Lichen ruber vulvae L43.9

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 21.08.2024

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Synonym(e)

Genitaler Lichen ruber; LIchen planus vulvae; Vulvärer Lichen planus; Vulvärer Lichen ruber

Definition

Nicht kontagiöse, subakut bis chronisch verlaufende, juckende inflammatorische Erkrankung der weiblichen Genitalschleimhäute ungeklärter Ätiologie.

Ätiopathogenese

Unbekannt, s.u. Lichen planus.

Manifestation

Zumeist ab dem 40. Lebensjahr auftretend.

Lokalisation

Die gesamte vaginale Schleimhaut kann betroffen sein.

Klinisches Bild

An den Innenseiten der Labia minora zeigen sich chronisch stationäre, glänzende Erytheme. Erhöhte Blutungsgefahr auch bei leichten Berührungen. Häufig zeigen sich sekundäre, mechanisch induzierte Erosionen und weißliche Netzzeichnung auf den Primäreffloreszenzen ( Wickhamsche Zeichnung). Auftreten von Dyspareunie, Juckreiz und lokales Wundgefühl.

Histologie

Die histologischen Veränderungen sind denen des Lichen planus der Haut weitgehend identisch. Auch hier Ausbildung einer kompakten Orthohyperkeratose, fokal aber auch Orthoparahyperkeratose. Dem Entzündungsinfiltrat können "ortstypische" Plasmazellen beigemengt sein.

Therapie

Die Therapie der Erkrankung ist langwierig und schwierig.
  • Kleinere, nicht erosive, klinisch wenig belästigende Herde sollten lediglich lokal mit milden, adstringierenden Therapeutika (z.B. Tannosynt) behandelt werden. Unterstützend kann die Applikation von Dexpanthenol-Lösung (z.B. Bepanthen Lsg.) oder Dexpanthenol-Creme (Bepanthen Creme) wirken.
  • In vielen Fällen wird die topische Behandlung mit stark potenten Glukortikoiden notwendig sein. Hier haben sich Lokaltherapien mit 1-2mal/Tag 0,05% Clobetasol (z.B. Dermoxin Salbe; Karison-Lösung) als effizient erwiesen. Bei starken Erosionen wurde die topische Kombination von Steroiden, Tetracyclinen (z.B. Achromycin Salbe) und Nystatin Salben (100.000 IE/g, z.B. Nystatin Holsten Salbe) mit befriedigenden Ergebnissen eingesetzt. Bei weniger akuten Beschwerden sind topische Glukokortikoide wie Prednicarbat (Dermatop Fettsalbe) oder Methylprednisolonaceponat (Advantan Fettsalbe) indiziert, bis die akuten Beschwerden abgeklungen sind. Anschließend blande Pflege mit Dexpanthenol-Creme.
  • Alternativ 0,1% Tacrolimus (Protopic) ( OFF-LABEL-USE): 2mal/Tag in der 1. Woche und anschließend 1mal/Tag ab der 2. Woche, ggf. alternierend mit topischen Glukokortikoiden.
  • Alternativ Pimecrolimus (Elidel) ( OFF-LABEL-USE): 2mal/Tag in der 1. Woche und anschließend 1mal/Tag ab der 2. Woche, ggf. alternierend mit topischen Glukokortikoiden.
  • Alternativ Östrogen-Salben (z.B. Estriol Salbe) ( OFF-LABEL-USE): Östrogen-Salben (z.B. Estriol Salbe).

Interne Therapie

Eine systemische Gabe von Prednisolon (z.B. Decortin H) initial 1,0-1,5 mg/kg KG/Tag kann den klinischen Verlauf günstig beeinflussen.

Verlauf/Prognose

Die Inzidenz von Neoplasien, insbesondere von Plattenepithelkarzinomen, ist bis jetzt nicht bekannt. Es empfehlen sich engmaschige Kontrollen bei Patientinnen mit Ulzerationen.

Literatur
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  • Cooper SM et al. (2006) Influence of treatment of erosive lichen planus of the vulva on its prognosis. Arch Dermatol 142: 289-94
  • Cooper SM et al. (2004) No association between hepatitis B or C viruses and vulval lichen planus in a UK population. BJOG 111: 271-273
  • G Kirtschig et al. (2005) Mucosal vulval lichen planus: outcome, clinical and laboratory features. J Eur Acad Dermatol Venereol 19: 301-307
  • Lotery HE et al. (2003) Erosive lichen planus of the vulva and vagina. Obstetrics & Gynecology 101: 1121-1125

Verweisende Artikel (2)

Dyspareunie; Lichen planus exanthematicus;

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