Fibrate

Zuletzt aktualisiert am: 08.07.2025

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Synonym(e)

PPAR- alpha- Agonisten

Definition

Fibrate auch als PPAR-alpha-Agonisten (PPAR:Peroxisomen-Proliferator-aktivierte Rezeptoren) bezeichnet, sind Substanzen die als Lipidsenker eingesetzt werden.

Bedeutung: Im Gegensatz zu Statinen haben Fibrate eine nur geringe Wirkung auf den LDL-C Wert, der jedoch für das kardiovaskuläre Risiko eine entscheidende Rolle spielt, und keine nachgewiesene Prognoseverbesseung.

Fibrate kommen daher nur noch in sehr wenigen Indikationen, vorwiegend bei erhöhten Triglyzeridwerten, nachrangig zu Satinen und anderen Lipidsenkern zur Anwendung. Daneben lassen sich Fibrate aufgrund des komplexen WW Profiles nur sehr schwer mit anderen Lipidsenkern wie Statinen kombinieren, was ihre Anwendbarkeit weiter einschränkt.

Pharmakodynamik (Wirkung)

Wirkmechanismus: Hauptsächlicher Wirkmechanismus ist die Aktivierung des PPAR alpha Rezeptors und Aktivitätszunahme der Lipoproteinlipase, sowie beschleunigter Abbau von LDL und Triglyceriden (jedoch auch vermehrter Metabolismus von VLDL zu LDL, daher LDL Anstieg bei Hypertriglyceridämie).

LDL-C Senkung: 10-20%
TG (Triglycerid) Senkung: 20-40%
HDL Anstieg: 5-20%

Nicht alle Wirkungen der Fibrate sind vollständig bekannt.

Fibrate haben insgesamt nur einen moderaten Effekt und eine Prognoseverbesserung wurde im Gegensatz zu Statinen nicht nachgewiesen. Daher haben sie bei der Behandlung der Hyperlipidämie nur eine sehr nachrangige Bedeutung vorwiegend bei der Behandlung der Hypertriglyzeridämie.

Pharmakokinetik

Pharmakokinetik für einzelne Präparate unterschiedlich.

Resorption: oral gute Resorption, die durch zeitliche Nähe zur Nahrungsaufnahme verbessert wird.

hohe Plasmaeiweisbindung; zu beachten ist, daß andere Arzneistoffe durch Fibrate aus ihrer Plasmaeiweisbindung verdrängt werden können und bei Hypoalbuminämie die Wirkung von Fibraten verstärkt werden kann (NW,WW!)

Metabolisierung: vorwiegend in der Leber u.a. Glukuronidierung (WW); nur teilweise bekannt über welche Enzymsysteme und welche Transporter involviert sind, daher komplexes und teilweise schwer abschätzbares WW Profil und Risiko für NW.

Elimination: Niere, Galle bzw. Darm

Zu beachten insbesondere: Kontraindikationen bei Leberfunktionseinschränkungen und Gallewegserkrankungen, sowie GFR adaptierte Dosisbeschränkungen bei Nierenfunktionseinschränkungen und Kontraindikationen bei schwerer und terminler Niereninsuffizienz (≤30 bzw. ≤15ml/min) und Dialyse.

Siehe auch Einzelsubstanzen und Fachinfo des jeweiligen Präparates.

 

 

Indikation

Therapie entspr. Leitlinien immer in Verbindung mit Lebensstilveränderungen.

bei Hyperlipidämie: nur Zweitlinientherapie, da Erstlinientherapie Statine aufgrund besserer nachgewiesener Wirksamkeit und nachgewiesener Prognoseverbesserung! insb. bei gleichzeitig bestehender Hypercholesterinämie!

bei Hypetriglyzeridämie: auch in diesem Fall nur Zweitlinientherapie; nur bei sehr hohen Triglyzeridwerten mit Gefahr der Pankreatitis zu erwägen.

