Cumarinnekrose Y44.2

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 24.10.2017

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Synonym(e)

coumarin induced necrosis; Coumarin necrosis; Cumarin-Nekrose; Kumarinnekrose

Definition

Seltene hämorrhagische Nekrose bei antikoagulativer Behandlung mit Cumarinen.

Vorkommen/Epidemiologie

Inzidenz: 0,1%, v.a. bei hereditärem Protein-C-Mangel.

Ätiopathogenese

In der Einleitungsphase einer Phenprocoumontherapie fallen die Protein C-Werte und FVII, bedingt durch kürzere Halbwertszeiten schneller ab als die anderen Faktoren des Prothrombinkomplexes, so dass vorübergehend ein Zustand der Hyperkoagulopathie resultiert. Bei präexistentem PC-Mangel kann es somit v.a. in der Initiierungsphase dieser Therapie zu thrombembolischen Komplikationen oder einer Cumarinnekrose kommen.

Manifestation

V.a. bei Frauen auftretend. Bekannte Risikofaktoren sind: Protein-C-Mangel, Adipositas, nicht adäquate überlappende Gabe von Heparinen, Östrogenmangelzustände.   

Lokalisation

Mammae, Beine, Gesäß.

Klinisches Bild

2-10 Tage nach Therapiebeginn umschriebene, häufig einem Livedo-Muster folgende, sattrote bis blau-rote, zackig begrenzte Flecken; rasche Konfluenz. Es resultieren großflächige, sukkulente, rot-blaue bis blau-schwarze schmerzhafte Läsionen. Ausbildung großflächiger hämorrhagischer Blasen. Innerhalb der nächsten Tage entwickeln sich auf die Läsion begrenzte flächenhafte, tief reichende, schmerzhafte Ulzera.

Labor

Protein-C-Erniedrigung.

Histologie

Fettgewebsnekrosen; im Frühstadium: Nachweis von hyalinen Thromben in den Venolen des Koriums und des subkutanen Fettgewebes; fibrinoide Nekrosen der Gefäßwände, Erythrozytenextravasate.

Komplikation(en)

Septische Wundinfektionen mit der Gefahr eines Multiorganversagens.

Externe Therapie

Symptomatische stadiengerechte Lokaltherapie mit Nekrosektomie, granulationsfördernden Wundverbänden (z.B. Varihesive E) und steriler Abdeckung, s.u. Wundbehandlung. Abheilung nach mehreren Wochen unter Bildung tief eingezogener Narben.

Interne Therapie

Umstellen der Cumarinpräparate auf Heparin. Gegenwirkung durch Vit. K (z.B. Konakion-Lösung) 1–5 Trp. bei leichter, 5–10 Trp. bei schwerer Ausprägung in Abhängigkeit von Gerinnungsstatus und Grunderkrankung. Der Effekt der Therapieumstellung ist umstritten. Vermutlich lässt sich der Krankheitsverlauf damit nicht beeinflussen. Bei Beibehaltung der Cumarin-Therapie muss es im Verlauf nicht zu weiteren Nekrosen kommen.

Verlauf/Prognose

Krankheitsverlauf durch Absetzen der Therapie nicht beeinflussbar. Abheilung nach mehreren Wochen. Bildung tiefeingezogener Narben.

Literatur
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  1. Goerge Tet al.(2014) Ausgedehnte Counarinnekrose-eine Vaskulopathie unter oraler Antikoagulation. JDDG 12: 263-264
  2. Greinacher A et al. (2003) Heparininduzierte Thrombozytopenie. Dtsch Ärztebl 100: 2220-2229
  3. Harenberg J et al. (2001) Cutaneous reactions to anticoagulants. Recognition and management. Am J Clin Dermatol 2: 69-75
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  5. Loop M et al. (2004) Late onset of clinical symptoms and recurrent ecchymotic skin lesions in a 12-year-old girl with a severe double heterozygous protein C deficiency. J Pediatr Hematol Oncol 26: 2-4
  6. Luderschmidt, Schramm C (1990) Cumarinnekrose. Phlebologie 43: 622-623

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Protein C;

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