beschrieben. 
  • Toll-like-Rezeptor-8-Mangel-Syndrom: Bei 6 nicht miteinander verwandte Männer mit Neutropenie, Infektionen, Lymphoproliferation, humoralen Immundefekten und in einigen Fällen Knochenmarkversagen in Verbindung mit 3 verschiedenen Varianten im X-chromosomalen Gen TLR8, das den endosomalen Toll-like-Rezeptor 8 (TLR8) kodiert. 5 Patienten wiesen somatische Varianten in TLR8 mit <30 % Mosaizismus auf, was auf einen dominanten Mechanismus als Ursache für den klinischen Phänotyp hindeutet. Mosaizismus wurde auch in Hautfibroblasten von 3 Patienten nachgewiesen, was zeigt, dass die Mutationen nicht auf das hämatopoetische Kompartiment beschränkt waren. Alle Patienten hatten eine refraktäre chronische Neutropenie, und 3 Patienten unterzogen sich einer allogenen hämatopoetischen Zelltransplantation. Alle Varianten führten zu einem GOF (Funktionsgewinn) im TLR8-Protein. Klinisch fand sich weiterhin ein proinflammatorischer Phänotyp mit aktivierten T-Zellen und erhöhten Serumzytokinen, die mit einer beeinträchtigten B-Zell-Reifung assoziiert waren. Die Differenzierung von myeloischen Zellen aus patienteneigenen induzierten pluripotenten Stammzellen zeigte eine erhöhte Reaktionsfähigkeit gegenüber TLR8 (Aluri J et al. (2021).
  • Eine weitere Missense-Variante an der gleichen Aminosäureexposition (8pGly572Val) führte bei eineiigen Zwillingen zu Erythema nodosum, schwerer autoimmuner  hämolytischer Anämie und Autoinflammation sowie zu einem steroiudsensitiven Antiphospholipid-Syndrom (Lkiu-JW et al. 2025).     

Literatur
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  1. Aluri J et al. (2021) Immunodeficiency and bone marrow failure with mosaic and germline TLR8 gain of function. Blood 137:2450-2462.

  2. Aryan Z et al.(2015) Toll-like receptors as targets for allergen immunotherapy. Curr Opin Allergy Clin Immunol 15:568-574.
  3. Horak F (2011) VTX-1463, a novel TLR8 agonist for the treatment of allergic rhinitis. Expert Opin Investig Drugs. 20:981-986. 
  4. Hornung V et al. (2008) RNA recognition via TLR7 and TLR8. Handb Exp Pharmacol  183:71-86.
  5. Lee YH et al. (2012) Associations between TLR polymorphisms and systemic lupus erythematosus: a systematic review and meta-analysis. Clin Exp Rheumatol 30:262-265. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22325161
  6. Liu JW et al. (2025)Toll-like receptor 8 deficiency syndrome result in diffuse pigmented skin rash and autoinflammatory syndrome. J Dtsch Dermatol Ges 23:763-765. 
  7. Rahmani F et al.(2016) Therapeutic targeting of Toll-like receptors: a review of Toll-like receptors and their signaling pathways in psoriasis. Expert Rev Clin Immunol 12:1289-1298. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27359083
  8. Wang C et al. (2015) The TLR7 agonist induces tumor regression both by promoting CD4⁺T cells proliferation and by reversing T regulatory cell-mediated suppression via dendritic cells. Oncotarget 6:1779-1789. 

Weiterführende Artikel (1)

Keratinozyt;
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