Lovastatin
Synonym(e)
Definition
Substanz aus der Gruppe der Statine.
Pharmakodynamik (Wirkung)
Wirkprinzip: kompetitive, reversible Hemmung der HMG-CoA-Reduktase dem geschwindigkeitsbestimmenden Schlüsselenzym der Cholesterinsynthese; Reduktion der endogenen Cholesterinsynthese und Senkung des Gesamtcholesterin- und LDL-Cholesterinspiegels.
Pharmakokinetik
Lovastatin, erstes zugelassenes Statin, isoliert aus Fermentation des Aspergillus terreus; Simvastatin und Pravastatin eng verwandt mit Lovastatin.
Satin mittlerer Wirkstärke mit mögl. LDL Senkung dosisabhg: 40 bis 45 % und kurzer HWZ von 1,1 Std.
Lovastatin und Simvastatin sind Lactone bzw. zyklische Ester, als Prodrug müssen sie erst zu aktivem Wirkstoff hydrolisiert werden.
Lovastatin ist ein lipophiles Statin/schnelle Resorption mit Maximalkonzentration nach 2-4 Stunden/starke Plasmaeiweisbindung von ≥95%
Metabolisierung: vorwiegend über das CypP450-System in der Leber; hauptsächlich über CYP3A4, daher Wechselwirkung mit anderen Substanzen und erhöhtes Risiko für myotoxische und andere unerwünschte Arzeimittelwirkungen (UAW) durch Wirkungsverstärkung! Einschränkung der Anwendbarkeit bei chronischen Lebererkrankungen/Einschränkung der Leberfunktion.Lovastatin passiert im Tierversuch Plazenta und Blut-Hirnschranke.
Elimination vorwiegend über den Darm nur zu ca. 10% über die Niere.
Indikation
Auf Basis und zusätzlich zu Lebensstilveränderungen (Ernährungsumstellung, Bewegung, Gewichtsreduktion, ggf. Rauchstopp) bei:
Hypercholesterinämie;
Primärprevention, wenn ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankung vorliegt (≥10%SCORE2/SCORE2-OP);
Sekundärprevention, wenn bereits eine kardiovaskuläre Krankheit bzw. schwerwiegendes Ereignis vorliegt.
FH (ab 10 Jahren)
Bei Kindern altersabhängige Höchstdosen beachten, Behandlung und Überwachung nur vom Spezialisten (Leitline).
Schwangerschaft/Stillzeit
Cholesterin und andere Zwischenprodukte der Cholesterinbiosynthese sind essentiell wichtig in der embryonalen und fetalen Entwicklung und notwendig für die Synthese von Steroiden und Zellmembranen!
Statine sind daher kontraindiziert in Schwangerschaft und in der Stillzeit.
Das potentielle Risiko einer Schädigung rechtfertigt eine Therapiepause. Aus Tierversuchen ist bekannt, daś Lovastatin die Plazentaschranke durchdringt und in die Muttermilch übergeht.
Frauen und junge Mädchen im gebährfähigen Alter brauchen eine effektive Empfängnisverhütung (Wechselwirkungen beachten!)
weitere Angaben siehe Fachinfo!
bei unerwarteter Schwangerschaft unter Behandlung siehe Embryotox Charité.
Dosierung und Art der Anwendung
Dosierung entspr. Leitlinien (Mach et al 2020) nach angestrebtem Zielwert mit geringster notwendiger Dosis ggf. Dosissteigerungen in mind. 4-6 Wochen Abständen; Höchstdosis 80mg; hohe Dosierungen vermeiden ggf. bereits frühzeitig Kombinationstherapie (Ezetimib), individuelle Patientenfaktoren mit beachten.
Verdopplung der Dosis bringt nur noch ca. 6% zusätzliche LDL-C Reduktion, aber höheres Risiko für NW da NW dosisabhängig!
Einnahme: oral 1x täglich, nahrungsunabhängig.
