Kreatininclearance

Autor: Dr. med. S. Leah Schröder-Bergmann

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Zuletzt aktualisiert am: 27.11.2025

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Synonym(e)

Endogene Kreatinin-Clearance

Erstbeschreiber/Historie

D. W. Cockcroft und M. H. Gault entwickelten im Jahre 1976 die nach ihnen benannte Cockcroft-Gault- Methode zur Schätzung der Kreatininclearance (Cockcroft 1974). Die auch als „CG-Formel „ benannte Methode findet auch heute noch zur Bestimmung der Medikamentendosierung bei bekannter Niereninsuffizienz Verwendung (Geberth 2014).

Die MDRD-Formel zur Abschätzung der GFR wurde Ende der 1990er Jahre entwickelt und lange Zeit angewandt (Geberth 2014).

Im Jahre 2013 wurde von einer Forschergruppe des NIDDKD und der CKD-EPI die CKD-EPI-Formel, welche die GFR besser einschätzt, entwickelt (Geberth 2014).

Definition

Unter einer Kreatinin-Clearance versteht man das Plasmavolumen, das innerhalb einer bestimmten Zeiteinheit durch Harnbildung von Kreatinin gereinigt werden kann (Herold 2025).

Allgemeine Information

Indikation

Die Kreatininclearance wird bestimmt zur:

  • Überprüfung der Nierenfunktion
  • Verlaufskontrolle einer eingeschränkten Nierenfunktion
  • Kontrolle der Nierenfunktion nach längerer Behandlung mit nierenschädigen Medikamenten (Schaenzler 2016)

Normwerte:

Die Normwerte der Kreatininclearance liegen bis zum 30. Lebensjahr bei:

  • Frauen: 71-121 ml/min
  • Männern: 74-120 Ml/min.

Nach dem 30. Lebensjahr fallen die Werte um ca. 10 ml/min. pro Lebensjahrzehnt (Schaenzler 2016)

 

Erhöhter Kreatininclearance-Wert:

  • Im Anfangsstadium eines Diabetes mellitus
  • Zu Beginn der Schwangerschaft (Schaenzler 2016)

Erniedrigter Kreatininclearance-Wert:

Die Kreatininclearance zeigt sehr frühzeitig, d. h. bereits dann, wenn das Serumkreatinin noch im Normbereich liegt, pathologische Werte an.

Sie kann auf zweierlei verschiedene Wege bestimmt werden, einmal durch Berechnung und zum anderen durch Schätzung (Herold 2025)

 

I. Ablauf durch Berechnung:

Der Patient sammelt hierfür seinen 24 h- Urin. Die Kreatinin-Konzentration im Serum und im 24h-Urin werden bestimmt und anschließend die Kreatinin-Clearance mit Hilfe folgender Formel berechnet:

  • C (ml/min) = UxUV / Sxt

U= Kreatinin-Konzentration im Urin

UV= Urinvolumen innerhalb von 24 h

S= Kreatinin-Konzentration im Serum

T= Sammelzeit in Minuten (24x60= 1440)

(Herold 2025)

 

Nachteil:

Diese Methode erfordert nicht nur gute Instruktionen der Patienten, sondern birgt auch zahlreiche potentielle Fehlerquellen in sich. Außerdem wird auf diese Weise die GFR überschätzt, da Kreatinin nicht nur ausschließlich glomerulär filtriert wird (zu 80% [Guder 2017]), sondern in geringerem Maße auch noch tubulär sezerniert wird (zu 20% [Guder 2017]). Von daher findet diese Methode in der Praxis inzwischen nur noch selten Anwendung (Herold 2025).

 

II. Ablauf durch Schätzung:

Bei der Schätzung der Kreatininclearance wird die GFR mit Hilfe verschiedener Gleichungen geschätzt. Diese Gleichungen beruhen auf simultaner Bestimmung des Serumkreatinins und des Cystatin C (Herold 2025).

  •  Die KDIGO-Leitlinien:

Hierbei werden die Kreatinin-basierte CKD-EPI eGFRcr- und die Cystatin C-basierte CKD-EPI eGFRcys-Gleichungen laut KDIGO-Leitlinien empfohlen. Im Jahre 2021 hat die CKD-EPI- Forschungsgruppe allerdings eine neue CKD-EPI eGFRcr-Formel entwickelt, die eine geschlechtsspezifische Variable aufweist, aber unabhängig vom Alter und Hautfarbe ist (Herold 2025).

