Pregabalin

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 19.12.2022

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Synonym(e)

CAS-Nummer:148553-50-8

Definition

Pregabalin ein Gamma-Aminobuttersäure-Analogon, ein Antiepileptikum (steht in Form von Kapseln oder als Lösung zur Verfügung), das im zentralen Nervensystem die neuronale Erregbarkeit senkt. Dadurch wirkt es zugleich analgetisch, antiepileptisch, anxiolytisch und sedierend.

Halbwertzeit

Auf leeren Magen wird Pregabalin schnell resorbiert. Innerhalb einer Stunde ist die maximale Plasmakonzentration erreicht. Nach 24 bis 48 h wird bei wiederholter Einnahme ein Steady-State erreicht.  Nach etwa 6,5 Stunden ist bei nierengesunden Patienten die Halbwertszeit erreicht.

Wirkungsspektrum

Pregabalin bindet an eine Untereinheit spannungsabhängiger Calciumkanäle und wirkt nicht, wie zunächst vermutet, im GABA-ergen System. Tierexperimentelle Studien legen nahe, dass es auf neuronale Ca2+-Kanäle wirkt. Es bindet selektiv und mit hoher Affinität an die α2-δ-Untereinheit der spannungsabhängigen Ca2+-Kanäle, hauptsächlich an den Endigungen der primär afferenten Nozizeptoren im Rückenmark, und moduliert so den Calciumionen-Einstrom in die Nervenzellendigung. Bei einer pathologischen Sensibilisierung der primär afferenten Nozizeptoren, wie es bei neuropathischen Schmerzsyndromen typisch ist, führt der verminderte Calciumionen-Einstrom zu einer reduzierten Freisetzung exzitatorischer Transmitter (z. B. der erregenden Aminosäure Glutaminsäure und von Substanz P) und damit zu einer Abschwächung der Übererregung.

Anwendungsgebiet/Verwendung

Pregabalin kommt bei Erwachsenen bei Epilepsie ohne sekundäre Generalisierung, peripheren und zentralen neuropathischen Schmerzen sowie generalisierten Angststörungen zum Einsatz. Weiterhin ist die Substanz beim postzosterischen Schmerz indiziert (Arnold LM et al. 2017). 

Dosierung und Art der Anwendung

Kapseln oder Lösung mit Pregabalin können unabhängig von  den Mahlzeiten  2-3x/Tag eingenommen werden. Je nach Indikation liegt die empfohlene Dosis zwischen 150 und 600 mg.

Neuropathische Schmerzen: Therapiebeginn:  150 mg täglich, verteilt auf zwei oder drei Einzeldosen. Je nach individuellem Ansprechen und individueller Verträglichkeit kann die Dosis nach einigen Tagen verdoppelt werden. Nach zwei Wochen kann auf 600 mg täglich erhöht werden – dies ist die maximal empfohlene Dosis.

Epilepsie: Therapiebeginn: 150 mg täglich, verteilt auf zwei oder drei Einzeldosen. Je nach individuellem Ansprechen und individueller Verträglichkeit kann die Dosis nach einer Woche verdoppelt werden. Nach einer weiteren Woche kann auf 600 mg täglich erhöht werden – dies ist die maximal empfohlene Dosis.

Generalisierte Angststörungen: Therapiebeginn: 150 mg täglich, verteilt auf zwei oder drei Einzeldosen. Je nach individuellem Ansprechen und individueller Verträglichkeit kann die Dosis nach einer Woche verdoppelt werden. Nach einer weiteren Woche kann auf 450 mg täglich erhöht werden. Auf die maximal empfohlene Tagesdosis von 600 mg sollte erst nach Ablauf einer weiteren Woche erhöht werden.

Absetzen von Pregabalin: Es ist wichtig, Medikamente mit Pregabalin nicht abrupt abzusetzen sondern über eine Woche ausschleichen.

 

Unerwünschte Wirkungen

Zu den häufigsten Nebenwirkungen unter Pregabalin-Therapie zählen:

Sehr häufig: Benommenheit, Schläfrigkeit, Kopfschmerzen.

Häufig: Nasopharyngitis, Appetitsteigerung; Euphorie; Verwirrung; Reizbarkeit; Schlaflosigkeit; Libidoverlust; Ataxie; Koordinationsstörungen; Gedächtnisstörungen; Aufmerksamkeitsstörungen; Sedierung; erektile Dysfunktion; (periphere) Ödeme; Gangstörungen; Stürze

Seltener: Neutropenie; Überempfindlichkeit; Stimmungsschwankungen; kognitive Störungen; Sinusbradykardie; Herzinsuffizienz; Gesichtsrötung; Urtikaria; Hyperhidrose; Pruritus; Gelenkschwellungen

Selten: Angioödem

Präparate

Lyrica®

Hinweis(e)

Basierend auf den zurzeit vorliegenden Studiendaten kann man im Vergleich zu anderen medikamentösen Therapieoptionen die folgenden Eigenschaften von Pregabalin zusammenfassen:

  • Bekannter Wirkungsmechanismus
  • Gute Studienlage (2 750 Patienten, 10 randomisierte kontrollierte Studien, Wirksamkeitsnachweis)
  • Breite Wirkung auf Komorbiditäten (Angst, Schlaf, Stimmung)
  • Schneller Wirkungseintritt innerhalb der ersten Woche
  • Kein langsames Auftitrieren notwendig
  • Lang anhaltende Wirkung (> 650 Patienten > 60 Wochen in offenen Studien)
  • Keine Interaktionen
  • Wenig Nebenwirkungen

Zosterneuralgie:

In einer Meta-Analyse wurden Pregabalin und Gabapentin mteinander verglichen (14 randomisierte kontrollierte Studien mit 3.545 Patienten: 926 unter Pregabalin, 1.256 unter Gabapentin und 1.363 unter Placebo). Beide Substanzen verbesserten die Schmerz-Scores auf der 11 Punkte umfassenden numerischen Rating-Skala. Allerdings reduzierte Pregabalin die Schmerzen im Mittel um 1,65 Punkte mehr als Gabapentin. Auch bei Schlafstörungen schnitt Pregabalin besser ab. Pregabalin erhöhte jedoch das Risiko für unerwünschte Wirkungen wie Gewichtszunahme, Müdigkeit und Schwindel im Vergleich zu Placebo signifikant, wohingegen bei Gabapentin dies nicht nachweisbar war (Cao X et al. 2022). 

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

  1. Arnold LM et al. (2017) Dose-response of pregabalin for diabetic peripheral neuropathy, postherpetic neuralgia, and fibromyalgia. Postgrad Med 129: 921-933.

  2. Cao X et al. (2022): A Meta-analysis of Randomized Controlled Trials Comparing the Efficacy and Safety of Pregabalin and Gabapentin in the Treatment of Postherpetic Neuralgia. Pain Therapy DOI: 10.1007/s40122-022-00451-4.
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Zuletzt aktualisiert am: 19.12.2022