Einnahmezeit abends, bei kurzer HWZ nachgewiesen verbesserte Wirksamkeit, da Cholesterinsynthese tageszeitabhängig mit höchster Cholesterinsynthese nachts bzw. frühe Morgenstunden. (Bei hoher Dosierung auch 2x tägl zusätzlich morgends möglich)
wichtig: tägl. Einnahmezeit sollte immer beibehalten werden um Schwankungen in der Wirkstärke zu vermeiden.
Therapieadhärenz ist wichtig und sollte mit Patienten besprochen werden!
Unerwünschte Wirkungen
Häufig sind leichte NW: Kopfschmerzen, Schwindel, Myalgien, gastrointestinale Beschwerden.
Häufig: Verschlechterung Blutglukosewerte, Erstmanifestation Diabetes insb. bei Prädisposition (Prädiabetes, Adipisitas metabolisches Syndrom)
Selten sind schwere NW: Myositis, Myopathie, Rhabdomyolyse (Gefahr von Nierenversagen), hepatotoxische Schädigung, Leberwerte ≥3fach Normwert; Ikterus, Schwäche, Krankgeitsgefühl und Fieber.
Einzelfälle: IMNM; interstitielle Lungenerkrankung (bei Langzeitanwendung)
Überempfindlichkeitsreaktion, Angioödem.
Weitere Angaben und Details siehe Fachinfo!
Wechselwirkungen
Enzymsysteme/Carrier und Auswahl von Substanzen mit Potential für Interaktion (Inhibition), Wirkungsverstärkung und Risiko für schwerwiegende NW bei gleichzeitiger Behandlung mit Lovastatin (insb. bei hoher Dosierung).
CYP3A4Carrier
- Amiodaron, Amlodipin (CYP3A5), Aprepitant, Cilostazol, Cimetidin, Clarithromycin, Conivaptan,Ciclosporin, Cobicistat, Diltiazem, Erythromycin, Fluconazol (höhere Dosen), Fluvoxamin, Grapefruit, Idelalisib, Imatinib, Isavuconazol, Itraconazol, Netupitant, Posaconazol, Ritonavir, Voriconazol
P-gp (ABCB1)
- Amiodaron, Azithromycin, Captopril, Carvedilol, Chinidin, Cimetidin, Clarithromycin, Colchicin, Conivaptan, Ciclosporin, Diltiazem, Dronedaron (potent), Erythromycin, Itraconazol, Nicardipin, Protease-Inhibitoren (HIV), Ranolazin, Ticagrelor, Verapamil
Daneben: keine gleichzeitiger Anwendung mit Fusidinsäure (Therapiepause für Behandlungsdauer plus 7 Tage).
Vorsicht und niedrige Dosierung bei gleichzeitiger Anwendung von Gemfibrozil, anderen Fibraten, Niacin
Cumarinderivate: Prothrombinzeit kann verlängert sein.
Diese Angaben stellen nur eine Auswahl dar! Weitere Interaktionen müssen im Einzelfall individuell abgeklärt werden! weitere Informationen siehe Fachinfo! oder Datenbanken zu Arzeimittelinteraktionen.
Beachtet werden sollte auch, daß durch Statine die Wirkung von Begleitmedikation verändert werden kann und auch hierduch sich zusätzlich Unverträglichkeiten ergeben können!
Insbesondere bei besonderen Patientengruppen mit Polypharmakotherapie ist das Risiko erhöht!
Kontraindikation
- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
- aktiven Lebererkrankungen oder persistierender Erhöhung der Serum-Transaminasen unklarer Genese
- Schwangerschaft und Stillzeit
- gleichzeitige Anwendung von potenten CYP3A4-Inhibitoren (z. B. Itraconazol, Ketoconazol, HIV-Protease-Inhibitoren, Erythromycin, Clarithromycin, Telithromycin und Nefazodon)
Präparate
Lovastatin (Generika) 10 mg, 20 mg, 40 mg, 80 mg
Literatur
- Mach F et al (2020). 2019 ESC/EAS Guidelines for the management of dyslipidaemias: lipid modification to reduce cardiovascular risk: The Task Force for the management of dyslipidaemias of the European Society of Cardiology (ESC) and European Atherosclerosis Society (EAS) European Heart Journal 41;1:111-188 (https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehz455)