Zu beachten ist dabei, dass das Glomerulumfiltrat mit zunehmendem Alter eine physiologische Abnahme zeigt (Herold 2025).

  • EKFC-Schätzformel:

Diese von der European Kidney Function Consortium (EKFC) entwickelte Formel besteht aus einer kreatininbasierten Schätzformel, mit deren Hilfe die GF unabhängig von Geschlecht und Hautfarbe anhand neu skalierter Serum-Kreatininwerte ermittelt werden kann (Herold 2025).

  •  Cockcroft-Gault-Schätzung:

Bei dieser Methode finden sowohl Alter als auch Geschlecht, Körpergewicht und Serumkreatinin Berücksichtigung. Allerdings wurde diese Formel inzwischen weitgehend durch die MDRD-Formel oder andere ersetzt, da zwischenzeitlich bekannt wurde, dass Kreatinin zusätzlich auch noch sezerniert wird und von daher im Plasma zu hoch gemessen wird. Die Formel lautet:

Clearance (ml/min) = 140 – Alter in Jahren x Körpergewicht in kg/ 72 x Kreatinin im Plasma/Serum (mg/dl). Beim weiblichen Geschlecht wird das Ergebnis mit 0,85 multipliziert (Guder 2017).

  • MDRD-Formel:

Diese Formel wird als kostengünstige Variante angesehen. Entwickelt wurde die Formel Ende der 1990er Jahre. Sie wird auch von den Europäischen Guidelines empfohlen. Der Nachteil ist der, dass diese Formel nicht für Patienten mit normaler Nierenfunktion bzw. leicht eingeschränkter Nierenfunktion verwendet werden kann, da die GFR über 60 ml/min um ca. 10 ml/min überschätzt wird (Geberth 2011).

  • CKD-EPI:

Die CKD-EPI-Formel ist die heutzutage am häufigsten verwendete Formel, da sie bei grenzwertiger Nierenfunktion 8ab ca. > 60 ml/min/1,73m2) genauer ist als die MDRD-Formel. Sie ist außerdem für ältere Menschen validiert (Schwenger 2024).

Pathophysiologie

Beim Kreatinin handelt es sich zum einen um ein Abbauprodukt des Muskelstoffwechsels, zum anderen wird Kreatinin aber auch über die Nahrung aufgenommen. Da die Ausscheidung fast vollständig über die Niere erfolgt, dient es als Parameter zur Überprüfung der Nierenfunktion. Die Bestimmung des Kreatinins ist sowohl im Blutserum als auch im Blutplasma und im Sammelurin möglich (Schaenzler 2016).

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

  1. Cockcroft D W, Gault M H (1976) Prediction of creatinine clearance from serum creatinine. Nephron (16) 31-41
  2. Geberth S, Nowack R (2014) Praxis der Dialyse. Springer Verlag Berlin / Heidelberg 12
  3. Geberth S, Nowack R (2011) Praxis der Dialyse. Springer Verlag Medizin Berlin / Heidelberg / New York 10
  4. Guder W G (2017) Cockcroft-Gault-Formel. Springer Medizin Lexikon der Medizinischen Laboratoriumsdiagnostik.  doi: https://www.springermedizin.de/emedpedia/detail/lexikon-der-medizinischen-laboratoriumsdiagnostik/cockroft-gault-formel?epediaDoi=10.1007%2F978-3-662-49054-9_764
  5. Guder W G (2017) Kreatinin-Clearance. Springer Medizin Lexikon der Medizinischen Laboratoriumsdiagnostik. Doi: https://www.springermedizin.de/emedpedia/detail/lexikon-der-medizinischen-laboratoriumsdiagnostik/kreatinin-clearance?epediaDoi=10.1007%2F978-3-662-49054-9_1778
  6. Herold G et al. (2025) Innere Medizin. Herold Verlag 601
  7. Kasper D L, Fauci A S, Hauser S L, Longo D L, Jameson J L, Loscalzo J et al. (2015) Harrison‘s Principles of Internal Medicine. Mc Graw Hill Education
  8. Schaenzler N, Bieger W P (2016) Laborwerte: Alles über Normbereiche, Befunde und Co. Gräfe und Unzer Verlag117-118
  9. Schwenger V (2024) Klinikleitfaden Nephrologie. Elsevier Urban und Fischer Verlag 60
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