Synonym(e)
Definition
Einteilung
Auch interessant
Vorkommen/Epidemiologie
Analekzeme gelten als die häufigsten proktologischen Erkrankungen. Daten zur Prävalenz sind vage. Eine spezifische Kodierung im Rahmen des ICDs fehlt.
Ätiopathogenese
Das wesentliche pathophysiologische Korrelat des Analekzems ist eine dysfunktionale epidermale Barriere. Die gestörte Barrierefunktion kann konstitutiv bedingt sein oder durch exogene Faktoren verursacht werden. Die geschädigte epidermale Barriere selbst disponiert wiederum für eine gesteigerte Empfindlichkeit gegenüber Irritanzien, Allergien und infektiösen Pathogenen.
Die anatomische Besonderheit der Analregion begünstigen die Entstehung eines Ekzem (Sekretion der ekkrinen bzw. der apokrinen Schweißdrüsen - Indktion eines feuchtes Mikroklima/feuchte Kammer), wobei die Behaarung eine zusätzliche Feuchtigkeitsretention bewirken kann. Diese Situation wird verstärkt bei vermehrter transanaler oder perianaler Sekretion im Rahmen verschiedenste proktologischer Erkrankungen.
Die Folge: Verhaltensänderungen (intensivierte Analhygiene, Kratzeffekte).
Diagnose
Bei der ursächlichen Abklärung des allergischen Kontaktekzems muss nach in Frage kommenden Allergenen in Grundlagen, Konservierungszusätzen oder Wirkstoffen in Externa (Salben, Suppositorien) gefahndet werden.
Auch Intimsprays, Puder, Kondome, gefärbtes Toilettenpapier, Waschmittel, Desinfizienzien können Ursache einer Kontaktsensibilisierung sein (s.u. Analekzem kontakallergisches) . Wichtig ist der Ausschluss eines Hämorrhoidalleidens, einer inversen Psoriasis und einer atopischen Diathese (s.u. Differenzialdiagnose).
Differentialdiagnose
- Häufig:
- Psoriasis inversa oder Psoriasis intertriginosa (scharf begrenzte, gehäuft juckende, meist mazerierte, rote, vollausgefüllte 5,0 - 10,0 cm große oder größere, Flecken oder sehr flache manchmal nässende Plaques; keine prominenten Randbetonung (DD Tinea intertriginosa); keine Satelittenherde (wie bei einer intertriginösen Candidose), keine zentrale Abheilungsmuster.
- Die typische psoriatische Schuppung fehlt stets.
- Streptokokkendermatitis, perianale (Fieber möglich, meist nicht oder gering infiltrierte, gut abgrenzbare, perianale Erytheme von 0.5-3,0 cm Ø oder rote, nässende Papeln, die gelegentlich eitrig sezernieren. Starker, persistierender Juckreiz sowie Defäkationsschmerz. Bei 30-40% der Fälle blutige Stuhlauflagerungen; Abstrich).