Erstlinientherapie für Hypertriglyzeridämie ist Therapie der Grundkrankeit, da häufig sekundär z.B. Diabetes mellitus, daneben Gewichtsabnahme, Ernährungsumstellung mit Verzicht auf gesättigte Fette (tierische Fette), Bewegung, ggf. Alkoholreduktion oder Abstinenz und ggf. Statine zur Primär- bzw. Sekundärprävention entspr. Risikoprofil und LDL-C Zielwert.

Problematisch ist, daß sich Fibrate nur schlecht mit Statinen kombinieren lassen, da Risiko für gefährliche schwere Myopathien erhöht wird; Kontraindikationen und WW der einzelnen Statine und anderer Begleitmedikation beachten!

Weitere Hinweise siehe Fachinfo des jeweiligen Präparates!

Weitere Informationen zur Indikation siehe geltende Leitlinien!

Schwangerschaft/Stillzeit

Fibrate sind kontraindiziert in der Schwangerschaft und Stillzeit!

Dosierung und Art der Anwendung

  • oral, Kapseln od. Tabletten
  • meist verteilt auf 3x tägl zur Nahrung; Retardpräparate auch 1x tägl.
  • Dosierung abhängig von der jeweiligen Substanz und individueller Indikation
  • bei gleichzeitiger Verabreichung mit anderen Arznistoffen (Anionenaustauschharze) sind ggf. zeitliche Abstände zur Einnahme zu beachten!
  • gleichzeitige Gabe von Statinen sollte unterbleiben (beide Substanzen haben komplexes WW Profil und gleichartige NW, die das Risiko wechselseitig verstärken); ggf. nur bei strenger Indikationsstellung, wenn kein erhöhtes Risiko für NW vorliegt und unter Beachtung weitere Einschränkungen im Einzelfall (Kontraindikationen und WW)!
  • Siehe auch Einzelsubstanzen und Fachinfo des jeweiligen Präparates.

Unerwünschte Wirkungen

gastrointestinale Beschwerden
Myalgie bis Myositis ähnliche Beschwerden mit CK-Anstieg; selten auch Risiko der schweren Myopathie mit Rhabdomyolyse und Gefahr von Nierenversagen!
Tendenz zur Gallensteinbildung, da die Cholesterinkonzentration der Galle ansteigt (lithogener Index nimmt zu).

Weitere Hinweise siehe Einzelsubstanz und Fachinfo des jeweiligen Präparates.

Wechselwirkungen

komplexes WW Profil, das nicht vollständig bekannt ist.

u.a. Statine, Cyclosporin A, Nicotinsäurederivate, 
Orale Antikoagulanzien
Antidiabetika 
Antazida, Colestipol, Colestyramin

Fibrate verdrängen andere, an Albumin gebundene, Arzneistoffe aus ihrer Plasmaeiweißbindung, so dass deren Plasmakonzentration erhöht und deren Wirkung verstärkt werden kann! Einzelheiten sollten für jede Substanz gesondert geklärt werden!

Dies stellt nur eine Auswahl dar. Siehe auch Einzelsubstanzen und Fachinfo des jeweiligen Präparates für weitere Hinweise.

Kontraindikation

schwere Nieren- oder Leberinsuffizienz
Erkrankungen der Gallenblase
Schwangerschaft und Stillzeit
Kombination mit Statinen, da erhöhtes Myopathierisiko (Gemfibrozil kontraindiziert, andere Fibrate teilweise kontraindiziert oder nur sehr eingeschränkt anwendbar!)

weitere Kontraindikationen und Hinweise zur eingeschränkten Anwendbarkeit siehe Einzelsubstanzen und jeweilige Fachinfo!

Präparate

Bezafibrat (Cedur)
Fenofibrat (Generika)
Gemfibrozil (Gevilon)

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

  1. Karow T, Lang-Roth R (2024): Allgemeine und spezielle Pharmakologie 32. Aufl. 2024/25.

Verweisende Artikel (2)

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