Spesolimab

Zuletzt aktualisiert am: 09.01.2024

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Definition

Spesolimab ist ein humanisierter monoklonaler Immunglobulin-G1 (IgG1) - Antikörper, der spezifisch den Interleukin-36-Rezeptor (IL-36R) hemmt. Durch diese spezifische Blockade moduliert es entzündliche Prozesse und wird zur Behandlung von Schüben bei erwachsenen Patienten mit generalisierter pustulöser Psoriasis eingesetzt. In der zulassungsrelevanten Studie EFFISAYIL® 1 lag für das GPPASI 75-Ansprechen zu Woche 1 ein numerischer Vorteil von Spesolimab vor. Bei der EFFISAYIL® 1- Studie handelte es sich um eine multizentrische, randomisierte, placebokontrollierte, doppelblinde, konfirmatorische Studie, die Spesolimab gegenüber Placebo bei erwachsenen Patientinnen und Patienten mit einem GPP-Schub untersuchte (Evidenzstufe 1b). Für die Subdomäne Pusteln lag zuWoche 1 ein statistisch signifikanter Vorteil von Spesolimab bei einer Reduktion der Pusteln um mindestens 75% vorAnwendung vor.

Pharmakodynamik (Wirkung)

Durch seine Bindung an den IL36R-Rezeptor inhibiert Spesolimab die Aktivierun des Interleukin-36-Rezeptors durch seine natürlichen Liganden, nämlich IL36 alpha, beta und gamma. Dies unterbindet die nachfolgende Signaltransduktion, die sonst proinflammatorische Signalwege aktivieren würde. Das Ergebnis dieser Interaktion ist eine Reduktion der Entzündungsreaktionen, die durch den IL36R-Signalweg vermittelt werden.

Pharmakokinetik

Spesolimab wird intravenös verabreicht. Das typische Verteilungsvolumen im Steady-State beträgt 6,4 l.

Der genaue Stoffwechselweg von Spesolimab ist bisher nicht charakterisiert. Da Spesolimab ein humanisierter monoklonaler IgG1-Antikörper ist, wird erwartet, dass er ähnlich wie endogenes IgG über katabolische Wege in kleine Peptide und Aminosäuren abgebaut wird. Die terminale Halbwertszeit von Spesolimab beträgt 25,5 Tage. Es wurde festgestellt, dass die Clearance von Spesolimab bei einigen Patienten mit ADA-Titerwerten > 4 000 erhöht war.

Anwendungsgebiet/Verwendung

Spesolimab wird zur Behandlung von Schüben bei erwachsenen Patienten mit generalisierter pustulöser Psoriasis (GPP) als Monotherapie eingesetzt.

Schwangerschaft/Stillzeit

Es gibt nur begrenzte Daten zur Anwendung von Spesolimab bei Schwangeren. Nichtklinische Studien haben keine Hinweise auf eine Reproduktionstoxizität gezeigt. Dennoch sollte Spesolimab während der Schwangerschaft nur dann angewendet werden, wenn es klinisch notwendig ist und der potenzielle Nutzen das potenzielle Risiko für den Fötus überwiegt. Es ist bekannt, dass menschliche Immunglobuline die Plazentaschranke überwinden können.

Stillzeit: Es ist nicht sicher bekannt, ob Spesolimab in die Muttermilch übergeht. Es ist jedoch bekannt, dass menschliche Immunglobuline (IgG) in den ersten Tagen nach der Geburt in die Muttermilch ausgeschieden werden können. Daher besteht in dieser kurzen Phase ein potenzielles Risiko für das gestillte Kind.

Dosierung und Art der Anwendung

Spesolimab ist nur zur intravenösen Infusion bestimmt und darf nicht als intravenöse Push- oder Bolusinjektion verabreicht werden. Nach der Verdünnung wird es als kontinuierliche intravenöse Infusion über einen Zeitraum von 90 Minuten verabreicht.

Dosierung und Art der Anwendung

Die empfohlene Dosis beträgt 900 mg als Einmalgabe, verabreicht als intravenöse Infusion. Bei anhaltenden Schubsymptomen kann eine Woche nach der Erstgabe eine weitere Dosis von 900 mg verabreicht werden.

Unerwünschte Wirkungen

Die häufigsten Nebenwirkungen von Spesolimab, die in klinischen Studien berichtet wurden, sind:

  • Infektionen: Diese traten bei 17,1% der mit Spesolimab behandelten Patienten auf. Besonders hervorzuheben ist eine als schwerwiegend gemeldete Harnwegsinfektion bei einem Patienten (2,9%). Die meisten gemeldeten Infektionen waren Infektionen der Harnwege und Infektionen der oberen Atemwege
  • Reaktionen an der Injektionsstelle: Dazu gehören Symptome wie Rötung, Schwellung, Verhärtung, Wärme oder Schmerz an der Injektionsstelle
  • Pruritus (Juckreiz)
  • Ermüdung

Wechselwirkungen

Es wurden keine spezifischen Studien zur Erfassung von Wechselwirkungen mit Spesolimab durchgeführt.

Es wird nicht erwartet, dass Spesolimab zytokinvermittelte CYP-Wechselwirkungen verursacht.

Lebendimpfstoffe sollten nicht gleichzeitig mit Spesolimab verabreicht werden.

Es gibt nur begrenzte Erfahrungen mit der Anwendung von Spesolimab in Kombination mit Immunsuppressiva bei Patienten mit GPP.

Kontraindikation

Spesolimab darf nicht angewendet werden bei:

  • Schwerwiegender oder lebensbedrohender Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • Klinisch bedeutsamer aktiver Infektion (z. B. aktive Tuberkulose)

Präparate

Spevigo ®

Hinweis(e)

Seit 29. August 2023 wurde Spesolimab wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit in Deutschland vom Hersteller vom Markt genommen ( siehe hierzu: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2023/08/31/spevigo-spesolimab-in-deutschland-nicht-mehr-im-handel)

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

  1. Bachelez H et al. (2021) Effisayil 1 Trial Investigators. Trial of Spesolimab for Generalized Pustular Psoriasis. N Engl J Med 385:2431-2440.
  2. Hawkes JE et al. (2023)  The role of the interleukin-36 axis in generalized pustular psoriasis: a review of the mechanism of action of spesolimab. Front Immunol 14:1292941
  3. Morita A et al. (2023) Efficacy and safety of spesolimab in Asian patients with a generalized pustular psoriasis flare: Results from the randomized, double-blind, placebo-controlled Effisayil™ 1 study. J Dermatol 50:183-194.

Verweisende Artikel (1)

Interleukin-36;

Weiterführende Artikel (2)

Cytochrom-P450-Enzyme; Interleukin-36;
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