Arzneimittelbedingte Nagelveränderungen

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 21.01.2020

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Synonym(e)

Medikamentös ausgelöste Nagelveränderungen; Nagelveränderungen durch Medikamente; Unguale Arzneimittelreaktionen

Definition

Nagelerkrankungen werden grundsätzlich nach ihrem Aussehen und dem betroffenen Teil des Nagels definiert: der Nagelplatte, den Geweben, die die Nagelplatte stützen oder an Ort und Stelle halten, oder der Lunula. Arzneimittel lösen durch eine Vielzahl von Mechanismen Nagelerkrankungen aus. Einige Medikamente beeinflussen das Nagelmatrixepithel, das Nagelbett oder das Paronychium. Andere führen zu Veränderungen der Nagelfarbe. Andere Medikamente induzieren Lichtempfindlichkeit der Nagelmatrix. Wieder andere beeinflussen die Blutversorgung der Nageleinheit. Die meisten arzneimittelinduzierten Nagelerkrankungen klingen nach Absetzen des Arzneimittels ab, obwohl eine vollständige Normalisierung Monate oder Jahre dauert.

Häufig treten Nagelveränderungen nach und während der Behandlung mit versch. Zytostatika auf. In einer größeren Studie waren bei 71.3% der zytostatisch behandelten Patienten Nagelveränderungen nachweisbar (Zawar V et al. 2019). So waren Taxane, Anthrazykline, Fluorouracil, EGFR, Tyrosinkinaseinhibitoren die häufigsten Auslöser von Arzneimittel-induzierten Nageldystrophien.

Einteilung

/de/dermatologie/nageldyschromien-2676" title="NageldyschromienArzneimittelinduzierte Nagelveränderungen:

  • Photoonycholyse: Mercaptopurin
  • Onychomadese: Chemotherapeutika z.B. Docetaxel, Antiepileptika, Antibiotika, Lithium, Goldpräparate
  • Brüchige Nägel: Zytostatika, Retinoide
  • Paronychien: Retinoide, EGF-RezeptorAntagonisten
  • Unguis incarnatus: lokale mechanische Irritation durch enges Schuhwerk und inadäquates Kurzschneiden der Nagelplatte sind entscheidende Provokationsfaktoren. Medikamente wie Retinoide (z.b. Acitretin) und antiretrovirale Präparate mit retinoidartigen Nebenwirkungen (Indinavir, Lamivudin) können einen Unguius incarnatus auslösen. Solche Veränderungen sind nach Absetzen der Präparate reversibel.
  • Splitter (Splinter)-Hämorrhagien: Imatinib, Doxycyclin, Pacliataxel, Doxetaxel beobachtet.
  • Streifige Melanonychie: Bleomycin, Busulfan, Cyclophosphamid, Dacarbazin, Docetaxel, Fluorouracil, Methotrexat; Zidovudin
  • Weitere Nageldyschromien: Tetrazykline und Antimalariamittel (in der Regel werden mehrere oder alle Nägel betroffen). Exogene Dyschromasien können z.B. durch Applikation von Silbernitrat oder Kaliumpermanganat-Bäder ausgelöst werden.
  • Leukonychie: Cisplatin, Cytarabin, Vincristin
  • Beau-Reil-Querfurchen: durch Zyklus-abhängige Schädigung treten repetitive Beau-Reil-Querfurchen auf.
  • Mees-Querstreifen: wurden ursprünglich bei Schwermetallvergiftung (Arsen, Thallium) beschrieben. Sie sind Ausdruck einer Schädigung der Nagelmatrix und kommen u.a. auch durch medikamentöse Einflüsse (Zytostatika) vor.
     

Literatur
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  1. Onder M et al.(2001) Isotretinoin-induced nail fragility and onycholysis. J Dermatolog Treat12:115-116. Piraccini BM et  al. (1999) Drug-induced nail disorders: incidence, management and prognosis. Drug Saf 21:187-201. 
  2. Piraccini BM et al. (2007) Drug reactions affecting the nail unit: diagnosis and management. Dermatol Clin 25:215-221.
  3. Zawar V et al. (2019) Nail changes due to chemotherapy: a prospective observational study of 129 patients. J Eur Acad Dermatol Venereol 33:1398-1404.

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