Vulvitis plasmacellularis N76.3

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 13.10.2019

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Synonym(e)

Vestibulitis plasmacellularis; Vulvitis chronica plasmacellularis (Zoon); Vulvitis plasmacellularis; Zoon`s vulvitis

Definition

Der Balanoposthitis chronica circumscripta plasmacellularis entsprechende, seltene, gutartige Entzündung der Vulva. Sie ist bei Frauen deutlich seltener als bei Männern.

Ätiopathogenese

Unbekannt; es wird angenommen, dass es sich um eine unspezfische Reaktion auf eine chronische Irritation handelt. 

Manifestation

Frauen mittleren oder höheren Lebensalters; häufig jenseits der Menopause. 

Klinisches Bild

Meist umschriebene gut abgrenzbare, häufiger jedoch diffuse, braun-rote oder sattrote, brennend schmerzende Läsionen die im Bereich der Mukosa der gesamten Vulva auftreten können.

Eine bisherige, dezidierte Therapieresistenz prägt i.A. das klinische Bild.

Meistens liegt gleicheitig eine Kolpitis plasmacellularis vor, die klinisch von einer Trichomoniasis unterschieden werden muss. 

Histologie

Epidermis atrophisch abgeflacht mit fehlender Horn- und Granularzellschicht.  Ödem des Stratum papillare, Dilatation der Kapillaren im oberen Korium, teilweise Erythrozytenextravasate; Hämosiderinablagerungen; bandförmiges diffuses lymphohistiozytäres Infiltrat (auch eosinophile und neutrophile Granuloyzten) mit unterschiedlicher Dichte an Plasmazellen (>50%). Bemerkung: Das Auftreten von Plasmazellen ist kein Spezifikum der Vulvitis (bzw. auch der Balanitis) "plasmazellularis" sondern ist als ortstypische Entzündungsreaktion der Schleimhaut zu verstehen.

Diagnose

Klinische Bild 

Histologie (der Balanitis plasmacellularis entsprechend).

Differentialdiagnose

  • Trichomoniasis: meist einhergehend mit einem dünnen, gelblichen, granulozytenreichen Fluor.   
  • Atrophische Vulvitis: in der Nativmikrokoskopie überwiegend Parabasalzellen.
  • Lichen planus erosivus: meist mit Lichen planus in anderen Lokalisationen kombiniert; Histologie richtungsgebend
  • A-Streptokokken-Vulvitis: akute Symptomatik; Erregernachweis
  • VIN (Erythroplasie; M. Bowen): Histologie ist diagnostisch

 

Therapie allgemein

Auslösende Ursache (meist chronische Entzündung, Traumen, mechanische Irritation) meiden. Optimierung der hygienischen Maßnahmen und Trockenhalten. Ausschluss von Begleiterkrankungen, z.B. Candida, Trichomonaden, Wurminfektionen.

Externe Therapie

Therapieversuch mit fettenden Glukokortikoid-haltigen Externa (Rp.:1% Hydrocortison in einer Deumovan®-Grundlage). Begrenzte zeitliche Anwendung (Cave! Steroidnebenwirkungen beachten).

Sitzbäder mit Zusatz von Kaliumpermanganat (hellrosa) oder synthetischer Gerbstoffen (z.B. Tannolact, Tannosynt).

Interne Therapie

Einige Autoren empfehlen eine systemische Therapie mit Clindamycin (4x300mg für 10 Tage). 

Operative Therapie

Bei Therapieresistenz kommen operative Behandlungsmöglichkeiten mit dem CO2 Laser oder mit Hilfe der Kryochirurgie infrage.

Literatur
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  1. dos Reis HL et al. (2013) Zoon vulvitis as a differential diagnosis in an HIV-infected patient: a short report. J Int Assoc Provid AIDS Care 12:159-161
  2. Fernández-Aceñero MJ et al. (2010)  Zoon's vulvitis (vulvitis circumscripta plasmacellularis). Arch Gynecol Obstet 282:351-352

 

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