Tildrakizumab

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 14.04.2024

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Synonym(e)

MK-3222; Tildrakizumabum

Definition

Tildrakizumab ist ein humanisierter monoklonaler IgG1/k-Antikörper (hergestellt in Ovarialzellen des chinesischen Hamsters - Chinese Hamster Ovary cells, CHO-Zellen) mit entzündungshemmender und selektiv immunsuppressiver Wirkung. Tildrakizumab wird zur Behandlung einer Plaque-Psoriasis eingesetzt. Die Effekte beruhen auf der Bindung und Inaktivierung des Zytokins Interleukin-23 (IL-23).

Pharmakodynamik (Wirkung)

Die Expression von IL-23p19 mRNA ist bei psoriatischen Läsionen im Vergleich zu normaler Haut erhöht. Tildrakizumab als monoklonaler IgG1/κ-Antikörper bindet spezifisch an die p19-Proteinuntereinheit von Interleukin 23 (IL-23) und hemmt dessen Wechselwirkung mit dem IL-23-Rezeptor. Die Folge ist, dass die Freisetzung von proinflammatorischen Zytokinen und Chemokinen gehemmt wird. In explorativen Studien an Patienten mit Psoriasis waren entzündliche Infiltrate in läsionalen Gewebebiopsien nach Verabreichung von Tildrakizumab vermindert. Die IL-23p19-Expression in Läsionshautbiopsien hat bis zu zwei Wochen nach Therapie im Vergleich zur Baseline abgenommen. Genexpressionsmuster weisen auf eine Abschwächung der lokalen Entzündungsreaktion hin.

Indikation

Erwachsene Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis, die auf eine vorhergehende konventionelle systemische Therapie und/oder PUVA unzureichend angesprochen haben oder bei denen eine Kontraindikation oder Unverträglichkeit gegenüber solchen Therapien besteht.

Schwangerschaft/Stillzeit

Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der Therapie mit Tildrakizumab und für mindestens 17 Wochen nach Behandlungsende eine zuverlässige Verhütungsmethode anwenden.

Schwangerschaft: Bisher liegen keine oder nur sehr begrenzte Erfahrungen (weniger als 300 Schwangerschaftsausgänge) mit der Anwendung von Tildrakizumab bei Schwangeren vor. Tierexperimentelle Studien ergaben keine Hinweise auf direkte oder indirekte gesundheitsschädliche Wirkungen in Bezug auf eine Reproduktionstoxizität. Aus Vorsichtsgründen soll eine Anwendung von Tildrakizumab während der Schwangerschaft vermieden werden.

Stillzeit: Es ist nicht bekannt, ob Tildrakizumab in die Muttermilch übergeht. Die verfügbaren toxikologischen Daten von Javaneraffen am postnatalen Tag 28 haben vernachlässigbare Tildrakizumabspiegel in der Milch gezeigt. Beim Menschen können in den ersten Tagen nach der Geburt Antikörper über die Milch auf das Neugeborene übertragen werden. Für diesen kurzen Zeitraum kann ein Risiko für das Kind nicht ausgeschlossen werden.

Dosierung und Art der Anwendung

Das Arzneimittel wird subkutan injiziert und hat eine Halbwertszeit von etwa 23 Tagen. Die empfohlene Dosis von Tildrakizumab beträgt 100 mg und wird in den Wochen 0 und 4 sowie danach alle 12 Wochen verabreicht. Bei Patienten mit bestimmten Merkmalen (z. B. hohe Krankheitslast, Körpergewicht ≥ 90 kg) könnten 200 mg eine höhere Wirksamkeit aufweisen.

Bei Patienten, die nach 28 Behandlungswochen kein Ansprechen zeigen, sollte ein Absetzen der Behandlung in Erwägung gezogen werden. Bei einigen Patienten mit nur partiellem Ansprechen zu Beginn kann es im Verlauf bei Fortführung der Behandlung über 28 Wochen hinaus zu Verbesserungen kommen.

