Synonym(e)
Definition
Unter einer kontrastmittelinduzierten Nephropathie (CIN) versteht man eine Nierenkomplikation, die nach Verabreichung jodhaltiger Kontrastmittel auftreten kann (Cousin 2024). Es kommt dabei innerhalb von 3 Tagen nach einer Kontrastmittelgabe zu einem Anstieg des Serum-Kreatinins um > 0,5mg/dl bzw. zu einem Anstieg des Kreatinins von mehr als 25 % des Ausgangswertes (Herold 2025).
Vorkommen/Epidemiologie
Eine Kontrastmittel-Nephropathie stellt mit ca. 10% die dritthäufigste Ursache für ein im Krankenhaus aufgetretenes akutes Nierenversagen dar (Jörres 2010).
Die Inzidenz einer CIN liegt bei der Allgemeinbevölkerung bei ca. 1% und – insofern eine Niereninsuffizienz vorbesteht – bei 15%. Die Gefahr eines dialysepflichtigen Nierenversagens liegt bei ca. 0,5% (Herold 2025).
Die geschätzte Inzidenz von Patienten mit schwerem Nierenversagen liegt nach Gabe von Gadodiamid zwischen 3-18%, nach Gabe von Gadopentetat-Dimeglumin zwischen 0,1-1% (ESUR-Leitlinien 2018).
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Pathophysiologie
Man vermutet, dass die CIN multifaktoriell bedingt ist. Sie umfasst:
- Renale Vasokonstriktion und dadurch bedingte Hypoxie des Gewebes
- Möglicherweise eine direkte Toxizität von Jodderivaten. Diese führt zu einer Entzündung und Nekrose der Tubuli (Cousin 2024).
Verlauf/Prognose
Bei > als 70% der Betroffenen können nach ca. 10 Tagen die präexistenten Werte des Kreatinins wieder erreicht werden. Bei den restlichen 30% kann es zu einer bleibenden Nierenschädigung kommen (Herold 2025).
Prophylaxe
- Bislang gibt es keinerlei medizinische Prophylaxe, die eine durch Kontrastmittel-assoziierte Nierenschädigung verhindern können (ESUR-Leitlinien 2018).
- Eine Hypovolämie vor Kontrastmittelgabe sollte unbedingt vermieden werden
- Man sollte bei Risikopatienten insgesamt zurückhaltend mit der Indikationsstellung für Kontrastmittelgabe sein.
- Niereninsuffizienz im Stadium CKD G 2 mit einer eGFR > 60 ml/min/1,73m2: In diesem Stadium besteht keine klinisch relevante Nephrotoxizität, prophylaktische Maßnahmen sind somit nicht erforderlich.
- Niereninsuffizienz im Stadium CKD G 3a mit einer eGFR 60 bis 45 ml/min/1,73m2: Bei einer i.v.-Gabe von Röntgenkontrastmitteln sind keine prophylaktischen Maßnahmen erforderlich. Bei zusätzlichen Risikofaktoren ist eine adäquate Hydrierung vor und insbesondere nach der Untersuchung notwendig. Diese kann erfolgen mit 0,9 %iger Kochsalzlösung von mindestens 1.000 ml vor und bis 12 h nach der Kontrastmittelgabe.
- Niereninsuffizienz im Stadium CKD G 3b mit einer eGFR 45 bis 30 ml/min/1,73m2: Hierbei sind sowohl bei der i.a.- als auch bei der i.v.-Gabe Hydrierungsmaßnahmen notwendig. Die Einnahme von RAAS-Hemmern ist 48 h vor der Kontrastmittelgabe zu pausieren.
- Niereninsuffizienz im Stadium CKD 4 mit einer eGFR < 30 ml/min/1,73m2: Ab diesem Stadium sollten alternative Bildgebungsverfahren eingesetzt werden (Herold 2025).
Hinweis(e)
Allgemeine Information
- Von Patientenseite her bedingte Risikofaktoren für eine CIN sind:
- Bekanntes oder vermutets akutes Nierenversagen (ESUR-Leitlinien 2018)
- Vorbestehende Niereninsuffizienz insbesondere bei gleichzeitigem Diabetes mellitus und multiplem Myelom (Herold 2025)
- Kongestive Herzinsuffizienz
- Dehydratation
- Hypotonie
- Diabetes mellitus (Cousin 2024)
- Anämie
- Einnahme von NSAR
- Durch die Untersuchung bedingte Risikofaktoren für eine CIN sind:
- Hochosmolare Kontrastmittel 1.200 mosmol/l (am wenigsten toxisch ist das isoosmolare Iodixanol mit 300 mosmol/l)
- Wiederholte Kontrastmittelgabe (Herold 2025)
- Vorbeugung einer CIN:
- Bei der Messung der Nierenfunktion sollte zur Einschätzung der Nierenfunktion die eGFR bestimmt werden, da weder Serum-Kreatinin noch Plasma-Kreatinin ein verlässlicher Indikator für die Nierenfunktion sind (ESUR-Leitlinien 2018).
- Bei Risikopatienten empfiehlt sich eine zurückhaltende Indikation von Röntgenkontrastmitteln (Herold 2025)
- Vor und nach Kontrastgabe sollte eine ausreichende intravenöse Flüssigkeitsgabe erfolgen
- Applikation möglichst geringer Kontrastmittelmengen
- Gabe von Metformin und nichtsteroidalen Antirheumatika zum Zeitpunkt der Kontrastmittelgabe ist kontraindiziert (Cousin 2024). Die Einnahme von Metformin sollte nach der Kontrastmittelgabe erst dann wieder begonnen werden, wenn sich innerhalb von 48h die Nierenfunktion nicht signifikant verändert hat (ESUR-Leitlinien 2018).
- Am wenigsten toxisch sind das isoosmolare (300 mosmol/l) Iodixanol (Herold 2025).
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir
Kopernio

- Cousin F, Moise M, Ilbert C, Meunier P, Jouret F (2024) Prevention of contrast-induced nephropathy. Rev Med Liege. 79 (5-6) 418-423
- ESUR-Leitlinien (2018) ESUR- Leitlinien für Kontrastmittel (European Society of Urogenital Radiology) Version 10.0
- Herold G et al. (2025) Innere Medizin. Herold Verlag 1026-1027
- Jörres A (2010) Akutes Nierenversagen bei Intensivpatienten: Praxis und Therapie. Deutscher Ärzteverlag GmbH Köln 23
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