Shiitake-Dermatitis L30.9

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 17.06.2020

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Synonym(e)

Flagellanten-Dermatitis; Shiitake dermatitis

Erstbeschreiber

Nakamura, 1977

Definition

Streifenförmige Dermatitis nach Genuss des Speisepilzes Shiitake (Lentinus edodes). Auch Auricularia auricula-judae, das Judasohr, ein Beta-Glucan-haltiger saprophytischer Pilz aus der Klasse der Agaricomyceten kann eine analoge klinische Symptomatik hervorrufen.      

Vorkommen/Epidemiologie

Weltweit sind ca. 100 Fälle beschrieben, überwiegend in Japan. In Europa nur sehr selten auftretend.

Ätiopathogenese

Als auslösenden Agens wird Lentinan, ein (thermolabiles! wasserlösliches) Polysaccharid aus Lentinus edodes angenommen, das in Japan auch zur Tumortherapie verwendet wird. Auch hierbei sind Dermatitiden beschrieben worden. Wahrscheinlich handelt es sich um eine toxische Reaktion. Offenbar werden mehr Typ-IV-Reaktionen als Typ-I-Reaktionen nachgewiesen. Bei Pilzzüchtern mit allergischer Kontaktdermatitis konnten in den Pricktestungen positive Sofortreaktionen ausgelöst werden (Wagner G 2011). 

Lokalisation

Nacken, Stamm (s. Abb.), Extremitäten, seltener Gesicht

Klinisches Bild

Stunden nach Genuss eines Shiitake-haltigen Gerichtes, Auftreten von flächigen, massiv juckenden Erythemen, die mit heftigen Kratzreaktionen beantwortet werden. In den Kratzspuren entwickeln sich, streifige, parallel angeordnete, persistierende Erytheme, die sich zu entsprechend angeordneten Papulo-Vesikeln entwickeln. Hauterscheinungen persistieren über Wochen. Sie heilen ohne postimflammatorische Hyperpigmentierungen ab.

Shiitake-Dermatitis: Nach Verzehr von Shiitake-Pilzen aufgetretene Dermatitis. 

Histologie

Spongiotische Dermatitis mit dichten perivaskulären und interstitiellen lymphomonozytären Infiltraten mit Eosinophilie in der oberen und mittleren Dermis.

Differentialdiagnose

Melanodermia factitia (Hautveränderungen durch Bleomycin)

Externe Therapie

Topische Glukokortikoide, ggf. unter Okklusion.

Interne Therapie

Systemische Antihistaminika wie Desloratadin (Aerius) 1mal/Tag 5 mg p.o. oder Levocetirizin (Xusal) 1mal/Tag 5 mg p.o. Bei hoch akuten Verläufen kurzzeitig systemische Glukokortikoide wie Prednisolon (Decortin H) initial 100-150 mg/Tag p.o., Ausschleichen innerhalb einer Woche.

Hinweis(e)

Der Shiitake-Pilz ist der zweithäufigste Zuchtpilz in der Welt, ist geschmacklich dem Steinpilz ähnlich und wird in frischer Form gedünstet oder getrocknet, insbes. in der asiatischen Küche, verwendet. Sein Hut wird bis zu 20 cm breit und ist von braungrauer bis brauner Farbe mit angedrückten, dreieckigen Schuppen. Seine Lamellen sind weiß-bräunlich, die Sporen farblos.

Literatur
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  1. Haas N et al. (2001) Shiitake-Dermatitis. Hautarzt 52: 132-135
  2. Hiernickel C et al. (2015) Shiitake-Dermatitis: ein eindrücklicher Fallbericht. Hautarzt 66: 455-456
  3. Lang N (2016) Streifiges, peitschenhiebähnliches Erythem und sukkulente Papeln: Flagellaten-Dermatitis nach Verzehr von Auricularia auricula-judae. JDDG 14: 303-304 
  4. Nakamura T (1977) Toxicoderma caused by shiitake (Lentinus edodes) in Japan. Jpn Clin Dermatol 31: 65-68
  5. Wagner G et al. (2011)  Shiitake dermatitis. Linear grouped erythema and papules on the upper trunkand décolleté. J Dtsch Dermatol Ges  9: 555-557.

Disclaimer

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