Unerwünschte Wirkungen

Zu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören:

  • Infektionen der oberen Atemwege
  • Kopfschmerzen
  • Gastroenteritis, Übelkeit, Durchfall
  • Schmerzen an der Injektionsstelle und Rückenschmerzen
  • Tildrakizumab erhöht das Risiko für Infektionskrankheiten.

Wechselwirkungen

Infektionsrisiko: Tildrakizumab hat das Potenzial zur Erhöhung des Infektionsrisikos. Bei Patienten mit einer chronischen Infektion, einer rezidivierenden Infektion in der Vorgeschichte oder einer kürzlich aufgetretenen schweren Infektion soll Tildrakizumab mit Vorsicht angewendet werden.

CYP450-Enzyme: Es ist nicht zu erwarten, dass Begleitmedikamente die Pharmakokinetik von Tildrakizumab beeinflussen, da dessen Ausscheidung aus dem Körper durch allgemeine Proteinabbauprozesse ohne Beteiligung von Cytochrom-P450-Enzymen (CYP450-Enzymen) stattfindet und es nicht über renale oder hepatische Wege eliminiert wird. Gleichsam wirkt sich Tildrakizumab auch nicht auf die pharmakokinetischen Eigenschaften von Begleitmedikamenten aus, die entweder direkt oder indirekt über CYP450-Enzymen verstoffwechselt werden

Lebendimpfstoffe: Tildrakizumab soll nicht mit Lebendimpfstoffen kombiniert werden.

Kontraindikation

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • klinisch relevante aktive Infektionen, z.B. eine aktive Tuberkulose

Bemerkung: Tildrakizumab darf nicht angewendet werden bei Patienten mit einer aktiven Tuberkulose. Vor der Einleitung einer Behandlung mit Tildrakizumab sind die Patienten bezüglich einer Tuberkulose-Infektion zu beurteilen. Patienten, die Tildrakizumab erhalten, sollten während und nach der Behandlung hinsichtlich möglicher Anzeichen einer aktiven Tuberkulose überwacht werden. Eine antituberkulotische Therapie soll vor der Einleitung einer Behandlung mit Tildrakizumab durchgeführt werden bei Patienten mit einer latenten oder aktiven Tuberkulose in der Anamnese, bei denen ein adäquater Behandlungsverlauf nicht bestätigt werden kann.

Präparate

Tildrakizumab wurde in den USA und in der EU im Jahr 2018 und in der Schweiz im Jahr 2019 als Injektionspräparat zugelassen (Ilumetri®).

Hinweis(e)

Gemäß den gepoolten Phase-IIb- und Phase-III-Analysen bildeten 7,3 % der mit Tildrakizumab behandelten Patienten Antikörper gegen Tildrakizumab. Ein erkennbarer Zusammenhang zwischen der Bildung von Antikörpern gegen Tildrakizumab bezüglich einer Verringerung der Wirksamkeit sowie einem Auftreten von behandlungsbedingten unerwünschten Ereignissen konnte nicht festgestellt werden.

Literatur
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  1. Bangert C et al. (2018) Tildrakizumab for the treatment of psoriasis. Immunotherapy 10:1105-1122.
  2. Bilal J. et al. (2018)  A Systematic Review and Meta-Analysis of the Efficacy and Safety of the Interleukin (IL)-12/23 and IL-17 Inhibitors Ustekinumab, Secukinumab, Ixekizumab, Brodalumab,
  3. Galluzzo M et al. (2017) Tildrakizumab for treating psoriasis. Expert Opin Biol Ther 17: 645-657
  4. Guselkumab, and Tildrakizumab for the Treatment of Moderate to Severe Plaque Psoriasis. J Dermatolog Treat29:569-578 
  5. Papp K. et al. (2015)  Tildrakizumab (MK-3222), an anti-interleukin-23p19 monoclonal antibody, improves psoriasis in a phase IIb randomized placebo-controlled trial. Br J Dermatol 173: 930-939
  6. Sinclair R et al. (2019) Tildrakizumab for the treatment of psoriasis. Expert Rev Clin Immunol 15:5-12.

Verweisende Artikel (2)

Interleukin-23; Monoklonale Antikörper;

Weiterführende Artikel (1)

Interleukin-23;
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