Psoriasis guttata L40.40

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles, Dr. med. S. Leah Schröder-Bergmann

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Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

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Synonym(e)

eruptiv-exanthematische Psoriasis; eruptiv-exanthematische Psoriasis vulgaris; exanthematische Psoriasis; exanthematische Psoriasis vulgaris; guttate psoriasis; Psoriasis guttata-Typ; Psoriasis vulgaris akut-eruptive Form

Definition

Klinische Bezeichnung für eine eruptiv-exanthematische Psoriasis vulgaris mit kleinherdigen, "tropfenartigen" Läsionen. Die meist infektgetriggerte, exanthematisch auftretende Psoriasis guttata ist die vorwiegend bei Kindern auftretende Erscheinungsform der Psoriasis. Häufig auch als Erstmanifestation. Der Guttata-Typ kann jedoch auch durch Schubaktivität bei der zuvor chronisch stationären Plaquepsoriasis, zusätzlich zu den bestehenden Psoriasisplaques, auftreten. Es handelt sich somit um eine besondere klinische Manifestationsform einer Psoriasis vulgaris.    

Vorkommen/Epidemiologie

Etwa 2% der Psoriasispatienten erkranken an einer Psoriasis guttata.

Ätiopathogenese

Beschrieben ist die Assoziation mit dem high-risk PSORS1-Gen, das auf dem Chromosom 6p21.3 kartiert. 

In der Mehrzahl der Fälle (bei Kindern > 60%) wird die Psoriasis guttata durch eine vorherige Streptokokkeninfektion (meist der oberen Atemwege) ausgelöst (diskutiert werden streptogene Antigene mit Strukturähnlichkeiten zu Keratinozytenproteinen). S. hierzu auch Tonsillektomie und Psoriasis (Psoriasis Übersicht)

Seltener ist eine Auslösung durch einen vorhergegangenen viralen Infekt (z.B. Zoster) oder als Impffolge.

Manifestation

Bei Kindern und Jugendlichen (5-15 Jahre) häufiger als bei jungen Erwachsenen (20.-30. LJ) auftretend. Im Kindesalter häufig als Erstmanifestation der Psoriasis vulgaris. Seltener in späterem Lebensalter.  

Lokalisation

Stamm, streckseitige Extremitäten. Gesicht und Schleimhäute sind frei. Das Kapillitium kann mitbeteiligt sein.

Klinisches Bild

Akutes oder chronisch-rezidivierendes, generalisiertes Exanthem mit 0,1-1,5 cm großen, roten, grau-roten oder grau-weißen Papeln und Plaques.

Im unbehandelten Zustand ist eine kräftige weißliche Schuppung charakteristisch. Diese läßt sich auch bei punktförmigen Frühläsionen leicht auskratzen (das Auspitz-Phänomen ist als wichtige diagnostische klinische Größe bei der Psoriasis guttata stets nachweisbar!).

Im intensiv anbehandelten Zustand fehlt die weißliche Schuppung vollständig. Es finden sich je nach Intensität der Vorbehandlung 0,1-1,5 cm große, rote Flecken, flache Papeln oder Plaques.

Weiterhin zeigt eine Psoriasis guttata in dem eruptiven Stadium häufig ein positives  Köbner-Phänomen, das als lineares Muster auch später noch nachweisbar ist.

Die Psoriasis guttata kann als Erstmanifestation (v.a. bei Kindern) oder im Rahmen einer getriggerten Schubaktivität auch bei bereits vorexistierender Psoriasis vulgaris auftreten.

Klinisch sind Streptokokken-Infekte (Tonsillen) oder andere Akutinfekte (Harnwegsinfekte) als Triggerfaktoren auszuschließen (ASL-Titer).

Labor

ASL häufig erhöht, weiterhin BSG und CRP erhöht. Evtl. neutrophile Leukozytose. 

Histologie

Superfizielle interstitielle gemischtzellige Dermatitis mit geringer Akanthose, Exozytose, Spongiose, fokaler Parakeratose und je nach Akuitätsgrad auch Neutrophilen-Abszesse in den obersten Epithellagen (Munro-Mikroabszess)  

Therapie allgemein

S.u. Psoriasis vulgaris. Wichtig ist die Suche und Sanierung eines evtl. Fokalgeschehens.

Die Frage nach einer Tonsillektomie ist nicht eindeutig zu beantworten. In einer größeren Studie an 545 Pat. war die Evidenz für den Nutzen einer Tonsillektomie vorhanden, aber gering. Es wird empfohlen, dies im Einzelfall zu entscheiden. Eine Tonsillektomie wird dann empfohlen, wenn ein eindeutiger Zusammenhang zwischen Schubaktivität der Psoriasis und der Aktivität einer chronischen Tonsillitis besteht.   

Externe Therapie

Die Guttata-Psoriasis zeigt ein gutes Ansprechen auf die Dithranol-Lokaltherapie, die als Therapie der ersten Wahl anzusehen ist (s. Dithranol-Schema, s.u. Psoriasis vulgaris). 

Bestrahlungstherapie

Phototherapie mit UV-Strahlen, insbes. UVB Schmalband (z.B. 311 nm) über 2-3 Monate mit 3-5 Behandlungen/Woche. Alternativ: PUVA-Therapie über 2-3 Monate mit 3-4 Behandlungen/Woche.

Verlauf/Prognose

Im Falle der Erstmanifestation bei Kindern ist die Prognose günstig mit Spontanheilung oder Heilung unter suffizienter Lokaltherapie innerhalb weniger Wochen. Bei 30-70% der Fälle kommt es zu einem chronischen Verlauf.       

Literatur
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  9. Shin MS et al. (2013) New Onset Guttate Psoriasis Following Pandemic H1N1 Influenza Vaccination. Ann Dermatol 25:489-492

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