Synonym(e)
Definition
Häufigste klinische Manifestation einer Herpes-simplex-Virus-Infektion (die Erstinfektionen verlaufen häufig klinisch inapparent. Dies betrifft v.a. die HSV-2-Erstinfektion im Genitalbereich) an Haut oder Schleimhaut in Form von meist chronisch-rezidivierenden Eruptionen gruppiert stehender, stecknadelkopfgroßer Bläschen.
Erreger
Herpes-simplex-Virus. HSV-1; HSV-2; der Anteil an HSV-2-positiver Virusträger hat in letzten Jahren deutlich zugenommen. Er beträgt in Westeuropa etwa 20%.
Auch interessant
Ätiopathogenese
Provozierende Faktoren der Rezidive von Herpes simplex-Infektionen sind fieberhafte Infekte, UV-Exposition, psychische und physische Stresssituationen, lokale Traumen, Menstruation.
Lokalisation
- Lokalisiert:
- Lippe (häufigste Lokalisation): Herpes labialis
- Gesicht:Herpes facialis
- Auge: Keratokonjunktivitis herpetica
- Genitalbereich: Herpes simplex genitalis (Herpes simplex progenitalis)
- Andere Lokalisationen: Wange, Gesäß; Perianalbereich; Finger. In seltenen Fällen v.a. bei Immunsupprimierten viszerale Organe (Ösophagus, Lunge, Leber, ZNS).
- Generalisierter Hautbefall:
Klinisches Bild
- Prodromi in Form von Juckreiz, Spannungsgefühl, evtl. Schmerzen und unterschiedlich stark ausgeprägter, lokaler Schwellung, z.B. Lippenschwellung bei Herpes labialis.
- Aufschießen gruppiert stehender, teilweise konfluierender, praller, stecknadelkopfgroßer Bläschen auf gerötetem Grund.
- Die Größe der gesamten Hautveränderung beträgt meist 0,5-2,0 cm, die Begrenzung ist polyzyklisch.
- Eitrige Eintrübung der Bläschen innerhalb von 2-4 Tagen, nach Platzen bleiben honiggelbe Krusten zurück. Abheilung nach ca. 1 Woche, meist narbenlos.
- Nach schweren Infektionen bleiben evtl. kleine, eingezogene Narben.
- Nicht selten begleitende, schmerzhafte regionale Lymphadenopathie.
- Rezidive treten in individuellen, sehr unterschiedlichen Perioden häufig an der selben oder einer benachbarten Stelle der selben Region auf (Herpes recidivans in loco).
- In seltenen Fällen (beschrieben bei Immunsupprimierten) kann eine Herpes simplex Infektion der Haut auch als klinisch uncharakteristische follikuläre Entzündung "Herpesfollikulitis" auftreten.
- Immunsuppression: eine HSV-Reaktivierung kann in dieser Konstellation zu ausgedehnten, schlecht heilenden Haut - und Schleimhautinfektionen führen, möglicher extrakutaner Organbefall (viszerale Herpes-Infektionen: Leber, Ösophagus, Lunge, Gehirn)
Histologie
Differentialdiagnose
Komplikation(en)
- aufgepfropfte Pyodermie in loco.
- Ausbildung von schlecht heilenden Ulzera oder Hämorrhagien bei zugrunde liegendem Immundefekt.
- bei schwerer Immundefizienz extrakutaner Organbefall möglich. Selten ist die potenziell letal verlaufende Herpes-Enzephalitis.
- Nach häufigen jahrelangen Rezidiven ist die Ausbildung eines sekundären Lymphödems möglich ( Elephantiasis nostras).
Therapie
Interne Therapie
- Bei ausgedehntem kompliziertem Herpes simplex empfiehlt sich eine interne Behandlung mit Aciclovir i.v. (5 mg/kg KG/Tag) bis zur Abheilung der Bläschen (ca. 5 Tage).
- Bei HIV-Infizierten Aciclovir-Dosierung erhöhen (10 (max. 20) mg/kg KG/Tag).
- Alternativ Famciclovir p.o. (z.B. Famvir Filmtbl.) 3mal/Tag 250 mg oder Valaciclovir (Valtrex Filmtbl.) 3mal/Tag 1000 mg p.o.
- Bei Therapieversagen Foscarnet (Foscavir Astra) 3mal/Tag 40-60 mg/kg KG/Tag i.v. in 500 NaCl über 2 Std.
