Knoblauchallergie

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 07.12.2020

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Synonym(e)

Allergie gegen Knoblauch; Knoblauch-Allergie

Definition

Die Knoblauchzwiebel ist eine Gewürz- und Heilpflanze aus der Familie der Lauchgewächse (Alliaceae). Die Knoblauchzwiebel ist eine rundliche bis eiförmige weiße Zwiebel mit einem Durchmesser von etwa 3,0cm und einem scharf-stechenden Geruch. Inhaltsstoffe sind Schwefelhaltige gamma-Glutamylpeptide, geruchsloses, wasserlösliches Alliin (S-Allylcysteinsulfoxid). Weiterhin mehrere Enzyme wie: Oxidasen, Katalasen, Dehydrogenasen, Lyasen sowie versch. Vitamine. Nach der Zerkleinerung der Knoblauchzwiebel und Zerstörung des Gewebes entstehen aus dem geruchlosen Alliin durch enzymatische Spaltung (mit Hilfe der Alliinase) die Abbauprodukte Allicin (instabil) und Ajoen. Diese Abbauprodukte ergeben den typischen Knoblauchgeruch. Zur Geruchbeseitigung dienen Tierkohle, Trockenmilch oder einige Tropfen Angelikaöl. Der unangenehme Geruch der Ausatemluft wird dadurch aber nicht beseitigt (Ammon H et al 2014).

Ätiopathogenese

Typ I-Reaktionen: Nahrungsmittelallergien auf Knoblauchzwiebeln sind selten. Beschrieben sind Sofortrektionen wie generalisierte Urtikaria, photoallergische Urtikaria, Angiödeme, Asthma bronchiale und/oder anaphylaktischen Reaktionen (Borrelli F et al. 2007; Almogren A et al. 2013). Vargo RJ et al. beschrieben Brennen der Mundschleimhaut nach Knoblauchgenuss. Es gibt Hinweise auf eine Thermolabilität des Allergens.

Weitere klinische Fälle: Beruflich induzierte Allergien: bei beruflichen exponierten Köchen und Gemüsehändlern können eine allergische Rhinitis und ein allergisches Asthma bronchiale (Añibarro B et al. 1997) auftreten.

Typ IV-Reaktionen: Kontaktallergische Reaktionen v.a. auch bei beruflicher Exposition (Köche) sind beschrieben. Als Allergene treten bie Knoblauch wie bei der Küchenzwiebel niedermolekolare organische Schwefelverbindungen (Diallyldisulfid). Risikogruppen für Kontaktallergien sind Köche, Hausfrauen und Gemüsehändler (Moyle M et al. 2004).

Wechselwirkungen: Interaktionen mit Proteasehemmer (Saquinavir) sind beschrieben. Weiterhin wurden über Interaktionen (Hemmung der Funktion) mit Antikoagulanzien (Warfarin, Fluindione).

(Nicht-allergische) Unverträglichkeitsreaktionen durch Knoblauchprodukte: Unverträglichkeitsreaktionen treten mit starken Blähungen oder auch Bauchkrämpfen auf. Verantwortlich dafür sind die in der Zwiebel enthaltenen Fructane. Zwiebeln enthalten keine Stärke, sondern bilden und speichern Fructane, hochmolekulare Polysaccharide, als Reservestoff. Diese schwefelhaltigen Polysaccharide, werden beim Menschen im Dünndarm enzymatisch nicht gespalten. Sie gelangen insofern unverdaut in den Dickdarm und werden dort von den Bakterien der natürlichen Flora unter kräftiger Gasentwicklung verstoffwechselt. Nach dem Genuss von Zwiebeln kommt es daher häufig zu Flatulenz, für deren Geruch neben den Abbauprodukten der Fructane auch die der schwefelhaltigen Inhaltsstoffe verantwortlich sind.

Diagnose

Prick und Intrakutantestung mit kommerziellen Extrakten, Scratch mit nativem Material, RAST.

Epikutantestung: Mit 1 %iger Konzentration des wässrigen oder ethanolischen Extraktes oder ausgedrückten Saftes.

Literatur
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  1. Almogren A et al. (2013)  Garlic and onion sensitization among Saudi patients screened for food allergy: a hospital based study. Afr Health Sci 13:689-693.
  2. Ammon H et al (2014).  Hunnius Pharmazeutisches Wörterbuch. Walter de Gruyter GmbH Berlin/Boston S 62-64
  3. Añibarro B et al. (1997) Occupational asthma induced by garlic dust. J Allergy Clin Immunol 100: 734-738. 
  4. Borrelli F et al. (2007) Garlic (Allium sativum L.): adverse effects and drug interactions in humans.Mol Nutr Food Res 51:1386-1397.
  5. Eriksson NE et al. (2004) Self-reported food hypersensitivity in Sweden, Denmark, Estonia, Lithuania, and Russia. J Investig Allergol Clin Immunol 14:70-79.
  6. Moyle M et al. (2004): Use of gloves in protection from diallyl disulphide allergy. Australas J Dermatol 45: 223-225 
  7. Hausen BM, Vieluf K (1997) Allergiepflanzen, Pflanzenallergene. Ecomed Verlag Landsberg/München 65-67
  8. Ledezema E et al. (1996) Efficacy of ajoene, an organsulphur derived from garlic, in the short-term therapy of tinea pedis. Mycoses 39: 393-395
  9. Loew D (2012) In: Beer A M et al. [Hrsg.] Leitfaden Naturheilverfahren für die ärztliche Praxis, Urban und Fischer Verlag S 166f.
  10. Van den Akker TW et al. (1990)  Contact allergy to spices. Contact Dermatitis 22:267-272
  11. Vargo RJ et al. (2017) Garlic burn of the oral mucosa: A case report and review of self-treatment chemical burns. J Am Dent Assoc 148:767-771.

 

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