- Perianale Candidose (erosiv nässend, weißliche Randbeläge, Satellitenherde, Mikroskopie und Kultur)
- Tinea perianalis (Selten nur auf die Perianalregion begrenzt, randliche Betonung, zentrale Abheilungstendenzen, Mikroksopie, Kultur)
- Erythrasma (Wood-Licht, rote Fluoreszenz)
- Lichen sclerosus et atrophicus (verhärtete wulstige weißliche Analfalten, Erosionen, Histologie ist diagnostisch)
- Lichen planus (selten isoliert in der Perianalregion; Blick auf typisches Verteilungsmuster)
- Lichen simplex chronicus (selten, infiltrierte, agrenzbare Plaques)
- Oxyuriasis (Oxyuren häufig sichtbar, Kratzeffekte, Juckreiz v.a. nachts, mikroskopischer Nachweis von Wurmeiern)
- Selten:
- Pemphigus chronicus benignus familiaris (Klinik und Histologie)
- Pemphigus vegetans (Klinik und Histologie)
- Acrodermatitis enteropathica (selten, Bild des irritativen nässenden Analekzems durch rezidivierende Diarrhoen, reduzierter Allgemeinzustand mit Wachstumsstörungen, rezidivierende Superinfektionen/Candida albicans)
- Dyskeratosis follicularis (M. Darier)
- Condylomata acuminata (Klinik)
- Perianale Syphilis (Condylomata lata, süßlicher Geruch, nässend, Serologie)
- Neoplasien
- Bowen, M. (Klinik und Histologie)
- Paget, M., extramammärer (Klinik und Histologie)
- Perianales Plattenepithelkarzinom, Analrand- und Analkanalkarzinom (Klinik, derbe Plaques oder Knoten, Histologie)
Therapie allgemein
Optimierte Analhygiene: Sanierung der proktologischen Grund- bzw. Begleiterkrankung. Meidung von Irritanzien und potentiellen Allergenen. Seifenfreie Reinigung des Afters mit klarem Wasser. Anwendung von lokalen Antiphlogistika auf der Basis von zinkhaltigen Lotionen und Pasten.
Bei nässendem Analekzem kurzfristige Verwendung Hydrocortison-haltiger Salben (empfehlenswert sind niedrig-mittelpotente topische Kortikosteroide) bewährt hat sich Vaseline als Grundlage, da nur geringes irritatives Potential). Eine steroidfreie Alternative wäre Lotio alba.
Calcineurininhibitoren: Nach einer Induktionstherapie mit topischen Kortikosteroiden kann eine Erhaltungstherapie mit topischen Calcineurininhibitoren (Pimecrolimus, Tacrolimus) als proaktive intermittierende Erhaltungstherapie fortgesetzt erden.
Antimykotika, Antibiotika und Antiseptika:
- Topische Antimykotika in geeigneten Grundlagen können bei V.a. mykotische Überlagerung, je nach Erregerspektrum großzügig eingesetzt werden. Kurzfristig können befundadaptiert Kombinationen (Antimykotika+Kortikosteroide) zur Anwendung kommen!
- Der Einsatz topischer Antibiotika (Neomycin, Mucipirocin, Bacitracin, Erythromycin) sollte auf Grund des allg. Sensibilisierungspotenzial nur bedingt erfolgen.
- Ggf. Sitzbäder mit synthetischen Gerbstoffen (z.B. Tannosynt und Tannolact) oder auch mit Desinfizienzien (z.B. Kaliumpermanganat: wenige Kristalle in lauwarmem Wasser auflösen sodass eine kräftig rosafarbene Lösung entsteht).
Diät/Lebensgewohnheiten
Diätetisch empfiehlt sich auf Alkoholgenuß und auf den Genuß von scharf gewürzten Speisen zu verzichten.
Auf Seifenwaschungen sollte verzichtet werden.
Die Reinigung des perianalen Bereiches kann mit klarem Wasser (am besten Bidet-Nutzung-Falls Bidet nicht vorhanden, wäre eine gute Möglichkeit das HappyPo Easy-Bidet (mobile Hand-Po-Dusche) oder mit pflanzlichen Ölen (z.B. Olivenöl) erfolgen, das mit weichen Papiertüchern aufgetragen wird.
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir
Kopernio

- Proske S et al. (2004) Das Analekzem und seine benignen Simulatoren. Hautarzt 55: 259-264
- Rajalakshmi R et al. (2011) Lichen simplex chronicus of anogenital region: a clinico-etiological study. Indian J Dermatol Venereol Leprol 77:28-36
- Weyandt G et al. (2020) German S1 guidelines for the diagnosis and treatment of perianal dermatitis (anal eczema). J Dtsch Dermatol Ges 18: 648-657.
- Weisshaar E (2015) Genitoanal pruritus. Hautarzt 66:53-59
Verweisende Artikel (11)
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