Lebensmittelvergiftungen durch Enterotoxin-bildende Bakterien A05.9

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Dr. med. S. Leah Schröder-Bergmann

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Zuletzt aktualisiert am: 20.05.2022

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Synonym(e)

Bakterielle Lebensmittelintoxikationen; Lebensmittelintoxikationen, bakterielle

Definition

Es handelt sich hierbei nicht um einer Infektion, sondern eine durch bakterielle Enterotoxine hervorgerufene Lebensmittelvergiftung.  Die Enterotoxine werden von den Erregern als Metaboliten in das umgebende Substrat ausgeschieden. Lebensmittelvergiftungen werden in Deutschland am häufigsten durch Staphylokokkentoxine (A bis I) erzeugt und zwar speziell durch Enterotoxin B, das wie ein Superantigen wirkt.

Erreger

Staphylococcus aureus (40 %), Clostridium perfringens (30 %), seltener Bacillus cereus (10 %) die sich unter geeigneten Bedingungen in verdorbenen Nahrungsmitteln (z.B. Milch-/Eiprodukte, Fleisch, Kartoffelsalat) exzessiv vermehrt hatten.  

Die S. aureus-Toxine sind hitzestabil und werden durch 30minütiges Erhitzen auf 1000C nicht zerstört. Das Enterotoxin A verursacht in Dosen von nur 1 µg beim Erwachsenen Erbrechen, das Enterotoxin B nach 20 bis 25 ng.

Klinisches Bild

Durch Enterotoxine bedingte Lebensmittelvergiftungen sind gekennzeichnet durch eine kurze Inkubationszeit, die meist nur wenige Stunden beträgt. Der Zusammenhang mit einer vorausgegangenen Nahrungsaufnahme wird vom Patienten fast immer erkannt und ist ein wichtiges differenzialdiagnostisches Kriterium.

Symptome: Zunächst Salivation, dann Übelkeit, Würgen, Erbrechen und Durchfall. Erbrechen und Durchfall können gleichzeitig explosionsartig erfolgen. In schweren Fällen kann es zu Exsikkose, Schockzuständen, zum Auftreten von Schleim und Blut in Stuhl und Erbrochenem und hypokaliämischen Muskellähmungen kommen. Die Körpertemperatur ist in der Regel nicht erhöht, vielfach werden subnormale Temperaturen gemessen. Die Restitution kann innerhalb 24 Stunden eintreten oder auch einige Tage in Anspruch nehmen.

Labor

Häufig rascher Anstieg der SGOT-Aktivität im Blutserum; rasches Eintreten einer Leukozytose; bei höheren Dosen auch Leukopenie, später deutliche Linksverschiebung. BZ-Anstieg; Abfall von Serumprotein und  Calcium sowie schließlich Verminderung der Thrombozytenzahl.

Diagnose

Klinik+Anamnese: akute Gastroenteritis bei 2 oder mehr Personen, die in der letzten Zeit gleichzeitig die selben Nahrungsmittel zu sich genommen hatten.

Differentialdiagnose

Infektiöse Durchfallerkrankungen durch Salmonellen, Noroviren

Bei Kombination gastroenteritischer Symptome mit neurologischen Symptomen (Doppelbilder, Schluckstörungen) V.a. Botulimusintoxikation.   

Pilzvergiftungen

Therapie

Symptomatisch, evtl. Wasser-und Elektrolytersatz

Verlauf/Prognose

Günstig; nur kurzer Krankheitsverlauf von 1-2 Tagen, nur selten kommt es zum Exitus, hier meistens bei Neugeborenen.

Prophylaxe

Lebensmittelhygiene v.a. in der warmen Jahreszeit; Speisen frisch verzehren.

Hinweis(e)

Namentliche Meldung bei Verdacht und Erkrankung.

Weiterführende Artikel (1)

Staphylococcus aureus;

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