AGel-Amyloidose ICD-10: E85.1; ICD-11: 5D00.2Y

Zuletzt aktualisiert am: 10.08.2023

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Synonym(e)

Amyloidose, hereditäre, finnischer Typ; Amyloidpolyneuropathie, familiäre, Typ 4; Gelsolin-Amyloidose; hereditary gelsolin amyloidosis; Meretoja's syndrome; OMIM: 105120: Amyloidose, familiäre, finnischer Typ; ORPHA:85448

Definition

Die hereditäre Gelsolin-Amyloidose (AGel), auch Meretoja Syndromgenannt, ist eine seltene, dominant vererbte systemische Amyloidose, die zu einer Schädigung vor allem der Augen, Nerven und Haut führt. Die Erkrankung wird durch die Ablagerung von Gelsolin Amyloidfibrillen ausgelöst. Ursache ist eine Mutation im Gelsolin-Gen (GSN-Gen), die zu einer Instabilität des Proteins Gelsolin führt. Das Protein Gelsolin ist ein Aktinmodulierendes Protein, das besonders im Nervensystem eine Rolle spielt. Die Mutation führt zur Ablagerung fehlgefalteter Fibrillen des gebildeten Proteins und zur Schädigung der Augen, Nerven und Haut.

Ätiopathogenese

AGel ist eine autosomal dominant vererbte genetische Erkrankung. Verschiedene Mutationen des Gelsolins wurden als ursächlich beschrieben, wobei die häufigste (c.640G >A) besonders in Finnland beobachtet wurde (Finnische AGel) mit einer Penetranz von 100% (alle Patienten mit der Mutation entwickeln im Laufe ihres Lebens auch Symptome). AGel reichert sich extrazellulär in vielen Geweben und entlang der elastischen Fasern an. AGel-Ablagerungen gehen mit dem Abbau elastischer Fasern einher und führen zu schweren klinischen Manifestationen wie Cutis laxa und angiopathischen Komplikationen.

Manifestation

Symptome treten im Alter von 40-50 Jahren auf.

Klinisches Bild

Augen: fast alle Patienten leiden unter trockenen Augen, bei vielen Patienten wird das Sehen durch die Ablagerung des GelsolinAmyloids in der Hornhaut mit der Zeit schlechter (Gittrige Hornhautatrophie). Dies betrifft vor allem die Mitte des Gesichtsfeldes, die Ränder sind oft ausgespart. Etwa 50% der Patienten leiden zudem unter einem grauem Star (Katarakt), einige auch unter einem grünem Star (Glaukom).

Nerven: Zwei Drittel der Patienten haben Lähmungserscheinungen der Gesichtsmuskulatur. Taubheit und Kribbeln (Parästhesien) sind häufige Symptome.

Haut: Ein häufiges Symptom ist eine Cutis laxa sowie eine Ptose der Lider. Darüber hinaus können auch andere Organe betroffen sein: Herz (Herzrhythmusstörungen), Nieren, Bindegewebe (Karpaltunnelsyndrom).

Diagnostik

Der Goldstandard für die Diagnosestellung ist die genetische Testung auf eine der verursachenden Mutationen. Bei positiver Familienanamnese und typischem Symptomkomplex (Gittrige Hornhautatrophie, periphere Fazialisparese, cutis laxa) ist eine Gelsolin Amyloidose sehr wahrscheinlich.

Therapie

Eine ursächliche Behandlung steht leider aktuell noch nicht zur Verfügung. Insofern ist Symptom-orientierend zu behandeln.

Verlauf/Prognose

Die Lebenserwartung ist nicht wesentlich reduziert.

Literatur
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  1. Bürmann J et al. (2011) Neurological manifestations of AGel amyloidosis (Meretoja's syndrome) in a German family. Fortschr Neurol Psychiatr 79: 238-241.
  2. Kiuru-Enari S et al. (2005) Cutis laxa in hereditary gelsolin amyloidosis. Br J Dermatol 152:250-257.
  3. Koskelainen S et al. (2020) Severe elastolysis in hereditary gelsolin (AGel) amyloidosis. Amyloid 27: 81-88.
  4. Pihlamaa T et al. (2016) Increasing amount of amyloid are associated with the severity of clinical features in hereditary gelsolin (AGel) amyloidosis. Amyloid 23:225-233.

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