Immunglobulin G4

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 02.06.2025

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Synonym(e)

IgG4

Definition

IgG4 -Immunglobuline stellen ein Subklasse der  Immunglobuline G dar. 

Das Immunglobulin G (IgG) läßt sich in 4 Subklassen einteilen:

  • IgG1, die größte IgG-Subklasse vermittelt wie IgG3 die Immunantwort auf Protein- und Polypeptidantigene
  • IgG2 vermittelt die Immunantwort auf Polysaccharidantigene
  • IgG4 kann eine IgE-Antwort blockieren, findet sich bei versch. allergischen und Infekt-induzierten Immunantworten erhöht. Allerdings ist die Rolle von allergenspezifischem IgG/IgG4 in der Pathogenese allergischer soforttyp-Reaktionen unbekannt.
  • Hingegen spielt IgG4 eine wesentliche Rolle bei den IgG4-assoziierten Autoimmunerkrankungen.

 

Allgemeine Information

Die IgG4-Antikörper der Klasse G stellen den geringsten Anteil der IgG-Subklassen im Blut von gesunden Menschen dar. IgG4-Antikörper werden v.a. bei allergischen Reaktionen, v.a. auch bei Nahrungsmittelallergie gebildet. IgG4 kann eine IgE-Antwort blockieren und findet sich bei versch. allergischen Erkrankungen erhöht. Es steigt  in unterschiedlichem  Ausmaß bei  versch. Immuntherapien (Hyposensibilisierungen)  an und ermöglicht Aussagen über die biologische Wertigkeit der durchgeführten Maßnahme.

IgG4 und COVID-19: Kürzlich wurde gezeigt, dass Spike-Antigene über seinen Lektin- und alternativen Weg direkt das Komplementsystem aktivieren kann. Das Spike-Antigen das mit Komplementabbauprodukten wie C3b, iC3b, C3dg und C3d besetzt ist, kann B-Zellen (die Komplementrezeptoren wie CD21 exprimieren) stärker binden. Das fehlende Glied zur IgG4-CSR (Class switch reaction) wurde möglicherweise gefunden, als nachgewiesen wurde, dass FDCs (Follikuläre dendritische Zellen) in Keimzentren lokales Interleukin-7 produzieren, was dazu führt, dass T-Zellen eine Class switch reaction  gegenüber IgG4 bevorzugen (Jeannin P et al. 1998).

Die IgG4-Produktion findet typischerweise bei langfristiger Antigen-Exposition statt, wie beispielsweise bei chronischen parasitären Infektionen oder Allergen-Immuntherapie (Aalberse RC et al. 2009).

Offenbar führt bei „gesättigtem“ Reservoir an FDC-Zellen (Follikuläre dendritische Zellen) die Einführung weiterer Antigene zu einer CSR (Class switch reaction) und zu IgG4. Damit soll die Bildung übermäßig vieler entzündlicher Antikörper wie IgG1 und IgG3 verhindert werden. Das Vorhandensein oder Fehlen von IgG4 bedeutet nicht zwangsläufig einen Schutz vor einer Infektion oder eine übermäßige Immunantwort (dies ist aus chronischen parasitären Infektionen und IgG4-assoziierten Erkrankungen bekannt/Kadkhoda K 2023)

Bei den sog. IgG4-assoziierte Erkrankungen handelt es sich um  seltene, autoimmunologische (allergische?) Multiorganerkrankungen die Pankreas, Niere, Lunge, Lymphknoten, Schilddrüse, Leber, Augen, Naso-Pharynx und Haut betreffen. Klinisch können pseudotumoröse Schwellungszustände  imponieren.  

Manifestation

IgG4 erhöht:

  • Infektionen, multiples Myelom, Lymphome, Malignome, Autoimmunerkrankungen (s.a. Immunglobuline).  Hohe IgG4 Konzentration ist bei entsprechender Klinik ein Hinweis auf eine IgG4-assoziierte  Autoimmun-Erkrankung (z.B. IgG4-assoziierte Pankreatitis).

IgG4 erniedrigt:

  • Primäre Immundefekte;  Assoziation mit: atopischen Erkrankungen,  Autoimmunerkrankungen (SLE, Sjögren-Syndrom, Vaskulitiden), chronisch-aktive Hepatitis, Diabetes mellitus, nephrotisches Syndrom

Hinweis(e)

Teuer und nutzlos ist die Bestimmung von IgG4 bei Nahrungsmittelallergien. Derartige "Screening-Tests" werden von versch. Institutionen angeboten. Die anfallenden hohen Kosten werden berechtigterweise von den deutschen Krankenkassen nicht erstattet (s. hierzu die entspr. Positionspapiere der Fachgesellschaften).  

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

  1. Aalberse RC et al. (2009) Immunoglobulin G4: an odd antibody. Clin Exp Allergy 39:469–477
  2. Bookhout CE et al. (2016) Immunoglobulin G4-Related Lymphadenopathy. Surg Pathol Clin 9:117-129.
  3. Freiberger SN et al. (2016) IgG4 but no IgG1 antibody production after intralymphatic immunotherapy with recombinant MAT-Feld1 in human. Allergy doi: 10.1111/all.12946.
  4. Jeannin P et al. (1998) Interleukin-7 (IL-7) enhances class switching to IgE and IgG4 in the presence of T cells via IL-9 and SCD23. Blood 91:1355–1361).

  5. Kadkhoda K (2023) Post-COVID mRNA-vaccine IgG4 shift: worrisome? mSphere 8:e0008523.)

  6. Kollmann D et al. (2016) The quantity and quality of α-gal-specific antibodies differ in individuals with  and without delayed red meat allergy. Allergy doi: 10.1111/all.12948.
  7. Renz H et al. (2002) In-vitro-Allergiediagnostik. Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI). Arbeitsgruppe "In-vitro-Allergiediagnostik" der Sektion Immunologie. Allergo J  11: 492-506
  8.  Stapel SO et al. (2008) EAACI Task Force. Testing for IgG4 against foods is not recommended as a diagnostic tool: EAACI Task Force Report.  Allergy  63: 793-796
  9. Zeng G et al. (2016) Longitudinal profiles of serum specific IgE and IgG4 to Dermatophagoides pteronyssinus allergen and its major components during allergen immunotherapy in  a cohort of southern Chinese children. Mol Immunol 74:1-9.

 

Tabellen

Altersadaptierte Normwerte für IGG4:

      Altersgruppe (Jahre)        Wert (mg/dl)

  • 0 - 1                               < 0,8 mg/dl
  • 1 - 2                                < 40,8 mg/dl
  • 2 - 3                                0,6 - 68,9 mg/dl
  • 3 - 4                               1,2 - 93,8 mg/dl
  • 4 - 6                                1,7 - 115,7 mg/dl
  • 6 - 9                                3,0 - 157,7 mg/dl
  • 9 - 12                              4,3 - 190,0 mg/dl
  • 12 - 18                            5,2 - 196,1 mg/dl
  • 18 - 120                          5,2 - 125,0 mg/dl
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