Pharmakodynamik
Die DNA- Synthese erfolgt bei normalem Insulin ausschließlich über Aktivierung des Insulinrezeptors. Bei den Insulinanaloga hingegen spielt die Signalinduktion durch den IGF- I- Rezeptor eine wichtige Rolle (Eckhardt 2007).
Eine dadurch befürchtete mitogene Wirkung konnte bislang nicht bestätigt werden (Haak 2018)
- Kurz wirksame Insulinanaloga:
Hierbei verhindert eine Variation der Aminosäuresequenz die subkutane Bildung der Hexamere. Dies bewirkt die raschere Resorption (Herold 2018). Kurz wirksame Insulinanaloga ahmen die physiologische Sekretion von Insulin in der ersten postprandialen Phase am besten nach (Jahn 2020 / Rodbard 2020).
- Lang wirksame Insulinanaloga:
Durch Änderung der Insulinstruktur wird eine deutliche Verlängerung der Wirkdauer erreicht, die i. d. R. zwischen 20 – 28 h liegt (Herold 2018).
Beim besonders lang wirksamen Insulin Degludec setzt die Wirkung nach 0,5 – 1,5 h ein und hält sogar bis zu 42 h an (Meißner 2021).
Indikation
Insulinanaloga können bei allen Formen der Insulintherapie eines Diabetes Typ 1 oder Diabetes Typ 2 eingesetzt werden (Prinz 2012) wie z. B.:
Dosierung und Art der Anwendung
Art der Anwendung:
Verabreicht werden können Insulinanaloga durch Pen, Pumpe und Closed- Loop- Systeme (Jahn 2020).
Insulinanaloga werden s. c. appliziert. Kurz wirksame Insulinanaloga wie z. B. Aspart, Glulisin, Lispro sind zusätzlich für die i. v. Applikation zugelassen, was jedoch klinisch keinen Vorteil erbringt (Danne 2016).
Kurzwirksame Insulinanaloga sollten in die Bauchdecke injiziert werden (raschere Resorption) und langwirksame in die Vorder- oder Außenseite des Oberschenkels. Bei Mischinsulinen empfiehlt sich die Applikation sich morgens in die Bauchdecke und abends in den Oberschenkel (Schubert 2009).
Dosierung
Der tägliche Insulinbedarf eines gesunden Menschen liegt bei 0,67 I. E. / kg / d = ca. 40 I. E. Davon entfallen ca. 40 % auf die basale Sekretion und ca. 60 % auf die postprandiale (Dellas 2018 / Seifert 2018). Näheres s. Insulin
Senkung der Blutglukose:
Um eine Senkung der Blutglukose um 30 – 40 mg / dl (1,6 – 2,2 mmol / l) zu erreichen, sind 1,0 I.E. Normalinsulin bzw. rasch wirksames Analoginsulin erforderlich (Haak 2018).
Anhebung der Blutglukose:
Um eine Anhebung der Blutglukose um 30 – 40 mg / dl (1,6 – 2,2 mmol / l) zu erzielen, sind 10 g Kohlenhydrate = 1 KE erforderlich (Haak 2018).
Die Größe der Mahlzeit wird in Kohlenhydrateinheiten = KE gemessen, die veraltete Bezeichnung lautet Broteinheit = BE [Dellas 2018]) (Herold 2021).
Eine höhere Dosis Insulin kann z. B. erforderlich sein bei:
- Blutglukose > 270 mg / dl
- Dehydratation
- Infektionen
- Fieber
- Nachweis von Ketonkörpern (Haak 2018)
Eine niedrigere Dosis Insulin kann z. B. benötigt werden bei:
- Insuffizienz der Nebennierenrinde
- schwerer Niereninsuffizienz
- Leberinsuffizienz
- körperlicher Belastung (Haak 2018)
Vorteile
- Kurz wirksame Insulinanaloga:
- geringes Risiko nächtlicher Hypoglykämien (z. B. für Glargin P = 0,00003 bzw. Detemir P < 0,00001)
- geringe mittlere Inzidenz schwerer Hypoglykämien (21,8 pro 100 Personenjahre; unter Normalinsulin 46,1 pro 100 Personenjahre [Hartman 2008])
- selteneres Auftreten von postprandialen Hypoglykämien
- meistens kann auf Zwischenmahlzeiten verzichtet werden
- kein bzw. kurzer Spritz- Essabstand
- postprandiale Injektion möglich (Herold 2018)
- Lang wirksame Insulinanaloga:
- kein starkes Wirkmaximum
- große zeitliche Flexibilität des Injektionszeitpunktes (insbesondere bei Insulin Glargin) (Meißner 2021)
- durch das fehlende Wirkmaximum bedingt weniger Hypoglykämien (verglichen mit z. B. Protamin- Hagedorn- Insulin)
- geringere Gewichtszunahme als bei Protamin- Hagedorn- Insulin [Tibaldi 2014])
-
Detemir zeigt als einziges Insulinanalogum eine gewichtserhaltende Wirkung (Hartman 2008)
Nachteile
- Kurz wirksame Insulinanaloga:
- Notwendigkeit einer exakten Dosierung der basalen Insulinversorgung
- bei langsam resorbierbaren Kohlenhydraten kann die Wirkung zu kurz sein (Herold 2018)
Kontraindikation
Absolute Kontraindikationen:
Präparate
Zu den kurz wirksamen Insulinanaloga zählen z. B.:
- Insulin Aspart (NovoRapid) Wirkungseintritt nach 20 – 25 min, Wirkdauer 4 – 5 h (Haak 2018)
- Faster Aspart Wirkungseintritt nach 4,9 min (Meißner 2021/ Haak 2018), Wirkdauer ca. 3,5 h (Herold 2018)
- Insulin- Glulisin (Apidra) Wirkungseintritt nach 20 – 25 min, Wirkdauer 4 – 5 h (Haak 2018)
- Insulin- Lispro (Humalog) Wirkungseintritt nach 20 – 25 min, Wirkdauer 4 - 5 h (Haak 2018)
(Herold 2018)
Zu den lang wirksamen Insulinanaloga zählen:
-
Insulin Detemir (Levemir) Wirkungseintritt nach 1 h, Wirkdauer 19 -26 h (Haak 2018)
-
Insulin Glargin (Biosimilar Abasaglar , Lantus) Glargin U100: Wirkungseintritt nach 1 h, Wirkdauer 20 – 27 h; Glargin U300: Wirkungseintritt nach 1 – 6 h, Wirkdauer 30 - 32 h (Haak 2018) (Haak 2018)
(Herold 2018)
- Insulin Degludec (Tresiba) Wirkungseintritt nach 1 – 2 h, Wirkdauer > 42 h (Haak 2018)
Zu den vorgemischten Insulinanaloga zählen:
- 75 / 25 Humalog / Eli Lilly: 75 % neutrales Protamin- Lispro, 25 % Lispro
- 50 / 50 Humalog / Eli Lilly: 50 % neutrales Protamin- Lispro, 50 % Lispro
- 70 / 30 Novolog / Novo Nordisk: 70 % Protamin- Aspart, 30 % Aspart (Ferri 2021 / Hartman 2008)
Bei den vorgemischten Insulinanaloga: Wirkungseintritt nach 20 – 25 min, Wirkdauer 10 - 14 h (Haak 2018)
- Kombinationsinsulin Degludec (70) / Aspart (30)
Beim Kombinationsinsulin: Wirkungseintritt nach 20 – 25 min, Wirkdauer > 30 h (Haak 2018)