Verlauf/Prognose
Im Gegensatz zu der häufig unbemerkt verlaufenden Primärinfektion ist die rezidivierende HSV-Infektion ein häufiges, meist wenig spektakuläres klinisches Ereignis (Hinweis: die Erstinfektion kann auch, meist im Kindesalter als klinisch schwer verlaufende Gingivostomatitis herpetica in Erscheinung treten!). Die Zahl der Rezidive schwankt intraindividuell erheblich, von wenigen Infektionsperioden im Leben, 3-4 im Jahr (dies ist die am häufigsten vorkommende Periodik), bis zu monatlichen oder halbmonatlichen Episoden.
Prophylaxe
- Vermeidung der bekannten Triggerfaktoren (z.B. übermäßige UV-Exposition; beim Skifahren im Hochgebirge empfiehlt sich die Anwendung eines physikalischen Lichtschutzes mit höchstem Lichtschutzfaktor)
- Bei Auftreten eines Rezidivs sind die allg. Hygienmaßnahmen (Händedesinfektion) zu beachten
- Direkter Hautkontakt mit einer Herpesläsion sollte vermieden werden
- Bei den ersten Zeichen eines Rezidivs konsequente "antiherpetische" Lokatherapie
- Allg. gebräuchliche Verfahren wie Zahnpasta, Alkohol oder Essig sind wenig hilfreich.
- Bei engmaschiger Rezidivhäufung ist an eine systemische Dauertherpaie zu denken.
- Zur Prophylaxe eines rezidivierenden Herpes simplex eignet sich Lysin in niedrigerer Dosierung. Erhältlich als Lysin-Kapseln (500 mg) oder aber Lyranda® als Fertigpräparat.
Naturheilkunde
Lokaltherapie: Gute Erfolge wurden in einer randomisierten, doppelblinden, plazebokontrollierten klinischen Studie an 66 Patienten mit einer Melissencreme (4mal/Tag über 5 Tage) beschrieben (s.u. Phytotherapie, s.u. Zitronenmelisse).
Phytotherapie extern
Gute Erfolge wurden in einer randomisierten, doppelblinden, plazebokontrollierten klinischen Studie an 66 Patienten mit einer Melissencreme (4mal/Tag über 5 Tage) beschrieben (s.u. Phytotherapie, s.u. Zitronenmelisse).
Phytotherapie intern
Phytotherapeutisch kann bei rezidivierendem Herpes simplex eine fixe Kombination aus Färberhülsenwurzel, Lebensbaumspitzen, Sonnenhutwurzeln wie sie in Esberitox N (Dosierung: 3-3-3Tbl/Tag) vorliegt eingesetzt werden.
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir
Kopernio

-
Griffith RS et al. (1987) Success of L-lysine therapy in frequently recurrent herpes simplex infection. Treatment and prophylaxis. Dermatologica 175: 183-190.
-
Kimmig W (1989) Herpes-simplex-Infektionen. Z Hautkr 64: 266-271
- Klammer M et al. (2003) Acyclovir-resistant herpes exulcerans et persistens. Type II. Hautarzt 54: 362-364
- Koytchev R et al. (1999) Balm mint extract (Lo-701) for topical treatment of recurring herpes labialis. Phytomedicine 6: 225-230
- Lautenschläger S (2018) Humane Herpesviren. In: G.Plewig et al. (Hrsg.) Braun-Falco`s Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Springer Reference Medizin S.103
-
Long D et al. (2014) Identification of novel virus-specific antigens by CD4⁺ and CD8⁺ T cells from asymptomatic HSV-2 seropositive and seronegative donors. Virology 464-465:296-311
-
McCarthy KJ et al. (2019) Hormonal Contraceptives and the Acquisition of Sexually Transmitted Infections: An Updated Systematic Review. Sex Transm Dis 46:290-296
- Simmons A (2002) Clinical manifestations and treatment considerations of herpes simplex virus infection. J Infect Dis 186: S71-77
Verweisende Artikel (21)
Aciclovir; Analfissur; Cheilitis granulomatosa; Cold sore; Ekelbläschen; Elephantiasis nostras; Elephantiasis nostras; Gesichtsschwellung; Herpesfollikulitis; Herpes simplex labialis; ... Alle anzeigenWeiterführende Artikel (17)
Aciclovir; Eczema herpeticum; Elephantiasis nostras; Famciclovir; Foscarnet; Gingivostomatitis herpetica; Herpes-simplex-Virus; Herpes-simplex-Virus-Infektionen; Impetigo contagiosa; Panaritium; ... Alle anzeigenDisclaimer
Bitte fragen Sie Ihren betreuenden Arzt, um eine endgültige und belastbare Diagnose zu erhalten. Diese Webseite kann Ihnen nur einen Anhaltspunkt liefern.